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Session 2009/2010: Principe Franco verteilt "mille baci"

Session 2009/2010 : Principe Franco verteilt "mille baci"

"Eins ist ganz gewiss: dass ab heute einiges anders ist." Heinz Vogt, Präsident der Narrenzunft Oberpleis, verkündete dem jecken Volk bei der Proklamation der neuen Tollitäten in der Oberpleiser Aula, auf was es sich an den närrischen Tagen einstellen muss: Prinz und Prinzessin heißen im Pleeser Ländchen ab sofort Principe und Principessa und anstatt Bützchen gibt es "mille baci".

So ist das, wenn man einen waschechten Sizilianer zum Karnevalsprinzen erhebt. Kleiner Trost für Traditionsbewusste: Gulasch- und Erbsensuppenkanonen werden nicht durch italienische Nudelpfannen ersetzt. Prinz Franco I. (Scarvaci) lässt sich nämlich selber lieber eine deftige Ätzezopp statt Pasta Tricolore schmecken.

Ein Zeichen dafür, wie sehr der vor fünf mal zehn Jahren in Sizilien geborene Prinz im Rheinland heimisch ist. Allerdings ist er auch schon im zarten Alter von fünf Jahren mit seiner Familie nach Dollendorf gezogen. "Er hat drei Schwestern - darum ist er auch so klein geblieben", witzelte Bürgermeister Peter Wirtz, der zum närrischen elften Mal die Proklamation der Pleeser Tollitäten vollzog.

Im Prinzenornat dürfte sich Franco I. durchaus wohl fühlen, schließlich hat er es auch beruflich mit feinem Zwirn zu tun: Er ist Produktveredler in der Textilindustrie. Als lebensfrohem Italiener hat es ihm natürlich auch der rheinische Fastelovend angetan. "Op de Karneval is er janz jecke, seit er den Pleeser Zoch entdeckte", präzisierte Vogt.

Seit 15 Jahren fährt Franco Scarvaci auf dem Club-Hup-Wagen im Oberpleiser Karnevalszug mit und hat somit jede Menge Erfahrung im Kamellewerfen. Seine Prinzessin lernte er vor 22 Jahren kennen und lieben. Karin I. (Scarvaci) ist zwar in Bonn geboren, aber in Oberpleis aufgewachsen.

Schon in der Kindheit liebte sie den Karneval und war 1969 Kinderprinzessin im Kinder-Dreigestirn in Köln-Porz. Als Überraschung hatte die Narrenzunft eigens ihren ehemaligen Kinderprinzen Andreas Rosen zur Proklamation einfliegen lassen.

Mit 18 Jahren trat die gelernte Reiseverkehrskauffrau in das Damentanzcorps Funkenfrauen ein und wechselte anschließend zu den Zunftfrauen "Pleeser Wind", wo sie 14 Jahre lang das Programm der Weibersitzung mitgestaltete. Kein Wunder, dass der Jubel bei den närrischen Damen gleich am ersten Tisch in der Aula riesengroß war.

Die Zunftfrauen holten sich ihre "mile baci" gleich persönlich beim neuen Prinzen ab. Ein kleiner Vorgeschmack auf das, was in den tollen Tagen wohl noch kommen mag - forderte der rheinische Sizilianer sein Narrenvolk doch wortwörtlich auf: "Habt Spaß an der Freud und an Amore, dass sagt euch euer Prinz Franco Salvatore."

Es dauerte eine ganze Weile bis die Tollitäten endlich die Bühne erklommen hatten und die Insignien der Macht aus den Händen des Bürgermeisters entgegen nehmen konnten. Als Trostpflästerchen für den Verlust der Amtswürde und gleichzeitig als nachträgliches Geburtstagsgeschenk wurde Wirtz von Narrenzunft-Präsident Vogt zum Ehrenmitglied ernannt.

Bleibt noch das Motto, unter dem im Territorium auf dem Berg ab sofort Fasteloovend gefeiert wird: "Vom Ätna bis zum Pleesbach Strand, sind wir außer Rand und Band." Wenn auch die Proklamation der neuen Tollitäten die Krönung des Abends war, so hatte die Narrenzunft das Programm noch mit etlichen weiteren Höhepunkten gespickt.

Die Dilledöppchen und die Zunftsterne, die blau-weißen Funken und die "Blue Spirits" begeisterten mit ihren flotten Tänzen. Die Band "Kölsch Fraktion" riss die Narren schon beim ersten Lied von den Stühlen, und in der Bütt sorgten "Ne Bergische Jung" (Heinz Vogt), der "Protokollarius" (Elferratsmitglied Norbert Mahlberg), "Ne Kölsche Schutzmann" (Jupp Menth) und "Et Klimpermännche" (Thomas Cüpper) dafür, dass kein Auge trocken blieb.

Letzterer hatte dann auch eine einleuchtende Erklärung dafür parat, weshalb es im Schlafzimmer zumindest auf einen Seite des Ehebetts etwas lauter zugehen kann: "Was Frauen Schnarchen nennen, ist ein Schutzreflex für alles, was uns lieb und teuer ist." Durch lautes "Sägen" sorge der Mann dafür, dass zum Beispiel keine wilden Tiere in die Nähe seiner Behausung kommen.