„Wir lassen es maximal eskalieren!“ : Wilde Prinzenproklamation in Oberpleis
OBERPLEIS Witaly I. und Barbara I. versprechen den Oberpleiser Jecken eine tolle Session. Auch das Sitzungsprogramm war spitze.
Der neue Prinz reckte die Arme hoch, die Prinzessin winkte – das streng gehütete Geheimnis der Narrenzunft Oberpleis war gelüftet: In der Eingangstür zum Schulzentrum standen Witaly und Barbara Wagner und ließen sich bejubeln.
Und während das Bläsercorps Auelgau „Ach, wär ich nur ein einzig Mal ein schmucker Prinz im Karneval …“ spielte und mit den Blau-Weißen Funken den Weg durch den Saal frei machte, tauchte das Prinzenpaar in die dicht gedrängte Narrenschar wie ein U-Boot. Nur die Federn von der Prinzenkappe ragten wie ein Sehrohr aus der Menge und signalisierten, wo die beiden gerade bützten, Kusshändchen und Strüßjer warfen.
Ein phänomenaler Einzug nach Maß, der zehn Minuten dauerte und sich anfühlte wie ein Marathon. Sitzungspräsident Andreas Friedrich und Bürgermeister Peter Wirtz mussten auf der neugestalteten Bühne Geduld aufbringen, während die Auelgauer, verstärkt auch durch „uuse Pastuur“ Markus Hoitz, immer weiter spielten. Aber endlich – nur noch wenige Stufen, und die neuen Tollitäten landeten ebenfalls auf der Schaufläche. Witaly hüpfte im Takt und die Funken stampften rhythmisch mit ihren Klabüs auf den Boden, während es Konfettistreifen regnete.
Bevor Präsident Friedrich die Tollitäten mit den Insignien der Macht ausstattete, von denen sich das Vorjahresprinzenpaar Tanja und Clemens Ostermann trennen musste, stellte er mit Wirtz die Nachfolger vor. „Oh, wie bist du schön“ spielte das Corps, als es um Barbara I. ging, ein echt „Pleeser Mädchen“, das jedes Kind in Oberpleis kennt, ist die blonde 41-Jährige doch seit zehn Jahren Inhaberin des Kindermodengeschäftes „Paulinchen“ und auch Mitglied des Werbekreises.
Funke mit Leib und Seele
Ihr Prinz wurde 1972 im fernen Aktjubinsk in Kasachstan geboren; als Fünfjähriger kam er nach Deutschland. Während der Ausbildung bei der Sparkasse Bonn zum Bankkaufmann lernte Witaly Wagner seine Barbara kennen, die dort und später bei der Deutschen Bank vor ihrer „Paulinchen“-Gründung 17 Jahre lang kaufmännisch tätig war. Als Vierjährige hatte sie erstmals beim Oberpleiser Zoch mit der Straßenkarnevalsgruppe „Wiesengrund“ mitgemacht.
Und als ihre Eltern 1995 als Ulli I. und Renate II. das närrische Oberpleis regierten, intensivierte Barbara ihre Sitzungsbesuche. Witaly, den sie in jenem Jahr heiratete, musste das Kostüm seines Schwiegervaters im Zug tragen, da der eigentliche Besitzer in den weißen Strumpfhosen des Prinzen steckte. Er fand Gefallen daran – und blieb bei der Truppe. Seit 1997 ist Witaly auch Funke und mit Leib und Seele dabei. Einige Jahre agierte er als Kassierer der Narrenzunft. Aber nicht nur im Karneval ist Witaly Wagner, der im Controlling bei der Eaton Industries in Bonn tätig ist, aktiv: Er war Jugendtrainer beim TuS 05 und seit 2016 ist er Mitglied bei „Oberpleis packt an“.
Die neue Prinzessin gehört seit 2003 den Zunftfrauen an – von Anfang an als Kassenwartin. Sie gestaltet die Weibersitzung mit. Einige Jahre organisierte sie zudem die Kindersitzung. Auch die Pänz des Prinzenpaares haben Karneval im Blut: Jonas (19) war einige Jahre Tanzoffizier bei den Ströppchen, Carolin (14) tanzt seit ihrem vierten Lebensjahr bei der Narrenzunft und wurde gerade ein Zunftstern. Neben dem Karneval lieben die Tollitäten Hamburg, Astra, den HSV, das Meer. Beide haben den Motorbootführerschein und sind so oft es geht an der Waterkant.
Wirtz sagte: „Ich übergebe Euch die schwere Bürde meines Amtes bis Aschermittwoch. Regiert mit Humor und Frohsinn! Der Kassenstand gestern Morgen: minus 18 Millionen Euro!“ Außer der Urkunde gab’s den Orden und zwei Flaschen Astra-Bier. Zum Sofortanstoßen nach der Verkündung des Mottos: „Von Hamburg bis nach Kasachstan, hier in Plees sind jetzt mir Jecke dran ...!“ Zuvor jubelte Prinz Witaly I.: „Das ist einfach irre hier!“ Und seine Prinzessin versprach: „Ihr seid grandios! Wir lassen es maximal eskalieren!“
Auch das Sitzungsprogramm war spitze: Alles, was bei der Narrenzunft tanzt, eroberte die Herzen der Jecken. Die Band Dröpkes heizte ein, Kempest Feinest und auch die KC Oelbergpiraten traten an. Pastor Hoitz ging in die Bütt. Zum Schluss sangen alle gemeinsam: Pleeser Wind.