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"Alkohol - Irgendwann ist der Spaß vorbei"

"Alkohol - Irgendwann ist der Spaß vorbei"

Behörden machen mobil gegen "Komatrinken" - Jugendliche sind besonders gefährdet

Rhein-Sieg-Kreis. Der Karneval zeigt sich wieder von seiner schönsten Seite. Leider hat der geballte Frohsinn auch eine Schattenseite: den übermäßigen Alkoholkonsum. Der fällt Polizei und Suchtberatern vor allem bei Jugendlichen mehr und mehr auf. Um Gesundheits- und Suchtproblemen besonders bei 14- und 15-Jährigen vorzubeugen, starteten die Ordnungsbehörden im Rhein-Sieg-Kreis eine Aktion, bei der der Name Programm ist.

Was es mit der Kampagne "Alkohol - Irgendwann ist der Spaß vorbei" auf sich hat, darüber informierte Landrat Frithjof Kühn. Wenn an Weiberfastnacht die Uhren sich der 11.11-Uhr-Marke nähern, wachsen bei Friedemann Geisler, Leiter des Kommissariats Vorbeugung, und seinem Kollegen Jürgen Ringhausen die Sorgenfalten. Hatten doch zuletzt "Kampftrinken" und "Komasaufen" ganzer Schulklassen "im geschlossenen Verband", so Landrat Kühn, oft erschreckende Formen angenommen.

Unrühmliche Höhepunkte waren in den vergangenen Jahren die Alkoholexzesse auf dem Markt in Siegburg. Damit jugendliche Schnapsleichen während des närrischen Treibens bald der Vergangenheit angehören, startete die Polizei rechtzeitig vor den tollen Tagen eine Aufklärungsaktion an 13 Schulen in Sankt Augustin und Siegburg. Mit im Boot sind der Arbeitskreis Jugendschutz und Prävention sowie die Fachstelle Suchtprävention, die sich beide auch in den übrigen Kommunen des Kreises um Aufklärung bemühen, erläuterte Karsten Heusinger, Mitarbeiter des Kreisjugendamtes.

Sensibilisieren will man die Schüler mit peppigen Plakaten, die auf die Gefahren übermäßigen Trinkens aufmerksam machen. Zudem lädt eine kombinierte Postkartenaktion zum Mitmachen ein. Vorträge der Polizei ergänzen die Aktion. Dabei setzten die Macher nicht allein auf den belehrenden Zeigefinger. Kühn: "Es steckt ernste Sorge dahinter."

Schließlich machten vor allem 14- und 15-Jährige an diesen Tagen ihre ersten Erfahrungen mit Alkohol - und das in zunehmend exzessiver Weise, so Ringhausen. Er verweist auf eine Untersuchung: Danach machen nur ein Prozent der 12- bis 13-jährigen Schüler regelmäßig Gebrauch von Alkohol. "Bei den 14- bis 15-Jährigen sind es bereits 16 Prozent." Für Kühn ist "besonders gefährlich", dass von den verheerenden Wirkungen und der Suchtgefahr des "Giftes Alkohol" viele Jugendliche oft keine Ahnung hätten.

Daher spannt Geisler auch die Eltern mit ein: "Vor den Karnevalstagen ist es ihre Pflicht, die Kinder über den bewussten Umgang mit Alkohol aufzuklären." Immerhin ist "Kampftrinken" lebensgefährlich. In Rheinbach starb ein Jugendlicher, der ein halbe Flasche Wodka in einem Zug gelernt hatte - einer von jährlich 40 000 Alkoholtoten in Deutschland. Zudem sind 2,5 Millionen Menschen alkoholabhängig. So ermahnt die Polizei auch Lebensmittelhändler, Alkohol nicht an Jugendliche unter 16 Jahren abzugeben.

Bislang kommt die Aktion gut an. Das bestätigten die Schülervertretungen des Rhein-Sieg-Gymnasiums (RSG) und des Albert-Einstein-Gymnasiums (AEG), die Kühn für ihr Engagement beim Kampf gegen den übermäßigen Alkoholkonsum bei der Karnevalsfeier auf dem Augustiner Marktplatz lobte. Wie beliebt die Plakate sind, kann Stefan Wirtz, SV-Sprecher am AEG, belegen: "Von denen hängen nur noch die Hälfte in der Schule. Eines klebt auch im Zimmer meines Bruders."