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Kleines Nachwuchs-Dreigestirn ganz groß

Kleines Nachwuchs-Dreigestirn ganz groß

In Oberlar kommen die Tollitäten aus einer Familie - Jecke sind hin und weg

Troisdorf. Wer sagt eigentlich, dass eine ausgewachsene Karnevalsgesellschaft immer von mindestens volljährigen Tollitäten regiert werden muss? Eben niemand.

Darum entwickelte sich eine zündende Idee in Troisdorfs karnevalsverrücktem Stadtteil Oberlar zum Selbstläufer: Erstmals in der jecken Geschichte hat ein Mini-Dreigestirn während der fünften Jahreszeit das Sagen: Auf der Prunksitzung der Karnevalsgesellschaft Fidele Sandhasen bereiteten 450 Narren Prinz Max, Bauer Jo und Jungfrau Pia eine rauschende Proklamation.

Der Clou an der Sache ist: Die drei Nachwuchs-Majestäten haben alle die gleichen Wurzeln, sie gehören alle zur in Oberlar verwurzelten Familie Dobelke.

Es war wie verhext: Der traditionsreiche Junggesellenverein "Geloog Grön Eck" von 1890 war in dieser Session dran, die Tollitäten zu stellen. Aber das Problem: niemand wollte. Zumindestens von den Großen.

Das durfte nicht sein, sagten sich der zehnjährige Max und seine zwei Jahre ältere Schwester Pia. Papa Paul Dobelke war anfangs keineswegs Feuer und Flamme für den Plan, wie er am Samstag verriet. Und das, obwohl der gute Mann ein Jeck par excellence ist und 1995 selbst Prinz im Dreigestirn war.

Gott sei Dank blieb der Nachwuchs beharrlich. Ruck Zuck wurde noch der fehlende dritte Mitstreiter für das närrische Großvorhaben rekrutiert: Neffe Jo Dobelke, acht Jahre alt, und Sohn von Paul Dobelkes Bruder Günter.

Spätestens der famose Einmarsch des Nachwuchs-Dreigestirns, inmitten einer Horde wild gewordener Cowboys und Indianer, dürfte Papa Paul Dobelke eines Besseren belehrt haben: Die drei Minis machten ihre Sache mindestens genauso gut wie die Großen, die in all den Jahren zuvor auf der Bühne der Gesamtschule gestanden hatten.

Selbst die nicht leichte Aufgabe, den ausladenden Hut des Bauern mit Würde zu tragen, erledigte der kleine Jo mit Bravour. Fest steht auch: Die Oberlarer kriegten sich schlicht nicht mehr ein, angesichts ihrer knuddeligen Oberjecken. Weiteres Schmankerl: eine tollen Sitzung, auf der etwa Guido Cantz und Bruce Kapusta zu Gast waren: KG-Vorsitzender Dieter Scheiderich erhob Josef Bollermann in den Rang eines Ehrensenators.

Eine rauschende Karnevalsparty legte wenige Kilometer Luftlinie entfernt auch die 1. Große Karnevalsgesellschaft Sieglar um ihren Präsidenten Marco Esch hin. Wie seit Jahren, bekamen die Gäste in der Küz ein närrisches Programm vom Feinsten kredenzt. Allein schon ein Genuss für das Auge war der gelungene Auftritt des großen Traditionskorps "Altstädter Köln 1922".

Auf einen weiteren Höhepunkt des Abends stimmte Marco Esch dann die Gäste höchst persönlich ein: Er legte eine tolles Solo zu dem Hit "So soll es sein" von der Pop-Formation "Ich und Ich" hin. Der ideale Anheizer für die drei Herren, die dann Einlass begehrten: Das Sieglarer Dreigestirn bahnte sich nämlich anschließend seinen Weg zur Proklamation.

Und man muss sagen: Es war ebenfalls ein Bild für die Götter, wie das Trio von einer begeistert Fähnchen schwingenden Narrenschar empfangen wurde. Aus der Hand von Esch empfingen dann auf der Bühne Prinz Uwe I (Schmidberger), Jungfrau Christel (Christian Winkler) und Bauer Hans-Georg (Reinke) ihre Weihen.

Prinz Uwe (44) ist Mechaniker und begeisterter Karnevalist: Bereits drei Mal war er Adjutant. Bauer Hans-Georg (51) ist Industriemechaniker, Kegelbruder und Hobbylandwirt und daher für die Würde des Bauern bestens geeignet. Jungfrau Christel (41) ist Karosseriebaumeister und war vor drei Jahren schon einmal Jungfrau. Hobby sind der Karneval, der 1. FC Köln und das Kochen.