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Närrisches Rathaus in Bad Honnef​

Närrisches Rathaus in Bad Honnef : Erste (Wort)gefechte um den Rathausschlüssel

Zu Weiberfastnacht steigt im Rathaus das jecke Barometer. Das Siebengebirgsprinzenpaar wird von den Kollegen gefeiert.

Beim Rathaussturm am Samstag wollen die Siebengebirgs-Tollitäten Norbert I. und Karin I. mit ihren Stadtsoldaten den Schlüssel zum Weißen Haus Bürgermeister Otto Neuhoff im Handstreich entwenden. Bei der traditionellen Wieverfastelovend-Sitzung im Rathaus wackelten die Wände: Musik, ein tolles Programm, jet zo müffele und herrlich kostümiert die Bediensteten der Stadtverwaltung, die es ordentlich krachen ließen.

Der Höhepunkt: Das Siebengebirgsprinzenpaar zog mit Jeschmölz und seinen Stadtsoldaten ein und startete eine Charmeoffensive. Wollten die Majestäten, die im bürgerlichen Leben ja Teil der Rathausmannschaft sind, die Federfuchser-Kollegen bezirzen und „weichkochen“ für den Angriff oder sogar zum Seitenwechsel animieren?

Bunte und fröhlich. So präsentierten sich die Karnevals-Jecken an Weiberfastnacht.
Bunte und fröhlich. So präsentierten sich die Karnevals-Jecken an Weiberfastnacht. Foto: Frank Homann

Die Rathaus-Verteidiger taten wirklich ihr Bestes

Ist die Truppe der Rathaus-Verteidiger wirklich geschlossen? Denn: Die Herzen der Bediensteten flogen den Herrschern über das komplette Siebengebirge im Handumdrehen zu. Die Putzfrauen des Rathauses sangen sogar ein Lied für Norbert I. und Karin I. – „Jetzt schaut sie euch an in der vollen Pracht, ein Prinzenpaar, das jedem Freude macht …“ Die Rathaus-Jecken lagen ihren Tollitäten zu Füßen.

Dennoch: Die Stadtsoldaten präsentierten zu Ehren des Bürgermeisters das Gewehr, reihten das Stadtoberhaupt zum Gardetanz in diesem Hexenkessel ein. Neuhoff revanchierte sich mit zwei Fässchen aus dem Brauhaus und meinte siegessicher mit Blick auf den Rathaussturm: „Ich baue auf meine Stadtsoldaten!“ Resolut entgegnete Prinz Norbert: „Das sind meine Jungs. Und die Mitarbeiter hier werden dir am Samstag zeigen, wer hier der Chef ist!“

Das dürfte eine heftige „Schlacht“ um den Machttempel werden. Aber dass Norbert I. davor nicht bange ist, zeigte sich, als der royale Fan von Borussia Mönchengladbach den Geißbock aus der Stadt mit K, mit dem die Rathauswand als Abschreckung dekoriert war, einfach nur ignorierte. Am Weiberfastnachtstag sangen sie gemeinsam „Lass uns fiere …“

Den Orden der Verwaltungsspitze, der an diesem Tag als Lohn für jecke Darbietungen gewährt wurde, gab es auch für die Siebengebirgsregenten. Eine Seite des jecken Edelmetalls zeigt Bürgermeister, Ersten Beigeordneten und Kämmerin, die gemeinsam auf einer Sektflasche wie Münchhausen auf der Kugel hocken, umkränzt vom Spruch: „Energie sparen – aber volle Pulle!“ Auf der Rückseite aber ist der Orden von Norbert und Karin zu sehen.

Mit Alaaf wurden die Tollitäten verabschiedet, die ein tolles Programm mit Musik und Tanz zeigten, ganz nach dem Geschmack der Federfuchser aus dem Rathaus. Sitzungspräsident Sven Champion dankte dem närrischen Hochadel für den Besuch, der mit Tschingderassabum aus dem Verwaltungstempel auszog.

Dort hatten zuvor schon Rathaus-Bedienstete gezeigt, dass sie nicht nur mit Zahlen und Paragraphen umgehen können. Nachdem das Tanzcorps Blau-Weiß Selhof und die Band Kaschämm als Eisbrecher fungiert hatten, betraten im Blaumann neun Männer, querbeet aus allen Abteilungen, die Bühne. Uiuiui, die Hüllen fielen, die Herren tanzten im rot-weißen, eng anliegenden Trikot nach Rock’n’roll-Melodien. Das Publikum kreischte – und Trainerin Nadine Batzella wurde auf Schultern getragen.

Ein witziges Duo der Putzfrauen sorgte für Lacher

Nadine Batzella bildete dann zusammen mit Silke Olbermann das Putzfrauen-Duo „Gisela und Hedwig“, das über alles im Rathaus bestens informiert ist und auch die 80 neuen Mitarbeiter - „Was haben wir nur für eine Fluktuation?“ - begrüßte. Köstlich. Da stolperte Gisela immer wieder über die Genderkunstpause mit dem anschließenden „innen“, das Hedwig zelebrierte. Gisela: „Hör doch dat blöde Gendern op. Ich wurde wenigstens genderneutral erzogen – ich kann weder kochen noch rückwärts einparken.“

Die Krisen waren Themen. Hedwig: „Corona. War das eine Zeit. Ne, jetzt mal im Ernst: Im Jahr 2020 war meine Mülltonne mehr draußen als ich.“ Die Putzfrauen präsentierten Mützen als Bürgermeister-Weihnachtsgeschenk gegen die Kälte in den Büros. Und: „Also, wenn es mal nit so sauber is, nicht wundern. Wir putzen jetzt mit kaltem Wasser und ein Eimer reicht für eine Etage …“ Auch ihr Aufwärmtraining zeigten sie, nachdem sie ihre Schürze abgelegt hatten. Mit dem Lied: „Ja, wenn der Gaspreis steigt, dann stonn mir al parat ...“

Gisela fragte aber auch: „Hast du schon gehört? Hier im Rathaus residiert ein Prinzenpaar.“ Hedwig: „Wie jetzt? Ist der Prinz Harry mit singem Meggen mittlerweile nach Bad Honnef geflüchtet?“ Natürlich nicht. Vielmehr: „Unsere Kollegen Karin und Norbert Grünenwald regieren jetzt über das Siebengebirge. Sie sind unser aller Stolz!“ Das jecke Rathauspersonal feierte nicht nur die Tollitäten, sondern auch seine Putzfrauen. Es wird spannend - gelingt es dem Prinzenpaar am Karnevalssamstag, dem Bürgermeister den Schlüssel abzuluchsen?