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Siegburgs Jecken feiern: "Nix im Büggel, ävver all joot drop"

Siegburgs Jecken feiern : "Nix im Büggel, ävver all joot drop"

Knappe Kassen, Grundsteuererhöhung und Weiberfastnacht ohne Jugendparty - man würde es verstehen, wenn den Siegburgern das Lachen dieses Jahr im Halse stecken bliebe. Doch die Kreisstadt, jeck wie eh und je, nimmt ihre Haushaltssituation lieber gleich auf die Schippe.

Beim Siegburger Rosenmontagszug verschmolzen deshalb Kommunalpolitik, die Liebe zum Karneval und das sonnige Wetter zu einem bunten närrischen Treiben. Während der brasilianische Straßenkarneval in diesem Jahr im Regen feiern musste, war dem Rheinland das denkbar schönste Karnevalswetter vergönnt. Dicht an dicht drängten sich auch die Siegburger Jecken an die Straßenränder und freuten sich rund vier Stunden lang über etwa 50 Gruppen mit 24 Prunk- und Motivwagen sowie mehr als zehn Tonnen Konfetti- und Kamelleregen. Um die 2000 Menschen marschierten mit, was den Siegburger Rosenmontagszug zu einem der größten im südlichen Rheinland macht.

[kein Linktext vorhanden]Es ist gerade einmal ein Jahr her, da feierte ganz Siegburg sich selbst. Der Siegburger Zoch im letzten Jahr stand ganz im Zeichen des 950-jährigen Stadtjubiläums. Ein Jahr später nahmen viele Gruppen die aktuelle Haushaltslage ihrer Stadt zum Anlass für Seitenhiebe und Frotzeleien. "Atemlos durch das Jubiläumsjahr, bis die Stadt dann pleite war!" titelten etwa die Siegburger Clowns. Und mit: "Haushaltssperre im ?Hühnerhof' finden alle Bürger doof", brachten sie ihren Verdruss in Anspielung an Franz Huhn, Bürgermeister der Stadt, über die aktuelle Kommunalpolitik zum Ausdruck. "Uns war schon angst und bange, dass es in diesem Jahr keinen Umzug geben würde", sagte Ralf Pütz, Vorsitzender der rund 60 närrischen Clowns.

Noch drastischer formulierten es die Siegburger Musketiere. "Wo führt ihr uns bloß hin?", stand unter dem Konterfei des Bürgermeisters, über dem die Pleitegeier kreisten. "Was uns richtig genervt hat, war die Absage der Jugendparty zu Weiberfastnacht", sagte der Vorsitzende Theo Albrecht. Er befürchtet, dass Siegburg an Image einbüßt, zugunsten umliegender Städte wie etwa Sankt Augustin. Die Siegburger Funken Blau-Weiß zeigten auf ihrem Prunkwagen einen Bogenschützen, der auf einer großen Zielscheibe seine Pfeile versenkte. "Es ist ja schließlich auch einiges gut gelaufen", sagte Günter Lindlar, Ehrenstabsmitglied der Funken. "Es ist sogar so gut gelaufen, dass kein Geld mehr da ist und unsere Büggel leer sind."

Die "Wolsdorfer Trotzköpp" nahmen sich hingegen die marode Ausstattung der Bundeswehr vor. "Flinten Uschis schnelle Eingreiftruppe" stand über einer Figur von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen, die auf einer Schildkröte ritt. Damit folgte der Wolsdorfer Freundeskreis unter der Leitung von Harald Wasser ihrer Tradition, bundespolitische Themen auf den Arm zu nehmen. Zum ersten Mal an den Start ging hingegen das Helios Klinikum aus Siegburg mit ihrem Motto "Die Gesundmacher". Niklas Cruse, seit Mai neuer Geschäftsführer, sah es als kulturelle Pflicht, mitzumachen. "Als echtes rheinisches Haus gehört es einfach dazu, sich am Karneval zu beteiligen."