Weiberfastnacht in Siegburg : Nur wenige Jecken feiern auf dem Marktplatz
Siegburg Der Straßenkarneval ist an Weiberfastnacht in Siegburg recht mau ausgefallen. Rund 200 Jecken feierten auf dem Marktplatz - sonst waren es über 3000. Die Strmmung haben sich die Besucher aber nicht vermiesen lassen.
„Siegburg Alaaf“, schallt es über den Marktplatz. Durch die Luft wirbelt Konfetti. Zur Weiberfastnachtsparty haben sich rund 200 Jecken eingefunden. Bands wie Dräcksäck, King Loui und Jot Drop heizen Cowgirls, Piraten, Feen und Tigern ein. Die „gute Stimmung“ bemerkt auch der Siegburger Prinz Clemens I. auf der Bühne. „Man braucht keinen vollen Marktplatz, um gute Stimmung zu haben, denn ihr habt sie alle mitgebracht“, ruft er. Mehrere tausend Jecke wurden vorab erwartet.
An der Bierbude schunkeln zwei Hexen vergnügt. „Ich freue mich sehr, dass wir wieder feiern können, wir haben den Karneval sehr vermisst“, sagt Daggi und wedelt mit ihrem Zauberstab. Sie und ihre Freundin sind aus Lohmar angereist. „Wir freuen uns, dass wieder was los ist und wir hier richtig Spaß haben“, sagt auch Renate. Am Karneval schätzt sie, dass „Alt und Jung zusammen feiern“. Und Daggi betont: „Alle Leute sind aufgeschlossen und fröhlich. Das ist nicht immer so“. Dass die
Wiever an Weiberfastnacht als Hexen unterwegs sind, hat übrigens keinen besonderen Grund: „Wir gehen immer in den Laden und schauen was schön ist“, sagt Daggi. Dirk und Thorsten haben sich ihre Wikingerkostüme hingegen selbst gebastelt. „Ich habe eine Ledernähmaschine zu Hause und wir haben uns einfach ans Werk gemacht“, erzählt Dirk. „Etwas von der Stange kaufen, kann ja jeder“, meint der Siegburger. Eingekleidet in Leder und Schafwolle freut sich der 53-Jährige nun auf die Karnevalstage. „Ein echter Rheinländer will Party machen, sein Herz lebt für den Rhein, den Dom und den Karneval“, sagt Dirk. Mit diesem „Jeföhl“ will er Freund Thorsten anstecken, der aus dem Emsland angereist ist. „Die kennen da ja keine richtige Party“, sagt Dirk mit einem breiten Grinsen.
Hannah (17) hat an Weiberfastnacht Geburtstag und will deshalb so richtig die Sau herauslassen. „Es ist schön, nach den Corona-Jahren einfach das Leben wieder zu genießen und die Freiheit zu spüren“, sagt sie. Begleitet wird die Schülerin von ihrer Freundin Maja (16). Beiden Prinzessinnen gefallen vor allem die Konfettikanonen und die gute Musik. Tom und Marlon sind aus Lohmar angereist. „Köln ist uns zu voll, deshalb haben wir uns für Siegburg entschieden“, sagt Tom. Am Karneval gefällt den Schülern besonders das „Miteinander und die gute Stimmung“. In den nächsten Tagen wollen die 16-Jährigen gemeinsam mit vielen anderen Jecken „Spaß haben“.
Yuliia Yavtushenko lebt seit einem Jahr in Deutschland. Die 19-jährige Ukrainerin macht ein Praktikum beim General-Anzeiger und erlebt den Karneval zum ersten Mal. „Es ist interessant, zu beobachten, wie sich die Deutschen, die sonst ernst und zurückhaltend sind, in fröhliche Leute verwandeln“, sagt sie. Die Karnevalsmusik sei für viele Jecken ansteckend und lade zum Tanz ein. „Die Musik macht viel Spaß.“ Bereits auf dem Weg nach Siegburg hat Yavtushenko viele Kostümierte gesehen. „Da war ein Vater, der sein Kind im Zebra-Kostüm zum Kindergarten gebracht hat, das fand ich süß.“ Leoparden, Esel und Kriegerinnen:Yavtushenko ist begeistert vom Ideenreichtum der Rheinländer. „Es ist schön zu beobachten, dass auch junge Menschen aktiv Karneval feiern und so die Tradition weiterlebt.“
Angesprochen auf die wenigen Besucher, zieht Veranstalter Thomas Kohs am frühen Nachmittag ein Zwischenfazit: „Die Siegburger Schulen haben an Weiberfastnacht lange Unterricht, das ist ein Problem für uns. Erfahrungsgemäß kommen die meisten Schüler am späten Nachmittag.“ Dieser Ansturm blieb am Donnerstag aber aus. Die Stadt Siegburg zählte auf dem Marktplatz rund 200 Jecken. In den vergangenen Jahren kamen im Schnitt 3500 zu der Weiberfastnachtparty. „Es ist ja eine Party, die sich hauptsächlich an junge Menschen in Siegburg richtet“, sagt Kohs. Deshalb falle der Eintrittspreis im Vergleich zu anderen Veranstaltungen mit sieben Euro niedrig aus. „Eigentlich müssten wir wegen steigenden Künstlerpreisen 15 Euro nehmen“, so Kohs.