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Weiberfastnacht wieder auf dem Siegburger Markt

Karneval in Siegburg : Siegburger feiern an Weiberfastnacht wieder auf dem Markt

In den vergangenen zwei Jahren war es an Weiberfastnacht ungewöhnlich leer auf dem Siegburger Marktplatz. Dieses Jahr wird wieder gefeiert - mit Eintritt und festen Regeln.

In den vergangenen zwei Jahren war es an Weiberfastnacht ungewöhnlich leer auf dem Siegburger Marktplatz. Coronabedingt hatte die Stadt die organisierte Party absagen müssen und sich im vergangenen Jahr zudem dagegen entschieden, in der Innenstadt eine Brauchtumszone einzurichten. Die Zeit der Abstinenz soll nun aber ein Ende haben. Ab 12.11. Uhr ist an Weiberfastnacht wieder Party angesagt auf dem Markt. Die Stadt und der Veranstalter RutWiess-Event aus Köln präsentierten am Dienstag das Konzept und das Programm.

„Wir haben uns durchaus gefragt, ob wir die Party machen können“, sagte Siegburgs Bürgermeister Stefan Rosemann. Es sei aber relativ schnell klar gewesen, dass die Stadt sich dafür entscheidet. Zumal aus Sicht des Coronaschutzes nichts mehr dagegen spreche. „Es ist ein sinnvolles Angebot im öffentlichen Raum, das sich bewährt hat“, sagte Rosemann. Was passiert, wenn es ein solches, organisiertes Angebot nicht gibt, habe Siegburg in der früheren Vergangenheit erleben müssen.

„Etwas erschrocken sind wir aber darüber, dass wir die einzige Kommune im Umkreis sind, die auf einer öffentlichen Fläche etwas für Jugendliche anbietet“, sagte Rosemann. In Sankt Augustin gibt es seit dem Umbau der Huma-Einkaufsgalerie keine Jugendparty mehr auf dem Karl-Gatzweiler-Platz. Und in diesem Jahr soll auch der Hennefer Marktplatz partyfrei bleiben. Stattdessen bieten das Hennefer Jugendamt erstmals eine kostenfreie Party für Jugendliche in Alter von 14 bis 18 Jahren in der Halle Meiersheide an. Ob der Zulauf bei der Siegburger Party dadurch noch einmal wächst, vermögen die Stadt und die Veranstalter nicht zu sagen. Ohnehin kämen viele der Feiernden nicht aus der Kreisstadt.

Thomas Kohs, Geschäftsführer der Eventagentur RutWiess, ist aber zuversichtlich, dass das bewährte Konzept auch bei einer größere Menschenmenge greift. Bis zu 5000 Menschen könnten auf dem abgesperrten Marktplatz feiern, nannte Co-Dezernent Bernd Lehmann die Obergrenze. Seit 2016 organisiert RutWiess die Weiberfastnachtsparty. Die Stadt hatte die über Jahre gewachsene Feier auf dem Markt 2015 angesichts ihrer desolaten Haushaltslage ganz streichen müssen. Im darauffolgenden Jahr hatte sie sich mit RutWiess einen externen Veranstalter ins Boot geholt, der die Party seither organisiert – mit Eintritts-, Alters- und Alkoholkontrollen und einem Bühnenprogramm.

„In unserem ersten Jahr war das Deutsche Rote Kreuz mit einem riesigen personellen Aufgebot dabei“, sagte Kohs. Neben dem Rathaus habe wie in den Vorjahren ein Sanitätszelt gestanden, in dem viele Jugendliche wegen zu hohen Alkoholkonsums oder wegen kleinerer Verletzungen behandelt wurden. „Bei unserer letzten Party im Jahr 2020 hatten wir eine einstellige Personenzahl, die alkoholbedingt behandelt werden musste“, sagte er. Das zeige, dass das Konzept erfolgreich sei.

Stellen das bewährte Konzept der Weiberfastnachstparty auf dem Siegburger Marktplatz vor: Thomas Kohs (v.l., vom Veranstalter RutWiess-Events), Bernd Lehmann, Matthias Bamberger und Stefan Rosemann.
Stellen das bewährte Konzept der Weiberfastnachstparty auf dem Siegburger Marktplatz vor: Thomas Kohs (v.l., vom Veranstalter RutWiess-Events), Bernd Lehmann, Matthias Bamberger und Stefan Rosemann. Foto: Yuliia Yavtushenko

Auch am Donnerstag, 16. Februar, wird es wieder je eine Einlassstelle am oberen und am unteren Markt geben. „Dort gibt es Alters- und Taschenkontrollen“, sagte Thomas Kohs. Denn harte Alkoholika, Glas und gefährliche Gegenstände sind auf dem Gelände nicht gestattet. Auch andere Getränke dürfen die Feiernden nicht mitbringen. Bier wird auf dem Markt nur an über 16-Jährige ausgeschenkt, die am Einlass ein entsprechendes Armband erhalten. Ein Kölsch im 0,3-Liter-Becher werde drei bis 3,50 Euro kosten. Den Preis lege ein Partner fest, der die drei Getränkebuden betreibe. Dieser stehe allerdings aktuell vor dem Problem, ausreichend Servicepersonal zu bekommen.

Es wird erst später voll

Mit sieben Euro zahlen die Jugendlichen zwei Euro mehr Eintritt als in der Vergangenheit. „Das war angesichts der allgemein gestiegenen Preise unumgänglich“, sagte Kohs. 2016 habe er eine Band noch für 600 Euro buchen können, inzwischen gehe kaum mehr etwas unter 2000 Euro pro halber Stunde. Trotzdem ist es ihm gelungen, ein Programm zusammenzustellen, das auf die Bedürfnisse des jungen Publikums abgestimmt ist. Es gibt Musik vom DJ, aber auch Bands wie Funky Mary´s, Pläsier, King Loui oder Jot Drop. Zudem stehen das Siegburger Prinzenpaar, die Siegburger Ehrengarde und die Siegburger Funken Blau-Weiß auf der Bühne.

„Ich habe die Party vor drei Jahren einmal aus einer anderen Perspektive erleben können“, sagte Stefan Rosemann. 2020 stand er im Gefolge des damaligen Prinzenpaares mit auf der Bühne. Die Sorge, ob so etwas Traditionelles wie ein Prinzenpaar von jungen Feiernden wohl aufgenommen würde, seien indes völlig unbegründet gewesen. „Wir sind sehr gut aufgenommen worden“, sagte Rosemann. Das Bühnenprogramm startet um 12.11 Uhr. „Erfahrungsgemäß wird es aber erst später voll, meist dann, wenn die Schulen schließen“, so Kohs. Die letzten hielten dann bis 18 Uhr durch.

Party kostet 25.000 Euro

Mitarbeiter von Ordnungs- und Jugendamt sind an Weiberfastnacht ebenso rund um den Marktplatz unterwegs wie Polizisten, Sicherheitsleute und Sanitäter, sagte Co-Dezernent Bernd Lehmann. Wie in den Vorjahren auch werde versucht, die Leute vom Bahnhof direkt auf den Marktplatz zu leiten. Für die Party auf dem Marktplatz gibt die Stadt laut Lehmann 25.000 Euro aus. Das gehe auch, obwohl sie wegen des noch nicht beschlossenen Etats für 2023 noch in der vorläufigen Haushaltsführung sei. „Das fällt unter präventive Arbeit“, so Rosemann.

Die Notwendigkeit des organisierten Programms liege auf der Hand. „Wir haben in früheren Zeiten das Negativbeispiel gehabt, was passiert, wenn nichts organisiert wird“, sagte Rosemann mit Blick auf die hohe Zahl an stark alkoholisierten Jugendlichen, die vor Jahrzehnten regelmäßig im Sanitätszelt neben dem Markt landeten. Deswegen werde die Stadt an der organisierten Party und am externen Partner festhalten. „Wir haben uns aber auch innerhalb der Verwaltung Gedanken gemacht“, sagte er. So könnte er sich etwa vorstellen, die Party künftig um ein Angebot im pädagogischen Sinne zu ergänzen.