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Es regieren Flinke Zunge und die Strahlende

Es regieren Flinke Zunge und die Strahlende

Siegburger Tollitäten Heinz II. und Roswitha I. lassen sich in der Rhein-Sieg-Halle feiern

Siegburg. Alles war am Freitagabend um 20.11 Uhr auf den großen Moment vorbereitet. Eine bunt kostümierte Hundertschaft auf der Bühne sehnte die erste Prinzenproklamation in der Rhein-Sieg-Halle ebenso herbei wie rund 560 bestens aufgelegte Jecken im Saal.

Doch die Frage, die sich Günter Krengel, Präsident des Siegburger Karnevalskomitees, und die Narren stellten, war nicht "wer", sondern "wo" ist das Prinzenpaar? Erst nachdem Krengel nochmals um "Einmarsch" gebeten hatte, war ein schwofender Lindwurm auszumachen, der sich mit geballtem Frohsinn einen Weg durch das Narrenspalier bahnte: Mittendrin das Prinzenpaar, Prinz Heinz II. und Siegburgia Roswitha I. (Löhe).

Keine Frage: Heinz II. und seine Roswitha I. kamen spät, aber gewaltig. Eskortiert von ihren Vereinskameraden der Siegburger Musketiere, die in dieser Session ihr 25-jähriges Bestehen feiern. Nach unzähligen Bützjer und Strüßjer, die zielsicher ihren Weg ins jecke Volk fanden, wurde es ernst für die Tollitäten.

Bürgermeister Franz Huhn, seines Zeichens Protektor des Siegburger Karnevals, waltete seines Amtes. Höhepunkt der würdevollen Proklamation - Huhn "klatschte" den knienden Heinz Löhe zu Prinz Heinz II. und verlieh ihm den Beinamen "flinke Zunge". Eine Anspielung darauf, dass der Prinz weniger die großen Worte liebt, aber doch ein Mann "us em Levve" ist.

Von 1977 bis 1983 stand der einstige "Herr der Nummernschilder", der zuletzt das Siegburger Straßenverkehrsamt leitete, an der Spitze des SSV Kaldauen. Heinz II. ist Vorsitzender der Siegburger Musikanten und seit fünf Jahren Hauptmann der Musketiere. Einen Makel hat der Prinz aber laut Huhn: Er wurde 1937 in Troisdorf geboren. Seine Siegburgia, von Huhn "die Strahlende" getauft, hat er auf dem Kaldauer Sportplatz kennen und lieben gelernt. Seit 1980 sind sie verheiratet und stolze Eltern von vier Kindern.

Auch in den Adern der Siegburgia fließt jeckes Blut: Roswitha Löhe, die 28 Jahre als Verwaltungsangestellte im Kreishaus arbeitete, setzt als Senatorin bei der KG Sonnenschein jecke Akzente. Beide Tollitäten lieben Reisen, die Jagd und die Pflege von Freundschaften.

Die Premieren-Proklamation in der neuen Halle kann als gelungen angesehen werden. Allein die riesige und prächtig geschmückte Bühne, die Platz für rund 100 Aktive bietet - 50 mehr als im Schützhaus -, war ein Bild für die Karnevalsgötter.

Nachdem auch der anfangs kritisierte Service des Hallen-Managements dieses Mal stimmte, rundete ein Programm vom Feinsten den jecken Abend ab. Spitzenkräfte wie die Musikgruppe "Paraplüs" und Werbefachmann Bernd Stelter sorgten für Frohsinn pur. Und auch der kölsche Kultbarde Wicky Junggeburth und "Die Kalauer" waren Schwergewichte auf der Beliebtheitsskala.

Trotzdem war nicht alles Gold was glänzte. Zwar hätten sich alle Siegburger Vereine diese große Halle gewünscht, resümierte Präsident Krengel, dennoch blieben bei der Proklamation etliche Tische leer. "In Zeiten vieler so genannter ¯Megaevents® ist es schwer, die alten Traditionen aufrechtzuerhalten", so Krengel.

Auch für Festkomitee-Literat Gerald Kurz ist die nicht ausverkaufte Halle eine Hypothek: "Wir hätten für eine Kostendeckung 650 Besucher gebraucht, 560 waren es." Das seien zwar über 100 mehr als im Schützenhaus, doch müsste das Festkomitee ob der hohen Saalmiete und der Gagen unterm Strich sicherlich einiges zubuttern.

Kurz sieht die 18 Vereine im Komitee am Scheideweg. Da der Trend zu den teuren Spitzenkräfte gehe, unter Vernachlässigung heimischer Kräfte, die als Büttenredner auch einmal die Kommunalpolitik auf die Schippe nehmen, "können sich nur die wenigen großen Vereine solche Sitzungen in der Rhein-Sieg-Halle leisten".

Allerdings sieht Literat Kurz Alternativen: Kleine Vereine müssen sich zusammenschließen. Oder aber innovativ sein, wie die Siegburger Funken Blau Weiß: "Zu der Karnevals Worm Up Party kamen über 1 000 Leute."