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Karneval in Oberdrees: Prunkwagenbau als Dorfprojekt

Karneval in Oberdrees : Prunkwagenbau als Dorfprojekt

Es ist ein jeckes Alleinstellungsmerkmal: Zu den tollen Tagen hat ganz Oberdrees mit angepackt und Hunderttausende Papierrosen gedreht.

Die Sieben Zwerge, Venecia, China, Football-Team, Lokomotive oder Kölsch Hännesje – das sind nur einige der diesjährigen Motive der Prunkwagen im Oberdreeser Karnevalszug. Tausende von Jecke werden am Sonntag wieder die Oberdreeser Straßen säumen.

Ein Magnet ist der Zug vor allem wegen des Alleinstellungsmerkmals der Karnevalshochburg: der vielen neuen zu jeder Session selbst gebauten Wagen mit Hunderttausenden von eigenhändig gedrehten Papierrosen. 15 neue Prunkwagen werden die Vereine, Klubs, Familien- und Freundesgruppen ihren Bewunderern in diesem Jahr präsentieren, plus „einem Pkw mit verziertem Hänger“, wie KG-Präsident Ralf Nuss und sein langjähriger Vorgänger Heinz Schneppen ankündigten. Auch eine Reihe von Fußgruppen, die ebenfalls stets mit fantasievollen Motiven und Kostümen viel Applaus von den Jecken am Straßenrand bekommen.

Natürlich gibt es in anderen Ortschaften auch noch einige wenige Wagenbauer. Aber quasi als Dorfprojekt gibt es den Wagenbau in dieser Form nur noch in Oberdrees. Seit Oktober haben die verschiedenen Teams an Abenden und Wochenenden in den jeweiligen ehemaligen landwirtschaftlichen Scheunen und Unterstellmöglichkeiten gearbeitet. „Die Rentner-Abteilung auch mal tagsüber. Ohne die würde es nicht gehen“, sind sich Nuss und Schneppen einig.

Aber auch ohne die Jugend würde es in Zukunft nicht gehen. Da sehen sie den Wagenbau „Made in Oberdrees“ ganz sicher auf gutem Weg: es gibt eine Reihe von Teams junger Leute wie die Junggesellen oder Club M, und in diesem Jahr das junge Damen-Dreigestirn Prinzessin Tamara I. (Höckendorf), Jungfrau Jessica I. (Schreiner) und Bäuerin Carina I. (Schreiner), die mit ihren Familien einen prächtigen Prunkwagen mit Motiv des „Kölsch Hännesje“ gebaut haben. „Und es haben sich schon wieder neue junge Leute angemeldet, die für die nächste Session Wagen bauen wollen“, freuen sich Nuss und Schneppen.

Kooperation mit Radio Bonn-Rhein-Sieg

KG-Präsident Nuss hat mit Ehefrau Silvia und Tochter Sandra in Kooperation mit Radio Bonn-Rhein-Sieg ein Radio gebaut, mit Tausenden von leuchtend gelben Papierrosen, Mikro und sogar Bildschirmen, auf denen Bilder von Radio-Interviews gezeigt werden. Mit angepackt haben die Moderatoren Nico Jansen und Jessica Schütz, hin und wieder weitere Helfer aus Oberdrees. Schneppen hat am Wagen der KG „Bekömme dich net dröm“ mitgebaut.

Motiv: die originalgetreue Nachbildung des Wasemer Turms mit Neutor nach den genauen Entwurfszeichnungen und dem Modell von Wolfgang Schwalb. Dieses Motiv haben sie zusammen mit dem Rheinbacher Kernstadt-Dreigestirn gewählt, das sich an dem Wagen beteiligt und mit ihm auch im Veilchen-Dienstagszug durch die Kernstadt-Straßen fahren wird.

Etwa neun Wagenbauer seien an der Umsetzung von Fachwerk-Neutor und mit Steintapete verkleidetem Wasemer Turm beteiligt gewesen, so Schneppen. Dazu etwa sechs Rosendreherinnen. Die sucht sich jede Wagengruppe selbst. Die Damen treffen sich in vielen Gruppen in heimischen Räumen. Im sportlichen Wettstreit, ob die Papierrosen nun gebörtelt werden oder nicht.

Beim sogenannten Börteln werden die Papierstreifen nach dem Zurechtschneiden durch eine spezielle Maschine gedreht, die den Rand eben börtelt. Das Nicht-Börteln erspart einen Arbeitsgang, sagen die Nicht-Börtler. Sieht aber nicht so üppig aus, finden die Börtler. Immerhin 230 gebörtelte Rosen werden je Quadratmeter Fläche gebraucht. Bei der Befestigung herrscht wieder Einigkeit: Getackert werden müssen die Rosen auf Untergrund aus Holz, geklebt werden sie auf Gips oder Metall, sonst halten sie nicht.