1. Narren-News
  2. Voreifel

Odendorf-Essig: 70 Jahre Damenkomitee - Möhnen kassieren Wegezoll

70 Jahre Damenkomitee : An Weiberfastnacht kassieren die Möhnen in Odendorf Wegezoll

Früher ging es bei den Sitzungen mehr um Eheszenen, heute retten die Odendorferinnen an Weiberfastnacht das Weltklima und kassieren Wegezoll.

Hier ein paar Handgriffe an einem Kostüm, dort noch eine Absprache. In den Tagen vor Weiberfastnacht legen die Frauen vom Damenkomitee Rot-Weiß Odendorf-Essig letzte Hand an, und im Wohnzimmer der stellvertretenden Präsidentin Getrud Kitz steht ein riesiges genähtes Kunstwerk. Alles Handarbeit, alles für die Jubiläumssitzung am Donnerstag. Denn zum 70. Geburtstag soll es besonders schön werden. Dabei setzen die Damen wie immer auf eigene Kräfte, eine bunte Kulisse und aufwendige Requisiten.

Angefangen hat alles 1950. Unter Präsidentin Gertrud Bong gründeten Damen des Tambourcorps Loreley ein Damenkomitee für Odendorf. Die Vereinsfarben waren zu Beginn Blau und Weiß. Das änderte sich elf Jahre später, als sich die Damen mit der Karnevalsgesellschaft Odendorf zusammenschlossen und deren Farben übernahmen. Beide Vereine trennten sich 1997 wieder, Rot-Weiß blieb. Vorrangig übernimmt das Damenkomitee die Organisation der Feiern rund um Weiberfastnacht.

Alles beginnt in Odendorf mit einer Spendensammlung am Vormittag. Dann stehen die „Möhne“ in auffälligen Kostümen auf der Straße in der Ortsmitte und bitten Passanten wie Autofahrer um Wegzoll. Eine Tradition, die wie Kitz erklärt, allerdings nicht mehr überall auf Zustimmung stößt. „Am Anfang war das überhaupt kein Problem“, erinnert sie sich. Unterdessen seien manche Angesprochene aggressiv. Die jecken Weiber von Odendorf und Essig lassen sich davon aber nicht aufhalten. Das Geld wird in Wurfmaterial für den Rosenmontagszug investiert, an dem das Damenkomitee mit einem eigenen Wagen teilnimmt.

Odendorf-Essig: 70 Jahre Damenkomitee - Möhnen kassieren Wegezoll
Foto: Privat

Sitzung wird monatelang vorbereitet

Nebenher treffen sie sich auch über Monate jeden Mittwoch, um die Sitzung am Weiberfastnachts-Nachmittag vorzubereiten. Viele Sketche und Reden schreiben sie immer noch selbst. Die Themen veränderten sich jedoch mit der Zeit. Wo einst Eheszenen eine wichtige Rolle spielten, wird heute auch mal gleich das Weltklima gerettet. Die passenden Kostüme stammen immer öfter aus dem Internet, früher war vor allem Nähkunst gefragt. Eine wichtige Rolle spielten die „Spiddel“, kleine oder größere Stoffeinsätze, mit denen die langjährigen Präsidentin Kethe Bienentreu alles vergrößerte, was nicht mehr zum aktuellen Körperumfang passte.

Wie in vielen Vereinen ist beim Damenkomitee der Nachwuchs ein heikles Thema. Es könnten mehr sein, findet Kitz. Die Gruppe steht allen offen, in manchen Familien sind Schwestern, Mütter und Töchter dabei. Und es müssen nicht einmal nur Frauen sein. Männer haben zur Sitzung zwar erst ab 18 Uhr Zutritt. Martin Steinhauer bat aber schon vor einigen Jahren erfolgreich darum, als Mitglied der Truppe auf der Bühne zu stehen. Und gemeinsam werden die Damen um Präsidentin Gerlinde Bois auch im Jubeljahr eine bunte Show auf die Bühne des Odendorfer Dorfsaals bringen.

Ab 14 Uhr geht es diesen Donnerstag mit einem Kaffeeklatsch unter dem Motto „Ruut und Wieß“ los, als Geburtstagsgeschenk haben sich die Damen die Band Dräcksäck und die Bonner Soundtrompeter eingeladen.