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Karnevalszüge in den Rheinbacher Ortschaften: Christbäume mit Verspätung

Karnevalszüge in den Rheinbacher Ortschaften : Christbäume mit Verspätung

Das Dorf glich am Sonntag dem Mittelpunkt eines Sternmarsches. Von allen Seiten, auf allen Wegen strömten Jecke herbei, um den Karnevalszug zu sehen.

Er gilt nach den Worten des Ehrenvorsitzenden der KG Oberdrees Heinz Schneppen als "einer der größten und schönsten in der Gegend mit den schönsten Wagen". Nach einem kurzen Auftaktfeuerwerk zogen 16 Motivgespanne durch die Zuschauerspaliere.

Es regnete Kamelle aller Art. Einige Jecke hielten nur ihre Beutel auf, um sie direkt von oben abfüllen zu lassen. Vorneweg rollte eine farbenprächtige "Münchhausen"-Burg der KG Oberdrees mit deren Vorsitzendem Dirk Schulz in Münchhausen-Kostümen und Dreispitzhüten.

Es folgten unter anderem "Bergsteiger" mit einer Hütte, das "Piratenschiff Nuss" der gleichnamigen Familie, ein "Bagagewagen" der Gruppe Sandra Kalenberg mit ihren sexy Funkenmariechen in blonden Perücken.

Besonders viele Blicke zog der Turnverein "Morsche Knochen" auf sich. Die Damen waren als tiefgrüne Weihnachtsbäume verkleidet und schenkten unter dem Motto "Ja ist denn scho wieder Karneval" Schnäpschen aus. Den Abschluss bildeten die Nachbarn aus Niederdrees mit dem Kinderdreigestirn und den Galliern, die ihre Kamelle mit einem Katapult unters Volk schossen.

Drei Musikzüge gaben Ton und Takt an: Dem Spielmannszug Rheinbach in kunterbunten Clownskostümen mit Tambour Stefan Kokott und dem Leiter Holger Schneider folgte die Blaskapelle "Eifeldombläser" Houverath in Eskimoanzügen mit Stefan Frings an der Spitze. Sie kommen seit 15 Jahren nach Oberdrees, denn ihr damaliger Dirigent Stefan Kahlenberg stammt von hier.

Der Spielmannszug Niederdrees in Römer-Tuniken unter Tambourführer Paul Raaf komplettierte den Klangkörper. Dazwischen swingten Fuß- und Tanzgruppen wie die Blauen Funken Oberdrees durch die Straßen. (aed)

Rheinbach-Niederdrees. (aed) Es war sicher einer der kleinsten Umzüge in der Narrenrepublik Deutschland. Dennoch spannte sich seine Themenwahl von lokal bis global. Niederdrees gab sich bodenständig und fantastisch zugleich. Eine Gruppe von Bürgern protestierte auch bei dieser Gelegenheit gegen die Sperrung der Ausfahrt Richtung Odendorf. "Da darf man nur noch rein, nicht mehr raus, das ärgert uns", schimpfte Irene Leschet in schwarzer Kluft mit orangefarbenen Warnwesten.

Die zweieinhalb Kilometer Umweg wollen sie einfach nicht hinnehmen. Der Spielmannszug führte in Römer-Tuniken mit Helmen die Narrenprozession am Samstag an. Daneben marschierte eine Gruppe in Shirts mit der Aufschrift "Je suis Drees", Baskenmützen und einer französischen Flagge in Anspielung auf den brutalen Anschlag auf die Satirezeitschrift Charlie Hebdo in Paris. Eine Gruppe kam im Batman-Kostüm, eine andere zog einen raketensilbernen Wagen mit dem Motto "Sternenkreuzer Drees".

Es war ein Maskenball auf der Straße mit Indianern, Sensenmännern und Beerdigungspersonal. Motoren waren verboten, die Motivwagen wurden von Hand gezogen. "Unser Dorf ist relativ klein. Deshalb ist der Karnevalszug nicht so lang. Wenn wir nicht genug haben, gehen wir zweimal durchs Dorf", sagte Ortsvorsteher Holger Klöß. Er war mit einer Gallier-Asterix-Gruppe unter dem Motto "Ein kleines rebellisches Dorf feiert Karneval" unterwegs.

Besonders stolz waren sie auf das Oberdreeser Kinderdreigestirn Jungfrau Jade I., Bauer Bente und Prinzessin Laura mitten im Zug. Die drei kommen nämlich aus Niederdrees, worüber sich die Narren in dem kleineren Ort diebisch freuen.

Rheinbach-Todenfeld. (sax) Wer den Karnevalszug im Rheinbacher Höhenort Todenfeld sehen möchte, ist gut beraten, wenn er pünktlich ist. Denn wirklich lang ist der Zoch nicht, aber Teilnehmer ebenso wie Jecke am Straßenrand sind stets bester Stimmung. Das Zugmotto lautete in diesem Jahr "Is de Huhbehälter och kapott, dat Wasser von Dudefeld is joot!".

Damit spielten die Narren auf die Reparatur des Todenfelder Hochbehälters an, die "umsichtig durchgeführt wird und deshalb die Wasserversorgung von Todenfeld und die Qualität des Wassers nicht beeinträchtigt", wie sie hoffen. Marlies und Andreas Zeiger gingen wie in jedem Jahr als "Lappe-Clowns" mit ihrer Drehorgel dem Zug voran. Ihnen folgte die Gruppe der "Süesche Mädsche" in diesem Jahr als schwarz-rote Käfer, Mindestens seit 35 Jahren sind die Damen beim "Duudevelde Zoch" dabei, wie sie sagten.

Und auch die Jecken pflichteten ihnen bei, wenn sie sagten: "Dat sitt me oss doch net aan, odde?" (Das sieht man uns doch wirklich nicht an). Der Musikzug der Wormersdorfer Landsknechte sorgte musikalisch für Stimmung, gefolgt von der Familiengruppe "Peters Nagelschmötz" mit ihrem Handkarren als Piraten. Die Todenfelder & Al-Erscher Narren zeigten in schottischen Kilts "Bock op Rock" und zogen mit ihrem Ungeheuer von Loch Ness rauchend und dampfend durch die Straßen. Als neue Zugteilnehmer zog die "Gruppe Preller" mit Handkarren und "Kuschelkamel" als "ISI-Riders im 5. Gang durch Todenfeld.

Seine große Burg hatte der JGV Ohne Dorf in den Sherwood Forest verlegt und verkündete: "Mer sin so frei wie Robin Hood och ohne Dörp jeiht es uns joht".

Rheinbach-Queckenberg. (kje) Bunte Papiergirlanden und Luftballons zierten die Häuser der Einwohner. Die Jecken hatten sich - überwiegend verkleidet - am Straßenrand versammelt. Neben Kostümen als Pfau, Froschkönig und Hexe waren auch kleine Pinguine und Hasen unterwegs. Angeführt wurde der Zug von der Karnevalsgesellschaft Rot-Weiß-Queckenberg 1966 e.V. mit den Moonlight Girls und den Sunshine Kids. Elf Gruppen mit insgesamt 173 Teilnehmern hatten einen abwechslungsreichen Zug auf die Beine gestellt. Das Männerballett fuhr ausgestattet mit steinzeitlichen Fellen auf einem Fred Feuerstein Wagen.

Die jungen Männer vom Junggesellenverein tanzten verkleidet als Krankenschwestern mit pinkfarbenen Perücken und weißen Häubchen hinter ihrem Wagen her, der nicht nur Karnevalsmusik durch große Lautsprecherboxen verbreitete, sondern auch Nebeleffekte freisetzte. Die Leute vom Kleinen Feiglingstammtisch zogen in Matrosenkostümen und mit einem kleinen Segelboot los. Von einem Burgwagen warfen Gespenster die Kamelle. Mit dabei war auch der Sportverein, eine Hüttengaudi-Gruppe und De Queckeberje Buure. Auf dem Wagen der Freiwilligen Feuerwehr thronten zwei große Schneemänner und die Mitglieder waren alle als Schneemänner verkleidet und hatten sich orangenfarbene Möhrennasen ins Gesicht gemalt.

Der Gesangverein Cäcilia Queckenberg ging als Wandergruppe mit. "Jungfrau Lüfthildis I. ist unsere Sangesschwester und zu Ehren des Wanderdreigestirns gehen wir als Wanderer mit", erklärte die Vorsitzende Olivia Eckhardt (44). Den Schluss bildete das Damendreigestirn mit Prinz Binus I., Bauer Corinnus I. und Jungfrau Lüfthildis I. auf ihrem Aida-Schiff.

Rheinbach-Hilberath. (aed) Ein Floh verschwindet von der Bühne, und bei der Suche taucht im Publikum ein neuer auf: Mit dem Gedicht "Flohzirkus" eröffneten Lena Bois und Joshua Preuss (10 und 12 Jahre alt) eine Kaskade der Heiterkeit bei der Großen Sitzung der Karnevalsfreunde Hilberath am Freitag. Die Stimmung wurde angeheizt durch Tanz-, Musik und Vorträge. "Alles eigene Kräfte", sagte Pressesprecherin Britta Schäfer.

Die Minifunken zeigten bei ihrem Gardetanz, was sie von ihren Trainerinnen Annika Kutsch, Daniela Müller, Michelle Boes und Vanessa Liedke gelernt haben. Die großen Minifunken kamen als Räuber unter dem Motto "Ich habe, was du nicht hast". Richtig eng und heiß wurde es auf der Bühne, als die Prinzenpaare und Dreigestirne aus Freisheim, Rheinbach, Queckenberg und Wormersdorf samt Hofstaat einmarschierten. Buchstäblich "Atemlos" wurde das Publikum spätestens als die Chaosfunken wirbelten.

Die Bühnenkonstruktion in der Halle ist 20 Jahre alt und zeigt bereits Verwerfungen. "Ich bin jedesmal froh, dass die noch hält", gab sich Sitzungspräsident Günter Bois erleichtert. Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz hatte sich verdient gemacht, als er gestohlene und wieder aufgefundene Ausrüstungsgegenstände der "Funken" auch außerhalb der Bürozeiten zugänglich machte und holte sich im Gangsterlook ein Sonderlob ab.