1. Narren-News
  2. Vorgebirge

"Gruppe Kutschberg": Alfters Wikinger stechen in See

"Gruppe Kutschberg" : Alfters Wikinger stechen in See

Es braucht noch etwas Fantasie, um sich vorzustellen, dass das Wikinger-Schiff am Veilchendienstag in die Schlacht ziehen soll. Doch Baumeister Dieter Rüffer hat den Karnevalswagen schon fertig gesehen - zumindest in seinem Kopf.

"Zeichnungen brauche ich nicht", sagt der 65-Jährige überzeugt. Das verwundert vor allem deshalb, weil neben Rüffer auch noch Günter Knein (65), Peter Joisten (61), Werner Habeth (62) und Manfred Müller (62) an dem Kunstwerk aus Spanplatten mitwerkeln.

Angefangen hat alles 1966. "Seitdem laufen wir als 'Gruppe Kutschberg' im Zug mit", erzählt Rüffer. Gemeinsam mit seinem Schulfreund Knein hatte er den Freundeskreis ins Leben gerufen, der sich nach einer Gemarkung an der ersten Wagenhalle am Landgraben benannt hat, dem Kutschberg eben. Besonderes Kennzeichen damals: Nur Männer mischten mit.

"Inzwischen sind drei Generationen dabei, auch unsere Frauen", betont Rüffer. Die Damen sind für die Feinarbeit zuständig, wie das Streichen des Schiffsbauchs oder das Nähen des Segels. Die Jungs erledigen in der Wagenhalle von Landwirt Manfred Müller den Rest. Seit 23 Jahren bietet er ihnen Asyl.

"Wegen der Ernte können wir erst nach Neujahr anfangen", sagt Werner Habeth. Gearbeitet wird trotzdem in aller Ruhe - und Kälte. "Wir hören immer auf, wenn die Finger steif sind", sagt Rüffer. Der furchteinflößende Drachenkopf ist schon am Bug befestigt, die Außenhülle wächst von Abend zu Abend.

Auch wenn das Schiff noch nicht vom Stapel läuft, hat es der TÜV schon abgenommen. "Da werden vor allem das Geländer und die Auflaufbremse kontrolliert", sagt Rüffer. Es gibt eigene Wagenengel, damit sich der Tod eines Kindes - wie beim Kölner Rosenmontagszug geschehen - nicht in Alfter wiederholt.

Aber warum eigentlich das Wikinger-Motto? "Das hatten wir noch nicht", entgegnet Rüffer schlicht. Als "Miss Mini" waren sie in den Sechzigern mit Miniröcken unterwegs, sorgten als Mainzelmännchen, Eishockeyspieler oder mit einer Rutschbahn in einer Alpenlandschaft für Schmunzler. An "Kamelle" werden 2013 unter anderem Erdnussflips unters Volk gebracht.

"Vielleicht nehmen wir auch ein paar Hinterschinken mit an Bord", kündigt Knein an. Ein Kessel mit Würstchen ist auf jeden Fall dabei, auch Rebellenblut wurde schon verteilt. Aufstellung am Veilchendienstag ist ab 12.30 Uhr, ab 14 Uhr wird's ernst.

Ein wenig ernster wird der Bautrupp auch, wenn er an die Zukunft denkt. Nachwuchssorgen plagen den Freundeskreis. "Meist wollen mehr als 20 Leute mitgehen, aber vorher helfen immer nur die Gleichen", sagt Knein. Doch Wikinger-Kollege Joisten wirft ein: "Wenn wir hier sind, wollen wir auch arbeiten, da sind fünf besser als 20."

Wobei das eine oder andere Bierchen dann doch aufploppt "an Land". Schließlich müssen wichtige Fragen geklärt werden. Zum Beispiel für Müller, wie die Hose seines Kostüms gekürzt, der Fellaufsatz aber erhalten werden kann. Er ist es auch, der den Freunden das 50-Jährige 2016 vermasseln könnte. Ihn zieht's in Rente. "Am liebsten in die Karibik", sagt er mit einem Schmunzeln. Doch wer die Fünf in Aktion erlebt, merkt: Der Veilchendienstag ist für alle gesetzt.