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Der Stadtspitze waren sie einst ein Dorn im Auge

Der Stadtspitze waren sie einst ein Dorn im Auge

Die Gro-Rhei-Ka feiert am Freitagabend in der Stadthalle ihre immerhin 111-jährige Vereinsgeschichte - Uschi und Reiner Faßbender werden Rheinbachs neues Prinzenpaar

Rheinbach. Am Freitagabend erklimmen der Vorsitzende der Gro-Rhei-Ka Reiner Faßbender und seine Ehefrau Uschi Rheinbachs begehrtesten Thron und lassen sich in der Stadthalle von den närrischen Untertanen als Prinzenpaar bejubeln.

Der Ehrenschultheiß regiert in einem jecken Jahr. Die Große Rheinbacher Karnevalsgesellschaft Narrenzunft Prinzengarde 1895 feiert den 111. Jahrestag und ist somit der älteste Karnevalsverein Rheinbachs.

Initiator Wilhelm Bendermacher hätte sich im Gründungsjahr 1895 nicht träumen lassen, was heute selbstverständlich ist: Rheinbachs Stadtspitze feiert mit. Die Chronik verrät, die erste Sitzung war ein Erfolg beim Volk, aber ein Schock für die Bürger der "gehobenen Klasse".

Die Gründung eines Gegenvereins scheiterte indes an der Beliebtheit des Kapellmeisters. Schon der ursprüngliche Vereinsname "Klimbim ohne Klüngel" muss die Hautevolee geärgert haben.

Bendermacher meinte nämlich, in der Politik würde zuviel Klimbim, nicht immer ohne Klüngel getrieben. 1898 aber wurde der Vereinsname in "Narrenzunft" geändert.

Der erste Karnevalszug unter Regie des Vereins zog 1902 durch Stadt. Vier bis fünf Zentner Kamelle flogen in die Menge, angeführt vom ersten Prinzen Peter Mertens.

Mitglieder der Narrenzunft gründeten 1905 die Stadtsoldaten, die den Straßenkarneval mit dem Biwak und den Zug beleben sollten. Seit 1935 findet dieser an Veilchendienstag statt.

Der Zug von 1936 ging in die Geschichte ein, da sich zwei Stunden lang ein bis dahin nicht gekannter Kamelleregen ergoss, gespendet vom Süßwarenhersteller Josef Höhner.

Nicht nur die Züge, auch die Präsidenten erinnern an Glanzzeiten und Nöte. Die Elferratskollegen schenkten Franz Növer 1928 einen Präsidentenstuhl, mit ihren Namenszügen versehen.

Mit dem Mainzer Wilhelm Zubrod hatten sie sogar einen Freund des bekannten Karnevalisten Ernst Neger ("Heile, heile Gänschen") an ihrer Spitze. Auch Paul Möhrer und Hans Nawrath gelang es nicht immer, Prinzen zu finden. Dabei kennt die Gro-Rhei-Ka keine Vorurteile.

Die Ex-Tollitäten Jörg und Brigitte Nawrath stammen vom Narrencorps, Hubert und Roswitha Clemens von den Schützen. Josef und Roswitha Svensson waren nicht organisiert. Einer kam sogar aus Bombay: Prinz Kirit I. (Taktawala) regierte im Jahr 1963.

Der Schüler der Glasfachschule galt als Karnevalsjeck. Auch der lange Vereinsname hat seine Geschichte. Die Menschen hatten Mitte der 50er Jahre mehr Sinn fürs Häuslebauen als Geld für den Karneval.

Der Zug fiel aus. Es gab keinen Prinzen. Die Lösung hieß "Gro-Rhei-Ka 1895". Der Narrenzunft mit dem Elferrat, der für den Sitzungskarneval zuständig war, und den Stadtsoldaten hatte sich der dritte Verein Ju-Rhei-Ka der Junggesellen 1957 angeschlossen.

Und so konnte man mit vereinten Kräften wieder an den Start zu gehen. 1961 wurde der Zusatz "Narrenzunft" angefügt, um mit "Meistern" und "Gesellen" eine Gilde aufzustellen. 1964 spalteten sich die Stadtsoldaten wieder ab.

Da zum Prinzen eine Garde gehört, gründeten Hans Nawrath senior und Walter Hähndel 1965 die Prinzengarde mit dem ersten Kommandanten Hans Kanehl. Damit war der Vereinsname komplett.

Tochter Goti Hähndel führte die Garde als einzige Frau von 1966 bis 1967 und wurde Ehrenkommandantin auf Lebenszeit. Dabei war der Karneval zunächst eine Männerdomäne.

Erst 1936 gab es die erste Prinzessin, Thea Langen zog hoch zu Ross in den Saal ein. Männer stellten bis zum Zweiten Weltkrieg auch die Mariechen. Franz Mostert ist das letzte Vorkriegsmariechen.

Die Leistungsturnerinnen Maria und Therese Hergarten waren die ersten weiblichen Mariechen. Am Freitagabend tanzen zwölf große Mariechen für den Prinzen Reiner I. und seine Uschi I.

Es gibt noch einige Karten für die Prunksitzung mit Proklamation am Freitgaabend um 20 Uhr in der Stadthalle an der Villeneuver Straße: an der Abendkasse und beim Reisebüro Coellejan im Raiffeisenhaus an der Hauptstraße 36.