Ein Rumpelstilzchen im Ausnahmezustand regiert in Oberdrees
Das Dreigestirn mit Prinz Ralf, Jungfrau Ria und Bauer Horst tritt die Regentschaft an
Rheinbach-Oberdrees. (rom) In Oberdrees sorgt eine Besonderheit für Furore: eine weibliche "Jungfrau" im karnevalistischen Dreigestirn. Wer Ahnung von der jecken Jahreszeit hat, der weiß: Die Ämter von Prinz, Bauer und Jungfrau sind traditionell Männerdomänen - in Köln und anderswo. Überall anderswo? Nein, in Oberdrees steht die Narrenwelt auf dem Kopf.
Eine knappe Stunde dauerte am Samstag die Proklamation von Prinz Ralf I. (von der Heiden), Jungfrau Ria (Heimes) und Bauer Horst I. (Wassong) und riss die Jecken in der voll besetzten Mehrzweckhalle zu Begeisterungsstürmen hin.
Ein Triumvirat, das laut Horst I., neben ihm noch aus "einem langen Elend und ein Rumpelstilzchen im Ausnahmezustand" besteht. Ria I. erinnerte: "Wer meinen Vater gekannt hat, weiß, wie ich mich fühle."
Damit die 37-jährige längenmäßig mit den langen Kerlen mithalten kann, hat Josef Blessin ein Bänkchen mit Doppelfunktion gebaut. Nicht nur zum Größenausgleich, sondern auch als Bützhilfe für den Prinzen, damit er sich nicht so bücken muss.
Alle drei sind nicht nur karnevalistisch ein tolles Team, wie Ortsvorsteher Ludwig Fett bei Übergabe des Schlüssels betonte, sondern tragen auch sonst Uniform, allerdings die grüne Schützentracht. Horst Wassong ist sogar Schießmeister bei der Sankt-Hubertus-Schützenbruderschaft.
Ihr Brudermeister Hans-Peter Metternich verpflichtete seine Leute dafür, das Bänkchen bei Veranstaltungen zu transportieren. Nach der Proklamation stahl Anna-Franziska, die fünfjährige Tochter des Prinzen, dem Dreigestirn kurz-fristig die Schau. Völlig überraschend eroberte sie das Mikrofon und sang den Schunkelhit "Die Vögelein vom Titicacasee". Auch die Band reihte sich ein, und das Publikum war aus dem Häuschen. Da wurden doch glatt Zugaben fällig.