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Eine ganze Stadt auf Zeitreise in das Jahr 1905

Eine ganze Stadt auf Zeitreise in das Jahr 1905

2 000 Menschen und 58 Pferde ziehen im historischen Festzug zum 100. Geburtstag der Stadtsoldaten durch Rheinbach, und rund 5 000 Zuschauer säumen die Wege

Rheinbach. An seinem 100. Geburtstag hatte das Rheinbacher Stadtsoldatencorps zum historischen Umzug aufgerufen, und der größte Zug, den die Stadt je gesehen hat, schlängelte sich durch die Straßen.

Die Schlegel wirbelten auf den Trommeln zum Marsch “Garde du Corps„ an beiden Seiten des riesigen Friesenpferdes an der Front des Reitercorps der Bonner Stadtsoldaten. Die Trompeten der Landsknechte Wormersdorf verkündeten “Echte Fründe stonn zesamme„ im Samba-Rhythmus, und die Feldhaubitze des Meckenheimer Stadtsoldatencorps verkündete ihre ohrenbetäubende Botschaft.

Uniformtuch nach historischen Vorbildern färbte das Straßenbild trotz des anfänglichen Regens bunt ein, lockte sogar die Sonne hervor. Der Marschschritt der fast 2 000 Soldaten, Mariechen und des Fußvolks sowie das Geklapper von 58 Pferden hallten an den Hauswänden, und rund 5 000 Menschen säumten die Wege, schätzte die Rheinbacher Polizei.

Wie es sich gehört: Ganz vorn ritt der Kommandant des Rheinbacher Stadtsoldatencorps 1905, Willi Hohn. Ihm folgten 55 Truppen aus Rheinbach, Meckenheim, Beuel, Heimerzheim, Ollheim, Alfter, Odendorf, Euskirchen, Neuenahr, Bornheim, Gelsdorf, Eschweiler, Ahrweiler, Bad Münstereifel, Bonn, Köln-Weiden und aus Kiel.

Schon die Fankurve an der Martinstraße bejubelte die Akteure. Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz zwängte sich in Vatermörder und unter eine graue Melone, wie zur Gründungszeit der Stadtsoldaten. Auch Jubiläumsprinzessin Trudi Joisten mit eleganter Kopfbedeckung und Kostüm hätte perfekt in diese Zeit gepasst, während ihr Prinz den Zug kommentierte.

Als endlich mit der Sonne das Kaiserwetter kam, trat er persönlich in Erscheinung. Die Landsknechte Köln setzten “Kaiser Wilhelm„ aufs Pferd, ihm folgten jede Menge “Pickelhauben„. Nicht nur die Kopfbedeckungen, wie die gold und silbernen Schilder auf den Hauben der Ehrengarde der Stadt Bonn, der Vaterstädtische Verein, blitzten, sondern auch die Höschen der Spitzbötzje aus Wormersdorf.

Die Uniformen der Ehrengarde des Kürassierregiments von Seydlitz korrespondierten mit den rot-weißen Farben der Uniformen des Freicorps von Schill der Meckenheimer Prinzengarde. Nicht nur die Kanonen von “de dicke Marie„ der Beueler und das messingglänzende Pendant der Bonner Stadtsoldaten feuerten, sondern auch Torsten Koll von der Wormersdorfer Hunnenhorde. Er stieß als Feuerspucker heiße Fontänen aus.

Musketiere, Römer, Hunnen und Burgfrauen marschierten, während sich der närrische Adel und das “hohe Bürgertum„ mit mehreren PS in der Kutsche oder im Cabrio fahren ließen. Das Maikönigspaar des Junggesellenvereins Rheinbach, Sascha Adeneuer und Laura Stehl, sowie das amtierende Kinderprinzenpaar Prinz Gerrit I. und Michaela II. fuhren privilegiert, wie der Bürgermeister und Hermann-Josef Hausmann.

Andere Majestäten hielten zu Fuß Hof. Sie befürchteten, das weiße Kleid an Pferdeäpfeln zu beschmutzen, wie Irmgard Steinert am Arm ihres Bezirkskönigs, Johannes Hahnenberg von den Rheinbacher Schützen, gefolgt von den Schützen aus Oberdrees mit dem noch amtierenden Diözesankönigspaar Klaus und Johanna Fett.

In drei Strömen, von den Wällen, der Martinstraße und der Turmstraße dirigierte die Rheinbacher Feuerwehr das “Schmölzje„ in historischen Kostümen und Uniformen zu einem mehrere Kilometer langen Zug, der mit seinen Superlativen in die Rheinbacher Karnevalsgeschichte eingehen wird.