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Einmal Prinz zu sein, ist vielen zu teuer

Einmal Prinz zu sein, ist vielen zu teuer

In dieser Session müssen zahlreiche Ortschaften ohne Tollitäten auskommen - Oft werden die Kosten als Grund genannt, aber das Interesse an der organisierten Fröhlichkeit scheint auch grundsätzlich nachzulassen

Rhein-Sieg-Kreis. "Einmol Prinz zu sein" Der Hit der fünften Jahreszeit scheint heute nicht mehr die innigsten Wünsche vieler Karnevalisten widerzuspiegeln. Tollitätenmangel heißt das Syndrom, an dem Karnevalsvereine leiden. So müssen die Jecken von Meckenheim, Bornheim, Odendorf, Dünstekoven, Heimerzheim und Rheinbach ohne Prinzen oder Dreigestirne auskommen.

Vor allem an erwachsenen Tollitäten mangelt es, aber inzwischen ist es auch eine Herausforderung, ein Kinderprinzenpaar zu finden. "Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben", sagt Günter Schiffelgen vom Alfterer Karnevalskomitee. Die letzte Tollität dort gab es vor zwei Jahren. "Woran das liegt, weiß ich nicht. Ich weiß aber, dass in der gesamten Region die Karnevalsveranstaltungen schlechter besucht werden. Das trifft aber nicht für den Straßenkarneval zu." Es mangele also nicht an Karnevalsbegeisterung. "Uns fehlt die Generation der 40- bis 60-Jährigen, die vielleicht Zeit hätten, den Prinzen zu machen."

Gut sieht es diese Session in Volmershoven-Heidgen aus. "Wir hatten zwei Jahre kein erwachsenes Prinzenpaar mehr, diese Session hat es wieder geklappt", sagt Anja Frenkel von der Karnevalsgesellschaft (KG) "Herzblättchen". Vielen seien einfach die Kosten dafür zu hoch. Frenkel: "Da kommt einiges zusammen: Wurfmaterial, Ornat, Orden und dann die Verpflichtungen." Mit rund 7 000 Euro müsse man rechnen.

"Das Geld ist es nicht allein, die Kosten halten sich im Rahmen", glaubt Peter van den Berg vom Festausschuss Bornheim. Dort bleibt der Thron der Tollitäten nun schon die zweite Session leer.

"Das liegt auch am mangelnden Interesse, so wie es heute auch andere Vereine trifft." Dazu kämen berufliche Belastungen. "Der Arbeitgeber muss mitspielen." Weil auch andere Ortschaften kämpfen, so van den Berg, schlägt er "ein zentrales Prinzenpaar für Bornheim" vor. Um die Problematik anzusprechen, möchte er im nächsten Jahr alle Bornheimer Vereine zu einem Runden Tisch einladen.

Bislang keine Probleme haben die Roisdorfer. Ohne Unterbrechung schicken sie diese Session die 33. Prinzessin in das karnevalistische Treiben. Eher gegen den Trend sieht es in Hemmerich aus. "Wir haben zum ersten Mal ein Dreigestirn, sonst hatten wie nie eine Tollität", sagt Renate Hermann vom Ortsausschuss Hemmerich. Eher unregelmäßig lassen sich in Waldorf erwachsene Tollitäten blicken, Kinderprinzenpaare gab es bisher aber immer noch. Allerdings auch nicht ohne Probleme, wie Josef Urfey vom Ortsausschuss erklärt: "Die Belastung für die Schule während der Auftritte ist hoch, und viele fallen deshalb mit ihren schulischen Leistungen ab. Gerade während der Session werden viele Klassenarbeiten geschrieben, das macht es uns nicht leichter."

Keine Sorgen brauchen sich die Wormersdorfer zu machen. Wieder können sie mit einem Kinder- und einem großen Prinzenpaar durch die Session ziehen. Ohne erwachsene Tollität müssen indes die Rheinbacher auskommen. "Bisher hat sich keiner gefunden. Das hat es, glaube ich, bisher noch nie gegeben", sagt Reiner Fassbender von der Prinzengarde der Großen Rheinbacher Karnevalsgesellschaft. "Man kann in der Session mit 150 Auftritten rechnen, da spielt nicht jeder Arbeitgeber mit. Auch das Finanzielle spielt eine große Rolle." Zwar gebe es auch Unterstützungen, doch Prinz sein zu wollen, müsse einem schon etwas wert sein.

Schon mehrere Sessionen feiern die Hilberather ohne. "Wir in den kleinen Ortschaften haben es noch schwerer, da muss der Prinz alles alleine tragen. In den Städten gibt es Gewerbetreibende, die spenden", sagt Ewald Zimmermann von den Karnevalsfreunden. Ornat, Wagen, die Orden und das Wurfmaterial müssten bezahlt werden. "Mit 5 000 Euro kommt man nicht mehr aus."

Die Meckenheimer haben in dieser Session überhaupt kein erwachsenes Prinzenpaar finden können, seit Jahren schon nicht mehr in der Stadt selbst und in Altendorf-Ersdorf, diesmal aber auch nicht in Lüftelberg und Merl. Immerhin gibt es ein Kinderprinzenpaar. Und das wird unterstützt. "Die Spendenbereitschaft der Geschäftsleute ist schon sehr gut. Wir stellen auch die Ornate der Kinder", sagt Gabriele Stiebitz vom Meckenheimer Prinzenclub. Trotzdem müssen die Eltern in die Tasche greifen: 1 500 Euro ist der Beitrag pro Kind. Für ein erwachsenes Paar wird es teurer, genaue Zahlen wollte Stiebitz nicht nennen.

Wenige Ornate wird es diesmal auch in Swisttal geben. Lediglich die Mieler sind mit einem Dreigestirn und einem Kinderprinzenpaar dabei, auch die Ollheimer haben Nachwuchs gewinnen können. Nicht immer muss es an den Kosten liegen, so Karl-Heinz Griep von der Mieler KG: "Zum Teil werden brutale Summen von bis zu 8 000 Euro genannt. Wir fahren hier die Nummer alle ein bisschen kleiner. So bezahlte das Dreigestirn im letzten Jahr insgesamt gut 2 000 Euro." Selbstgenähte Ornate und Wurfmaterial würden gestellt. Griep: "Das geht auch. Heute werden die Preise einfach zu hoch getrieben."