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"In China fehlen mir Bohnenkaffee und Bienenstich"

"In China fehlen mir Bohnenkaffee und Bienenstich"

Filmteam aus Peking fragt die Familie Shu in Dersdorf, wie sie sich integriert hat

Bornheim-Dersdorf. Aus dem China-Restaurant Nan Guo tönt "Einmol Prinz ze sin". Das Tambourcorps Dersdorf steht in Uniform im Inneren des Lokals und spielt für Jin Hao, den ersten chinesischen Karnevalsprinzen im Rheinland, und seinen Vater Jin Jian Shu Karnevals-Schlager.

Aber nicht nur für Vater und Sohn, denn der eigentliche Grund für die zahlreichen Gäste sind vier Mitarbeiter des chinesischen Fernsehsenders "Peking TV", der Jin Jian Shu und seine Familie vorstellen will. "Wir reisen durch Deutschland und porträtieren 15 Chinesen", erzählt Journalistin Hao Niu. "In einer 30-minütigen Sendung wollen wir deren Lebensweg und deren Integration im Ausland aufzeigen", sagt Niu, die von 1999 bis 2004 in Heidelberg studierte.

"Wir wollen den Chinesen zeigen, wie Landsleute im Ausland leben und arbeiten", betont sie. Die Familie Shu, die in Dersdorf bereits eine feste Größe ist, passt besonders gut in die Serie des Senders: Vor 17 Jahren ist Shu mit seiner Frau Zhang Xiao Lan nach Deutschland gekommen, seit 1998 leben sie in Dersdorf und betreiben ein chinesisches Restaurant und eine gutbürgerliche Kneipe in einem.

Nebenbei engagieren sie sich für das Dorfleben, sind im Karneval aktiv und sogar in der Politik. Für Hao Niu, Jing Min Xu, Xugen Wang und Mei Juan Xu ein positives Beispiel, das sie in China gerne zeigen wollen. Während sich Jin Jian Shu über den Besuch des Filmteams und den Rummel in der Kneipe freut, ist der kleine Kinderprinz da etwas anderer Meinung: "Ich würde jetzt lieber selber fernsehen als gefilmt und befragt zu werden", sagt Jin Hao.

Jing Min Xu richtet die kleine Handkamera auf den Kinderprinzen, Hao Niu gibt auf Chinesisch Anweisungen. In der Kneipe entsteht ein Mischmasch aus chinesischen und deutschen Stimmen. Shu berichtet dem Filmteam von der Proklamation seines Sohnes und strahlt: "Er war gar nicht nervös trotz der 200 Gäste - ich bin richtig stolz auf ihn und kann von ihm lernen, was so ein Karnevalsprinz zu tun hat."

"In China werden sie jetzt einmal Bornheim und Karneval kennen lernen", freut sich Shu. Wenn die Porträt-Serie fertig ist, können die Shus mit einer DVD als Andenken rechnen - auf Chinesisch natürlich, aber mit deutschen Karnevals-Liedern. Für den Kameramann ist es das erste Mal in Deutschland, für die anderen das erste Mal im Rheinland während der 5. Jahreszeit.

"Die Uniformen sind für uns nicht seltsam, denn beim chinesischen Frühlingsfest tragen auch alle Uniformen", sagt Xugen Wang, während er das Tambourcorps an der Theke beobachtet. Für Hao Niu ist ohnehin wenig seltsam, denn sie denkt an die Zeit als Studentin in Deutschland zurück. "Ich habe mich sehr gefreut, wieder nach Deutschland zu kommen.

In China habe ich den Bohnenkaffee, Laugenbrezel und Bienenstich vermisst", sagt sie. Mit den Brezeln muss sie noch bis zu einer Aufzeichnung in Süddeutschland warten - guten Kaffee und Kuchen gabÓs am Samstag in Dersdorf.