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In ganz Swisttal regiert der Karneval

In ganz Swisttal regiert der Karneval

Beim närrischen Streifzug durch Morenhoven, Ludendorf, Buschhoven und Dünstekoven zeigt sich: Einem echten Jecken kann auch Graupel und Verspätung nicht die Stimmung vermiesen.

Morenhoven. (kyr) D´r Zoch kütt... in Morenhoven etwas später. Denn als man vor zwei Jahren den Zugtermin von Montag auf Samstag schob, änderte man auch gleich die Anfangszeit von 14 auf 15 Uhr. Gerade für die Männer am Zugrand ergab sich aber nun ein Problem, denn zeitgleich werden ja wichtige Bundesligapartien ausgetragen.

Der Stammtisch 57 hatte diese Marktlücke erkannt und nahm dieses Jahr als "1. Morenhovener Bundesliga-Liveticker" am Zug teil. Hinter den Kamellevorätten saß Michael Stetten mit Radio und Internet, um jedes Tor an die Spielstandanzeige weiterzugeben. Die Väter freute es, die Kinder konnten derweil sammeln, was die drei Garden des Damenkomites und die KG Morenhoven so warfen.

Jüngere Mädchen umlagerten dabei ihre klare Lieblingsgruppe, Peter Hölscher und Michael Hanner. Die hatten wieder ihren Bollerwagen ausschließlich mit Schmuck, Sonnenbrillen und Glitzerkram gefüllt. "Es sind auch Dinge für Jungs dabei", versicherten sie. Eine genaue Übersicht über ihre Schätze boten dabei ihre Kostüme, an denen jeweils rund 100 Kleinteile angeheftet waren als kleiner Vorrat für die Abschlussfeier im Dorfhaus.

Schon im Zug gab es zudem stärkende Erbsensuppe von der Feuerwehr. Und wer bei all den Kamelle noch nicht richtig Jeck war, wurde von den Turnfrauen per Bützje mit dem "Bazillus Carnevalensis" infiziert.

Ludendorf. (stl) Alles Gute kommt von oben: So heißt es jedenfalls. Das mag gemeinhin auch so sein - aber was den Sonntag angeht, würden die Ludendorfer Jecken das wohl nicht unterschreiben. Nun kann man, wenn Schnee und Graupel über einem niedergehen, lamentieren oder sein Ding ganz einfach durchziehen.

Also kam der Zoch pünktlich zur Mittagszeit in Gang, angeführt von den Ludendorfer Herzen, einer Gruppe wackerer Steinzeitmädels, die bewiesen, dass Frauen bis Montag ihren Mann stehen - und zwar bei jeder Großwetterlage. Gefolgt von "Simon's kleiner Feldküche", ohne die beim Straßenkarneval in Ludendorf seit jeher nichts geht.

Farbe brachten die Ludendorfer Mädels auf ihrem buntbemalten VW-Bus ins Spiel: Für Love, Peace & Happiness ist doch immer Zeit. Für ein Nickerchen wohl ebenso, dachten sich die Anwohner der "Escher Jass & Fründe" und hatten schon mal die Schlafanzüge übergezogen.

Während die Jugendfeuerwehrleute in ihrem "Smartphone-Fieber" womöglich schon fleißig dabei waren, ein paar topaktuelle Bilder vom "Missouri Riverboat" der Ludendorfer Jonge mitten im Schneetreiben an all ihre Facebook-Freunde zu schicken.

Buschhoven. (stl) Zwei Stunden später lachte zumindest den Buschhovenern schon wieder die Sonne. Den Kannentouristen zum Beispiel, die mit Bob dem B(r)aumeister op Jöck gingen. Oder den Karnevalsfreunden von 1982, die Solidarität mit den Griechen demonstrierten. Frei nach dem Motto: "Nix em Büggel äwer jot drop".

Während die Jungs der KG Kuckstdunur sich nicht von Hellas, sondern von Hollywood hatten inspirieren lassen und als schneidige Top Gun-Piloten Tom Cruise Konkurrenz machten. Auch wenn der vielleicht gar nicht genug Humor hätte, um das Motto "Mir losse eene fleje" zu schätzen.

Das kann Herr Cruise halten, wie er will, und auch Brigitte Nielsen soll bleiben, wo sie ist, denn die Freunde der ehemaligen Krabbelgruppe von Hertha Buschhoven sind jetzt, da der Nachwuchs nachgewiesenermaßen fest auf dem Boden der Tatsachen steht, ins eigene Camp gezogen: "Beuschhovve du bess ose Dschungel, mir blieve he."

Sicher nicht die schlechteste Entscheidung, denn auch die Indianer vom TC Kottenforst wollen nicht ins Reservat. Nur der Stammtisch Ling Ham macht sich mit Blick auf den Kiesabbau dieser Tage so seine Sorgen, wie Buschhoven wohl in Zukunft aussieht: "Krije mir den Arsch nit hu und waade, könne mir am Kirchturm bade".

Bis dahin ist aber zum Glück noch Zeit, so dass die Jecken in Buschhoven trockenen Fußes und Hauptes feiern konnten. Und das endlich mit eigenem Prinzenpaar: Denise I. und Laurin I. vom Damenkomitee Rot-Weiss Buschhoven.

Dünstekoven. (stl) Wobei die Dünstekovener rund eine weitere Stunde später die Frage, ob Petrus vielleicht einer von ihnen ist - und es so wie Prinzessin Uschi I. und Prinz Herbert I. von der KG Freundschaftsbund am liebsten blau-weiß mag - , mit einem klaren Ja hätten beantworten können.

Und die von den Heimerzheimer Freunden des Dünstekovener Karnevals eigens gestellte Prinzengarde ließ im Jubiläumsjahr des Alten Fritz sogar die Langen Kerls aus Preußen ziemlich alt aussehen. Wohingegen sich der Hofstaat frank und frei beim Mittelalter bedient hatte. Zwar trugen die Edlen seinerzeit sicher kein Vereinsemblem vom FC Bayern München unterm Harnisch; aber wer wird denn an einem Tag wie diesem so engstirnig sein wollen?

Die wilden Kerle Ralf von der Stein und Wilfried Straube ließen schließlich auch diesen umherirrenden Ritter ziehen. Und da obendrein noch Mönch und Ordensschwester für den nötigen geistlichen Beistand sorgten, brauchten sich die Dünstekovener Jecken am Straßenrand gar keine Sorgen zu machen.

Schon gar nicht, da die Freunde der Alten Herren von Rot-Weiß Dünstekoven (RWD) himmlisches Manna ausschenkten und die "Löstige Lömmele" mit ihrem "Schnaps-Turm" eine offenbar recht ergiebige Quelle angebohrt hatten.

Die Hippies vom VW Bus mit dem Dünstekovener Bruder von Stones-Gitarrist Ron Wood an Bord waren ohnehin schon lange auf einer anderen Spur unterwegs. So wie der heimische Sportclub, der sich mit seiner Forderung "Gras legalisieren" natürlich nur für das Modell "Kunstrasen" stark machen wollte. Was sonst sollte wohl gemeint sein außer König Fußball?

Immer weiter Richtung Westen zogen derweil die Anwohner der Neustraße; auf nach Irland, auf die grüne Insel, wo Feen, Elfen und Kobolde nicht nur Touristen aus Dünstekoven verzaubern. Wo das schwarze Guinness im Glas schäumt und jeder zweite Paddy heißt. Na für einen Tag, warum nicht.