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Alemannische Teufel haben Spaß am Karneval: Jecke ziehen durch Alfter

Alemannische Teufel haben Spaß am Karneval : Jecke ziehen durch Alfter

Bei den Zügen in Alfter-Waldorf, Alfter-Witterschlick und Alfter-Volmershoven lassen es die Jecken reichlich Kamelle regnen.

"De Joggingbutz" war "doheim" geblieben. Stattdessen war die Waldorfer Jugend "in de Aanzuch jekroche" und machte Modezar Karl Lagerfeld mit gepudertem, silbergrauem Haarzopf und Sonnenbrille alle Ehre. Den Waldorfer Karnevalszug als Laufsteg zu betrachten - eigentlich gar keine schlechte Idee: Schließlich tummeln sich zwischen Straufsberg und Hostertstraße nicht alle Tage so viele bunt und kreativ gekleidete Menschen. Rund 480 aktive Zugteilnehmer mit acht Motivwagen, 15 Fußgruppen und drei Musikkapellen schlängelten sich am Samstag durch die Straßen des Ortes, bevor Prinzessin Julia I. zum krönenden Abschluss unter dem Motto "Statt subtrahiere und addiere dun mir Fastelovend fiere" Kamelle und Strüßjer auf die jubelnden Jecken am Straßenrand regnen ließ.

Die größte Gruppe des Zuges stellte mit 42 Teilnehmern die Gruppe der Ex-Prinzessin Annika I., die nach der "superjeilen Zick" der vergangenen Session das Kamellewerfen nicht verlernt hatte. Als kleine und große Piraten kamen die Kinder und Eltern der Kindertagesstätte Flora daher. "Letztes Jahr sind wir als Krümelmonster gegangen. Diesmal wollten die Kinder gerne Piraten sein", berichtet eine Mutter. Mit diesem Wunsch waren die Pänz offensichtlich nicht allein. Auch die katholische Frauengemeinschaft St. Michael Waldorf, die KG Dersdorf und die Gruppe Üllekoven enterten die Waldorfer Straßen im Sturm. Ziemlich furchteinflößend kamen auch die "Mädels und Jungs vom Vorjebirch" daher, die den "Karneval der Toten" von Mexiko nach Waldorf holten. Quietschlebendig präsentierten sich wiederum die "Chaos Queens" als "Herzdamen".

Die Alten Herren des SV Vorgebirge brachten mit Petticoat und Elvis-Tolle reichlich Rock'n Roll auf den Asphalt. Der "Bauernstammtisch" machte als Footballteam keine schlechte Figur und die "Jecken Mädels" kamen in ihren Zwergenkostümen ausgesprochen liebreizend daher. Dem Chor St. Michael Waldorf fehlten als Pantomimen ausnahmsweise mal die Töne, was man vom jungen Chor St. Albertus Magnus Dersdorf nicht behaupten konnte - auch wenn die Geräuschkulisse ein wenig gewöhnungsbedürftig war: "Als bunte Schafe blöken wir, der Junge Chor wird heut zum Tier!"

Alfter-Witterschlick

"Met Dorfgemeinschaft un Prinzenpaar, Fastelovend in Witterschlick is wunderbar!". Das war das Motto des Prunkwagens von Prinzessin Marlies I. und Prinz Peter II., dem amtierenden Prinzenpaar in Witterschlick. Eine Münchhausen-Figur auf einer Kanone zierte ihren Wagen. "Das ist unsere Prinzenburg mit dem Wächter vorne drauf", so der Prinz. Insgesamt 32 Gruppen waren beim diesjährigen Karnevalszug am Sonntag dabei, die Organisation und Gesamtverantwortung lag beim Ortsausschuss Witterschlick mit seiner Vorsitzenden Christel Memering und dem stellvertretenden Vorsitzenden Thomas Funk. Die Zugleitung hatte Michael Becker von der Freiwilligen Feuerwehr Witterschlick übernommen. Ortsvorsteherin Sigrid Pippon kommentierte den Zug von der Bühne an der Kirche aus.

Als Kannibalen mit Baströcken und Knochenketten hatten sich die Mitglieder der KG Alpenrose kostümiert. Ihren Wagen zierte das Motto "Kannibale janz jeck mit der Alpenrose in Witterschlick". Südseegefühle kamen bei der KV Tonmöhne auf, die ihren Wagen mit einer Cocktailbar und einem Vulkan geschmückt hatten. Die männlichen Mitglieder der Fußtruppe gingen als Tiki-Götter, die Frauen hatten sich mit bunten Röcken als Papageien kostümiert.

"Popcorn" stand in großen Lettern auf den weiß-rot-gestreiften Kostümen der Freundesgruppe "Mixed Pickles", die in diesem Jahr zum 15. Mal im Zug mit dabei war. Popcorn zierte auch ihre Halskrausen und Hüte - und war das Hauptwurfobjekt der Gruppe, die unter dem Motto "Der Mais ist heiß" mitlief. Mit den Gruppen "Schasse Deifl" und dem Fanfarenzug Schutterwald waren Gäste aus dem Schwarzwald dabei, die alemannische Fasnachtsbräuche einbrachten. "Deifl" steht für Teufel: Rot leuchteten die charakteristischen Teufelsmasken der Gruppe. Sie waren dabei, weil einer der Alemannen gebürtig aus Witterschlick kommt.

Alfter-Volmershoven

Nadja Eckey ist quasi von Geburt an jeck. Schon seit frühester Kindheit ist die Volmershovenerin Teil des Karnevalsförder- und Sparvereins, das sind mehrere befreundete Familien, die seit Jahren jedes Jahr in anderer Kostümierung den örtlichen Karnevalszug bereichern. In diesem Jahr hat sich die Truppe am Samstag als "Casino Royal" selbst übertroffen. Der Roulettetisch wurde eigens mitgebracht, als Spielkarten boten sich die Narren selber dar.

Überhaupt ging es beim Zoch in Volmershoven-Heidgen, der unter dem Motto "Karneval meets Rock'N'Roll, mir Jecke rocken die Session" stand, lustig zu. Dementsprechend bunt und vielfältig waren die Verkleidungen. Während die Cowboys des Kegelclubs Toter Iltis mit ihren Pistolen den Wilden Westen verkörperten, begeisterte sich die Fußgruppe Danielspfad als Emojis für ihr "Dörp im Schättruum" (Chatroom).

Dass "King" Elvis noch lebt, demonstrierten die Männer der "Herzblättchen". Passend dazu waren Stil der 50er-Jahre die "Sweethearts" mit ihren Petticoats und die "großen Herzen" des Damenkomitees gekleidet. Die Kicker der SC-Jugendabteilung machten jetzt bereits ihren Anspruch auf ihre Teilnahme an der Weltmeisterschaft 2026 geltend, während die Impekovener Kegler "Drink doch ene met" als heißblütige Mexikaner die Herzen der Narren eroberten.

Musikalisch zeigten sich die Sänger der Chorgemeinschaft Eintracht. Als Udo Jürgens, Marianne Rosenbergs und Campinos "wollten wir schon einmal die Musik unseres nächsten Konzerts im März spiegeln, wenn wir die Mehrzweckhalle rocken", lachte Esther Wendorf. Von ihrem Prunkwagen grüßte stolz das Prinzenpaar der Bonner Werkstätten, Uwe I. und Julia I., die schon beim Prinzenempfang im rappelvollen Festzelt gemeinsam mit den Witterschlicker Tollitäten Peter II. und Marlies I. sowie der Kinderalfreda Luise I. begeistert begrüßt worden waren.

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