Junggesellen etablierten den Fastelovend
Die Alfterer Große Karnevalsgesellschaft feiert ihr 100-jähriges Bestehen. Erster Prinz war Heinrich Hennes.
ALFTER. Durch und durch jecken Junggesellen ist man in Alfter bis heute dankbar: Sie etablierten nicht nur ein organisiertes närrisches Brauchtum, aus ihren Reihen ging auch der älteste bestehende Karnevalsverein des Ortes hervor: die Alfterer Große Karnevalsgesellschaft, die in diesem Jahr ihr 100-jähriges Bestehen feiert.
Denn es war im Jahr 1912, als sich der Junggesellenverein "Freundschaftsbund" sein erstes Protokollbuch zulegte und sich in "Alfterer Große Karnevalsgesellschaft Kiere Jonge" umbenannte. Vereinslokal war die Gaststätte "Op de Kier" an der Kronenstraße, wo um die Jahreswende 1909/1910 auch die Geburtsstunde des organisierten Karnevals in Alfter schlug.
Mit der Bildung eines "Kleinen Rates" brachten die Junggesellen zunächst das bislang zersplitterte Treiben unter einen Hut und begründeten zugleich die Tradition eines gemeinschaftlich agierenden Karnevals-Komitees, das ebenfalls noch existiert. Nach zwei erfolgreichen "Kappenfahrten" - noch ohne Prinzen - in den Jahren 1910 und 1911 kürte man im Jahr danach mit Heinrich Hennes endlich den ersten Prinzen Karneval von Alfter.
Erstes Kinderprinzenpaar in dieser Session
In der Tradition der "Kiere Jonge" hat sich die "Alfterer Große Karnevalsgesellschaft" (AGK) der Pflege des Brauchtums verschrieben. Damals wie heute beteiligt sich der aktuell 75 Mitglieder starke Verein an den Umzügen und veranstaltet Prunksitzungen, seit etwa 15 Jahren lädt er zudem zur "Alfter-Zoch-Party" ein. Die Krönung der Vereinstätigkeit sind Sessionen, in denen die "Alfterer Große" die Majestäten stellt. Anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums war es natürlich Ehrensache, dass sie aus den eigenen Reihen kommen.
Es sind Prinz Georg I. (Melchior) und seine Frau als Alfreda Conny I. Darüber hinaus steuert das Alfterer Karnevals-Komitee mit David I. (Weber) und Teresa I. (Schüller) noch ein Kinderprinzenpaar bei, das erste in der langen Geschichte des Alfterer Karnevals.
Die ersten Prinzessinen waren Männer
Heute lässt sich kaum noch ermitteln, wie viele Prinzen die AGK im Laufe der 100 Jahre gestellt hat. Fest steht jedoch, dass die ersten Prinzessinnen - Alfreda betitelt - zunächst nur von Männern dargestellt wurden. Aber viele waren es nicht. Nach der Premiere im Jahr 1929 gab es bis 1939 nur drei weitere Männer, die sich Frauenkleider anzogen. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wurde in der Session 1949/1950 erstmals wieder unbeschwert Karneval gefeiert, und nun stürmten die Frauen erfolgreich die Männerbastion: Mit Gertrud I. (Henseler) wurde die erste weibliche Alfreda proklamiert.
Auch unter den Vereinsmitgliedern sind im Gegensatz zu früher Frauen vertreten. Gewandelt hat sich gleichfalls das Programm der Sitzungen, wie der amtierende Sitzungspräsident und Schriftführer der AGK, Manfred Nettekoven, berichtet. "Der Trend geht immer mehr in Richtung Show und Party. Ab 22 Uhr hat es keinen Sinn mehr, einen Büttenredner auftreten zu lassen. Dann hört niemand mehr zu." Nettekoven plant und leitet seit 1999 die Sitzungen und nimmt mit Rücksicht auf das Publikum daher auch Gruppen ins Programm, die sehr viel Unterhaltungswert haben, aber nicht spezifisch karnevalistisch sind. Ein Konzept, das aufgeht.
Das Festprogramm
Die Alfterer Große Karnevalsgesellschaft (AGK) feiert ihr 100-jähriges Bestehen mit zwei Veranstaltungen. Am Sonntag, 15. Januar, gibt es einen karnevalistischen Frühschoppen mit vielen Tollitäten aus der Umgebung. Er beginnt um 11 Uhr in der Alfterer Gaststätte "Spargel Weber", Knipsgasse 24. Dazu spielt ab 14 Uhr der Musikverein Gielsdorf.
Anschließend stehen Auftritte der Bonner Stadtsoldaten mit Musikzug und Tanzpaar sowie der Band "De Boore" auf dem Programm. Der Eintritt ist frei. Am Samstag, 28. Januar, lädt die AGK zur Prunksitzung im Lokal "Spargel Weber" ein. Dort erwartet Sitzungspräsident Manfred Nettekoven zur Unterhaltung der Gäste unter anderem die Prinzengarde Alfter, das Rednerduo "Strunz un Büggel", das Travestie-Duo "Ham & Egg" und die Gesangsgruppe kölscher Mädche "Ech Lecker". Eintrittskarten zum Preis von 20 Euro sind ab sofort im Vorverkauf unter der Telefonnummer 0 222/60253 erhältlich.
