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"Karneval geht am Geld kaputt"

"Karneval geht am Geld kaputt"

Sitzungen im Rhein-Sieg-Kreis ziehen weniger Jecke an, stattdessen sind Partys beliebt

Rhein-Sieg-Kreis. (rom) Von derart paradiesischen Zuständen im Sitzungskarneval können heutzutage viele Vereine nur noch träumen: 1 000 Menschen strömten einst zu den Sitzungen in die Meckenheimer Jungholzhalle, für die Karten hatten sie eine Nacht lang anstehen müssen.

Dieses Bild hat sich im ganzen Kreis gewandelt. Die Wormersdorfer luden in dieser Session zum letzten Mal zu ihrer Sitzung, sie verzichten künftig ganz darauf. Andere ziehen in kleinere Hallen um.

Rainer Friedrich von der Meckenheimer Stadt-Garde orientiert sich jetzt am Besucherschwund. Zur jüngsten Sitzung kamen knapp 150 Gäste in die große Halle. "Im nächsten Jahr setzen wir auf Karnevalspartys", sagt er. Die Leute wollen sich bewegen, nicht nur zuhören und konsumieren, glaubt er.

Zudem suchten sie sich nur noch eine Sitzung aus. Das Geld sitze wie angeklebt in den Taschen. "Wir haben alle damit zu kämpfen." Zudem sind Kräfte teurer geworden: "Die Mark wurde eins zu eins in Euro getauscht." Da kommen schon mal 1 500 Euro für einen 20-minütigen Auftritt zusammen.

Die Schmerzgrenze beim Eintritt sei mit 25 Euro und beim Verzehr mit 22 Euro für eine Flasche Wein überschritten: "Da geben zwei Personen schnell 100 Euro am Abend aus." Dieter Wittmann, Präsident des Regionalverbands Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval, hält trotzdem dem Sitzungskarneval die Stange: "Wenn es wieder billiger wird, sind die Säle wieder voll", hofft er.

Mit Sorge beobachtet er den Rückgang der Besucherzahlen: "In diesem Jahr war es extrem, besonders bei kleinen Vereinen." Kleinere könnten die teuren Kräfte nicht bezahlen, größere schnappten sich die Stars zu jedem Preis weg. Die Besucher überlegten die Geldausgabe: "Lieber einmal richtig zahlen und viele tolle Kräfte sehen."

Die meisten Karnevalisten sähen im Karneval nur noch das Geschäft und nicht das Brauchtum, klagt Wittmann. Wenn sich die Einstellung nicht ändere, dann befürchtet er: "Der Karneval geht am Geld kaputt."

Da setze die "Karnevalsmittendrin-Party" der Meckenheimer Prinzengarde ein Zeichen. Musik bis zum Abwinken, stündlich ein kurzes Programm, das Kostüm als Eintrittskarte. Wer keines hatte, zahlte "Strafzoll". "Ein Riesenerfolg", so Pressesprecherin Elke Eschweiler.