Landstürmer im Steigflug

Furioses Opening in Rheinbach : Laute Geräusche eines Propeller-Flugzeugs zur nicht weniger lauten Musik von "Highway to the Danger Zone". Der Vorhang öffnet sich.

Rheinbach. Ein Pilot baumelt schlaff am Fallschirm in der Luft - vor dem Bühnenbild des "Rheembach Airport" der Rheinbacher Künstlerin Janni Feuser hat die "Landsturm Airlines" abgehoben.

Und gleich eine Bauchlandung hingelegt - aber nur, um das Intro furios in Szene zu setzen. Denn die Rheinbacher Landstürmer sind wieder im Steigflug: Am Freitagabend gaben sie eine gelungene Premiere ihres dreitägigen Sitzungsmarathons.

Sie setzten um, was sie sich vorgenommen hatten: Alles war "schneller und knackiger". Sie lieferten echten hausgemachten Karneval, voller Ideen und Spielfreude, mit der richtigen Mischung aus intelligentem Witz und albernem Klamauk, Sketchen und Musik, die dem Publikum Raum zum "Abfeiern" gab.

Und nicht zuletzt mit einer gehörigen Portion Kritik an gesellschaftlichen und politischen Geschehnissen und deren Akteuren. Ein Gewinn für den Landsturm ist zweifellos Neuzugang Thomas Michels, der nicht nur Gesangsnummern mit Keyboard oder "Quetschböggel" begleitete, sondern das Publikum in Umbaupausen mit Hits wie "Superjeile Zick" von "Brings" mitriss.

Hitverdächtig auch das selbst getextete und komponierte Lied mit dem eingängigen Refrain "Rheembaach, he, dat senn mir! Keene lett de Flüjel hänge, mir senn joht dropp!", das die Brüder Richy und Peter Arzdorf uraufführten.

Der Absturz der "JU-HU 111" der "Landsturm Airlines" zum Intro war ein guter Einfall, um ein buntes Völkchen an Flugpassagieren über eine Notrutsche auf die Bühne zu bringen. Zum Beispiel zwei Ballermann-Touristen (Karl Heinz Jansen und Stefan Bruna) oder Kardinal und Messdiener (Peter und Richy Arzdorf), die trotz "zurzeit schlechter Presse" für ihre Rettung "Halleluja" sangen und tanzten und damit ihr Publikum begeisterten.

Ganz in seinem Element: Achim Frank als Drogenbaron im langen Ledermantel, der mit "Landsturm-Azubi im ersten Lehrjahr", Wolly Bures, zum Hit "Cocain" reichlich "Tütchen" ins Volk warf. Grandiose Schlussnummer des Openings: "Dat Landsturm-Fleejer-Leed" ("Flieger, grüß mir die Sonne"), dessen Refrain das Publikum gleich mitsingen konnte, weil der Text via Beamer auf eine Leinwand projiziert wurde.

Weitere Highlights: Fred Paral als zungenfertiger und vielsprachiger Punker-Flughafen-Direktor, "Flugtherapeut" Harald Assenmacher à la Rainer Langhans, Jacob Mufleh als "Samba-Stewardess" und der stimmlich herausragende Willi Mirgartz im "Städte-Medley".

Begeistert gefeiert wurden "Darth Vader" Achim Frank und "dä Imperator" Harald Assenmacher, die sich über Rheinbachs Straßenbau mit "sechs Kreiseln auf 300 Meter" und die "Hubbel" im Weilerfeld "erbrachen".

Peter Eich beruhigte als Calli Calmund Anwohner des Putenmast-Großbetriebs in Palmersheim, denn "ausgebrochene kleine Antibiotika-Puten" werden von der "Anti-Putenbrust-Fraktion" abgefangen. Nicht ausgelassen wurde die Gesamtschul-Diskussion.

So rechneten Josef Muhr und Josef Pick vor, wie unter der Regie des "Putin von Rheembach" (CDU-Fraktionschef Bernd Beißel) sich alle Fraktionen einig waren, dass "28 Prozent die Mehrheit" sind. Auch einen Standortvorschlag für eine Gesamtschule haben sie: Die JVA, denn da gibt es Sporteinrichtungen ebenso wie Zellen zum Nachsitzen.

Nach einem grandiosen "Saftschubsen-Tanz" aller Landstürmer als Schluss-Nummer nahm der inzwischen 70-jährige Josef Muhr nach 30 Jahren seinen Abschied, natürlich auf Kölsch: "Wenn ich och mingem Alder Rechnung drage moss, bejraave loss ich mich noch nit!"