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Karnevalsbörse in Hersel: Prinzessin "secondhand"

Karnevalsbörse in Hersel : Prinzessin "secondhand"

Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land? Vor dem Spiegel in der Herseler Rheinhalle dreht und wendet sich nicht die böse Stiefmutter von Schneewittchen, sondern Mia Sopta aus Merten.

Die Zehnjährige hat an den Ständen mit gebrauchter Karnevalskleidung einen paillettenbesetzten, lilafarbenen Hut aufgestöbert. Er sitzt perfekt und steht ihr gut. Die Mutter bezahlt. Nun sucht Mia auf der 9. Herseler Karnevalsbörse noch ein Hippie-Kostüm, und ihre Chancen stehen nicht schlecht. Denn das Angebot auf der Börse des Tambour-Corps Germania Hersel ist reichhaltig und einzigartig im Vorgebirge und in der Bonner Region.

Aussteller und Besucher kommen von nah und fern, um sich zum einen von überschüssigen Kostümen zu trennen und zum anderen mit einem neuen Outfit einzudecken. "So hat es auch angefangen", berichtet Margit Günther, die Vorsitzende des Tambour-Corps. "Seit rund 25 Jahren gehen wir als ,Die lustigen Germanias' im Herseler Zug mit und wussten eines Tages nicht mehr wohin mit den Kostümen."

Die Idee einer Karnevalsbörse kam gut an. Die Aussteller kommen nicht nur aus der näheren Umgebung, sondern auch aus Meckenheim und Euskirchen, Linz am Rhein und Bocholt. "Die Nachfrage ist stetig gewachsen und immer noch enorm", freut sich Margit Günther. Rund 300 Besucher drängten sich am Sonntag um die Stände von 25 Ausstellern, die ausgemusterte Kostüme und sonstiges jeckes Zubehör zu günstigen Preisen anboten.

"So können sich die Leute auch schon mal gleich vier oder fünf Verkleidungen für verschiedene Veranstaltungen kaufen", berichtet Margit Günther. Und das Besondere an der Börse sei natürlich, dass es Jahr für Jahr immer wieder neue alte Kostüme gebe. Gleichzeitig sorgte die Vereinsjugend für eine Cafeteria, die nicht nur den hungrigen Besuchern nutzte, sondern auch dem Nachwuchs, denn der Erlös geht in die Jugendkasse.

Geflügelte Wesen gab es bei Jutta Dietzler und Maria Dengler gleich mehrfach von der Stange. "Engel kommt gut", berichteten die beiden Frauen aus Witterschlick, die im dortigen Zug in der Gruppe "LSD" mitgehen. Vor allem Frauen interessierten sich für die engelhafte Verkleidung samt goldener Flügel aus dem Jahr 2011. Der Dress für American Footballer, den die Gruppe im vorigen Jahr trug, zog vor allem Jungen an.

Gute Geschäfte machen auch Annalena Schmitz aus Bornheim und ihre Mutter Helene Becker. Die zwölfjährige Tochter ist von Kind an im Bornheimer Zug dabei und nun aus etlichen Kostümen herausgewachsen. Den Joker und die Prinzessin hatte sie schon am Morgen der ganztägigen Börse verkauft und wartete nun auf Käufer für Pippi Langstrumpf, die Hexe und den Edelpiraten.

Derweil hat sich die Kleiderstange der Mutter schon stark gelichtet. Helene Becker mischt seit rund 30 Jahren im Bornheimer Karnevalszug mit und freute sich, dass so viele alte Kostüme Abnehmer fanden. "Ich habe schon ziemlich viel verkauft, aber man darf nicht nachrechnen, was man vorher dafür bezahlt hat", sagt sie über ihre Einnahmen. "Aber das ist besser, als die Sachen im Keller liegen zu lassen."