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Das gehört zur Uniform eines Rheinbacher Stadtsoldaten

Uniform der Traditionscorps : Was ein Rheinbacher Stadtsoldat anziehen muss

Wenn sie kommen, dann ist Stimmung und es gibt richtig was zu sehen: Traditionscorps sind im Karneval immer ein Erlebnis. Zu Dutzenden stehen sie in einheitlicher Uniform auf den Bühnen. Die Rheinbacher Stadtsoldaten zeigen einmal, was bei ihnen alles zur Ausrüstung gehört.

Staatse Kerle und Frauen sind sie, die Rheinbacher Stadtsoldaten. Offiziere und Infanterie, Marketenderinnen und Tanzmariechen, im Zug vorneweg die Kavallerie sowie mehr als 50 Kinder und Jugendliche im Kindercorps: alle geeint durch die gleiche Uniform. Damit das passt, ist diese beim Traditionscorps genau vorgegeben. Willi Eichen, zweiter Vorsitzender und Literat, zeigt an einem Beispiel im Vereinsheim im Wasemer Turm, was ein anständiger Stadtsoldat für jeden Auftritt anziehen muss:

Zur Uniform gehört immer etwas auf den Kopf

Das beginnt ganz oben mit dem Hut. Alle Rheinbacher Stadtsoldaten tragen bei offiziellen Anlässen Dreispitz mit einem Federbusch, der beim Vorstand etwas größer, bei den Tanzmariechen kleiner ausfällt. An den Herrenhüten ist zudem eine Perücke befestigt. Rechts und links hat der Rheinbacher Stadtsoldat so schneeweiße Locken-Rollen. Ist der offizielle Teil beendet, wechseln die Stadtsoldaten zu Schiffchen in den Vereinsfarben Rot und Grün. Denn: „Wenn wir in Uniform unterwegs sind, hat der Stadtsoldat etwas auf dem Kopf zu tragen“, betont Eichen. Und ist deshalb Stolz, dass auch für das Kindercorps unterdessen Schiffchen angeschafft wurden. „So wissen sie von klein an, wie das System funktioniert.“

Hemd, Weste und Hose beziehungsweise bei Tanzmariechen der Rock sind weiß. Und sollen es auch bleiben. Meist haben die Mitglieder mehrere Stücke, erklärt Eichen. Dann könne zwischen zwei Auftritten auch einmal gewechselt werden. Flecken sind im Karneval ja nicht auszuschließen. „Wegen der Optik“ sind die Stadtsoldaten übrigens vor einigen Jahren auf Reiterhosen umgestiegen. Zusätzlicher Nutzen: Die seinen etwas dicker und damit bei allen Auftritten im Freien wärmer.

Stiefel der Tanzmariechen sind eine Sonderanfertigung

An die Füße gehören bei den Herren schwarze Gamaschen und darunter schwarze Lederschuhe. Ordentliche Lederschuhe, darauf legt Eichen wert. Die Tanzmariechen tragen rote Stiefel mit grünen Streifen, eine Sonderanfertigung. Dafür ging es mit der ganzen Tanztruppe und dem Bus für einen Tag in die Niederlande zur Schuhfabrik, wo jeder Tänzerinnenfuß vermessen wurde. Die Kavallerie hat natürlich Reitstiefel an.

Der wohl auffälligste Teil der Uniform ist die Jacke. Seitlich mit knielangen Rockschößen versehen (bei den Damen etwas kürzer geschnitten) und natürlich in den Vereinsfarben, grün mit roten Aufschlägen, abgesetzt mit goldenen Borten. Wobei hinter der Farbwahl laut Eichen nichts Besonderes stehe. Die habe man einfach bei der Vereinsgründung so festgelegt. Der Schnitt orientiert sich an den Kölner Traditionscorps.

Patronentasche für nützliche Kleinigkeiten

Entscheidend für den Gesamteindruck sind die zusätzlichen Stücke. Schulterklappen, die Epauletten, zeigen den Rang des Stadtsoldaten. Über der Jacke verläuft der Bandelier, ein schräg über den Oberkörper getragener Gurt. Der ist bei einfachen Soldaten weiß mit einer schwarzen Patronentasche (in der Zigaretten oder andere nützliche Kleinteile aufbewahrt werden können). Offiziere schmückt ein goldener Bandelier mit Säbel. Wer mehr Stauraum braucht, lässt sich in der Jacke Taschen einnähen, wie Eichen zeigt. Immerhin hat der Verein eine eigene Schneiderin, die sich auch um solche Sonderwünsche kümmert.

Einheitlich bei Herren und Damen und über alle Altersgruppen ist ein Jabot, ein kleiner Wasserfall aus Spitze am Hals. Den ziert der Mariechenorden, den Corpsorden mit dem Rheinbacher Stadtwappen tragen sie an der Brust. Ein ausreichender Vorrat dieser kleinen Kunstwerke sei übrigens immer vorhanden, erklärt Eichen. Die Zeugwarte führen bei jedem Auftritt ganze Koffer mit Einzelteilen mit sich – schließlich könnte immer etwas abgerissen, beschmutzt oder beschädigt werden. Und bei Eichen gilt: „Wer falsch gekleidet ist, kommt nicht auf die Bühne.“

Generalappell zum Sessionsbeginn

Wie genau die Uniform zu tragen ist, regelt dafür die Uniformordnung. Überprüft wird trotzdem alles beim offiziellen Generalappell zum Sessionsbeginn. „Da sehen wir dann, was wir haben“, sagt Eichen. Wobei er weiß, dass er sich auf die akkurat gekleidete Truppe verlassen kann: „Die wissen, dass ich sonst auf der Bühne einen Herzinfarkt bekäme, wenn etwas nicht in Ordnung wäre.“

Was Eichen nicht verschweigt: So eine aufwendige und traditionelle Kleidung ist mit Kosten verbunden. Wie viel genau, möchte er aber nicht sagen. Allerdings verweist er darauf, dass die Stadtsoldaten unterschiedliche Wege anbieten. Eine Uniform könne direkt gekauft, gemietet oder abbezahlt werden. Bei den Kindern wird aus dem Bestand getauscht, oftmals schon während der Session. „Die wachsen ja schneller raus, als man gucken kann.“

Wobei es in der Art der Uniformen keinen Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen gibt, worauf Eichen stolz ist. Und was sich der Verein etwas kosten lässt. Durch gute Jugendarbeit sei es gelungen, in den letzten drei Jahren das Kindercorps von knapp zehn auf über 50 Aktive anwachsen zu lassen. Die dazu vom Verein angeschafften Uniformen hätten einen Wert „im fünfstelligen Bereich“.