Wildes Wibbeln mit Wally

Bei der Sitzung der KG Halt Pol im Kursaal springen die Jecken auf Stühle und Tische

Bad Honnef. Wenn Karneval fit macht, dann war die Halt Pol-Sitzung die Olympiade vom Rheinland. "Achtzig Muskeln sind beim Lachen am ganzen Körper in Bewegung", klärte Bernd Stelter auf. "Das hier ist ja das reinste Fitnessprogramm", staunte der Entertainer.

Aber nicht nur die Lachmuskeln zuckten. Der Kursaal stand Kopf, und die Jecken sprangen auf Stühle und Tische, wippend und schunkelnd. Stelter: "Ein Punkt fehlt im Konjunkturprogramm II: der Karneval auf Krankenschein." Ach was, die Honnefer Narren brauchen keine Rezepte von "Doktor Ulla".

Sie haben das beste Ärzteteam der Welt: Die KG Halt Pol verabreicht ihnen die süßeste Medizin. Aber Achtung, manchmal steigt dabei vorübergehend der Puls. "Hier sind die schönsten Männer Kölns, die Roten Funken", kündigte Halt-Pol-Präsident Jörg Pütz das älteste Kölner Traditionscorps an, die der Elferrat im Schlepptau hatte beim umjubelten Einmarsch in den Saal.

Und dann kam "Wibbeln mit Wally". Zwei Funken geleiteten Bürgermeisterin Wally Feiden auf die Bühne. Dort reihte Kommandant Willi Schäfer auch Präsident Pütz ins Corps ein. "Funke opjepass, Klabüs jereuß." Los ging's, Gewehr nach oben, Popo an Popo. So schön. Am liebsten hätten die Funken die zwei Shooting Stars "adoptiert". Zwei Funken hatten ohnehin ein Heimspiel: Halt-Pol-Elferratsmitglied Ralf Heidt und Elferratsanwärter Andreas Türler senden gleich auf zwei jecken Frequenzen.

In ruhigem Fahrwasser war Ne Knallkopp nun auch nicht gerade. "Ich bin mit der Bahn gekommen. Der Kontrolleur wunderte sich über meinen Kinderfahrschein. Sagte ich ihm: Da können Sie mal sehen, wie lange ich schon auf die Bahn gewartet habe."

Nicht lange ausharren mussten die Jecken, dann war er da, ihr American Dream vum Ring. Kreischen, Pfeifen, Jubeln: eine Narrhalla außer Rand und Band. Fetzige Musik, ausgefeilte Choreographie, staatse Tänzer, geschliffene Bewegungen, tolle Akrobatik, fliegende Kerle. Die Jungs waren wieder spitze.

Was ist besser: American Dream Boy oder Prinz? "Eimol Prinz zo sin, en Kölle am Rhing", sang jedenfalls Wicky Junggeburth und noch viele andere Lieder, die aus dem Karneval nicht wegzudenken sind. Plötzlich hatte der Mann mit der Gitarre einen Chor von knapp 500 Jecken.

Leise sein, Ohren spitzen bei Bernd Stelter, dem Tausendsassa auf der Bühne. Übrigens, Karneval macht nicht nur fit, sondern auch schön. Dass diese These absolut korrekt ist, ein Blick in den Saal überzeugte: strahlende Besucher, originell kostümiert, und mit angespanntem Jochbeinmuskel. Stelter: "Dieser Muskel zieht die Mundwinkel hoch; den haben Merkel und Steinmeier nicht."

Riesenbeifall für seine Balladen. Und: "Ich habe hier bei Halt Pol doch ein intelligentes Publikum. Aber kannte jemand vor der Hessen-Wahl Thorsten Schäfer-Gümbel?" Brüllten die Jecken: "Nein!" Bernd Stelter: "Ich dachte immer, irgendwann nimmt Hape Kerkeling die Maske ab."

Oh, wie seid ihr schön: Die Lyskirchener Hellige Knäächte un Mägde tanzten. Der prächtig aufgelegte Präsident Pütz: "Habe ich Euch zuviel versprochen? Eine Augenweide! 19 bildhübsche Mädchen und 15 hellige Knäächte!" Umwerfend! Seit zwei Jahrzehnten auf der Bühne: die Fidelen Kölsche. Nach der Pause - 40 Minuten vor Mitternacht! - riss die Wahnsinnstruppe die Jecken mit: "Ich möch ze Fooß noh Kölle jon."

Aber kein Fahrverbot in Sicht, trotz des Jupp Mendt als ne kölsche Schutzmann. De Klüngelköpp heizten ordentlich ein. Tanzende Jecken in den Gängen. Blom un Blömcher "gackerten" bei dieser Riesen-Gaudi mit. Dann kam King Size Dick. Der Kracher. Beim Ausmarsch knallte es auch: Der Elferrat ließ 250 Luftballons in den Farben der Stadt aufsteigen. Welch ein Finale. Und alle total fit.

Kurz gefragt

Bürgermeisterin Wally Feiden kam im Kostüm mit Goldpailletten.

General-Anzeiger: Ist diese Dukaten-Jacke etwa eine Neuanschaffung dank der Konjunktur-Millionen?

Wally Feiden: Ich hätte gern ein paar Millionen mehr. Aber die "Goldtaler" teile ich.

GA: Gehört "et Klabüs" demnächst zu Ihrer Standardausrüstung?

Feiden: Da müsste ich schon ein geladenes Gewehr haben.

GA: Und die Ratsmitglieder müssen künftig vor der Sitzung mit Flinte zum Stippeföttche antreten?

Feiden: Die sind schon geladen genug.

GA: Zum ersten Mal Wibbeln. Wie war "et Jeföhl"?

Feiden: Ich hatte mit dem Hut zu kämpfen, der war zu groß. Sonst hätte es noch mehr Spaß gemacht.