Hier streicht der Chef

Es ist ein wenig wie vor einem runden Geburtstag: Noch lange, bevor sich die Gratulanten auf den Weg machen, herrscht bei den Gastgebern geschäftiges Treiben.

Bad Godesberg. Es ist ein wenig wie vor einem runden Geburtstag: Noch lange, bevor sich die Gratulanten auf den Weg machen, herrscht bei den Gastgebern geschäftiges Treiben.

Bei den Fidelen Burggrafen wird seit Tagen in der Stadthalle gehämmert, gepinselt und geschmückt. Die Prunksitzung am heutigen Samstag ist auch für die alten Fahrensleute der Bad Godesberger Karnevalsgesellschaft keine Routine: In diesem Jahr nämlich feiern die Fidelen Burggrafen ihr 75-jähriges Bestehen.

Besonders gut passt da in diesem Jahr das Bühnenbild: Es wird beherrscht von den historischen Fassaden der alten Burgstraße, durch die einige Godesberger Originale schlendern. Im Hintergrund thront über alledem die Godesburg. Kontinuität und Wandel haben auch die Burggrafen in den 75 Jahren ihres Bestehens erfahren.

Angefangen hatte alles im Godesberger Restaurant Zur Turnhalle, wo sich am 10.Januar 1937 die fünf Gründungsmitglieder zusammenfanden, die die erste Sitzung offenbar gar nicht abwarten konnten: Sie fand direkt im Anschluss an den Gründungsakt statt, die ersten Orden hatte man selbst aus Holz gefertigt.

Erster Präsident wurde Paul Grünhäuser, der zwei Jahre später als Paul I., dem ersten Prinzen der Burggrafen, gemeinsam mit Prinzessin Ilse (Jäger) die Godesberger Narrenschaft regierte. Auch für den jungen Verein bedeuteten die Kriegsjahre einen tiefen Einschnitt. Doch ab 1947 lebten die Aktivitäten der Burggrafen auf, ab 1948 mit eigenem Tanzcorps mit Kommandanten, Offizieren, Fahnenträgern und einem Tanzpaar.

Als Abteilungen kamen bis heute das Kinderkadettencorps, das Corps du Chevaliers und das Reitercorps sowie das Corps a la Suite und ein eigener Musikzug hinzu. Die Mitgliederzahl ist mit rund 350 seit einigen Jahren konstant. Im dritten Jahr führt Volker Michels den Verein als Präsident und befindet sich damit in bester Familientradition: Schon Vater und Großvater hatten bei den Burggrafen Verantwortung getragen.

Michels, der am Freitag noch bei den letzten Pinselstrichen an der Kulisse zu beobachten war, wird am Samstag wieder durch ein abwechslungsreiches Programm führen, das Literat Karl Weinreiß zusammengestellt hat. Mit dabei sind etwa die Lyskircher Knäächte und Määgde, mit denen gemeinsam die Burggrafen in der vergangenen Session die französische Stadt Sarregumines unsicher gemacht und dort den rheinischen Karneval verbreitet haben.

Außerdem sind unter anderem mit dabei: die Kalauer, dä Mann met däm Hötche, die Fidele Kölsche, Et fussich Julche, Klaus und Willi, de Wanderer, die jungen Trompeter, et Rumpelstilzche, die Rabaue, sowie natürlich das Bad Godesberger Prinzenpaar. Wenn Volker Michels am Samstag pünktlich um 17.30 Uhr mit dem Programm beginnt, wird die Stadthalle mit 800 Besuchern gefüllt sein. Für Kurzentschlossene gibt es aber noch Karten zu 25 Euro an der Abendkasse.