Der Karnevals-Bazillus wirkt wieder ansteckend
Das Bad Honnefer Festkomitee gab die Devise aus: "Et jeht widder loss met jecke Tön" - Erstmals zogen die Corps vom Rathausplatz zum Kurhaus - Gesellschaften danken ihren verdienten Mitgliedern
Bad Honnef. (fat/hoh) So schnell kann sich ein kühles, herbstliches Wochenende in ein reines Freudenfest mit heißblütiger Atmosphäre verwandeln. Die Bad Honnefer Jecken starteten mit Volldampf in die Session.
Auftaktveranstaltung: Pünktlich um 11.11 Uhr riefen die Honnefer Jecken am Sonntag aus vollen Kehlen das Motto der nächsten Monate aus: "Alaaf!"
Der Kursaal hatte sich in ein karnevalistisches Tollhaus verwandelt, die Musik trug ihr übriges dazu bei: "Wenn dat Trömmelche geht . . ." Denn am Sonntag begann die Bad Honnefer Session unter dem Motto "Et jeht widder loss met jecke Tön".
Die zentrale Auftaktveranstaltung der Honnefer Karnevalsgesellschaften organisierte das Festkomitee in Zusammenarbeit mit der Volksbank Bonn Rhein-Sieg.
Festkomitee-Präsident Heinz Arenz begrüßte gut gelaunt und erwartungsfroh die anwesenden Vereine: das Damenkomitee Ziepchen, die Große Selhofer KG, KG Halt Pol, KG Ziepches Jecke, KG Klääv Botz, "Jecke Wiever", "Löstige Geselle" und den TV Eiche.
Der Spielmannszug des TV Eiche präsentierte ein Potpourri seines Könnens, das Kindertanzcorps der Löstige Geselle wirbelte vor den staunenden Gästen und auch die "Poppelsdorfer Schloß-Madämchen" machten Stimmung.
Gekonnt traten die Tänzerinnen von Blau-Weiß Selhof und der "Konjack-Inschenöör" auf, bevor die Unkeler Ratsbläser den Schlusspunkt setzten. Durch das Programm führte der neue Literat des Festkomitees, Jörg Pütz von der KG Halt Pol.
Theo Grewenig von der KG "Klääv Botz" und der "Löstige Geselle" Heinz-Peter Steghaus erhielten den Dankorden des Festkomitees für ihre Verdienste.
Auch die Dachdeckerei Ziegert wurde mit Ehren bedacht. "Sie haben in den vergangenen Jahren an der Bühne auf dem Marktplatz so viel geholfen. Dafür möchten wir uns jetzt bedanken", begründete Arenz.
Erstmals waren die Karnevalisten übrigens vom Rathausplatz zum Kursaal gezogen, um dort dem Countdown entgegenzufiebern. Manch verschlafener Honnefer dürfte geweckt worden sein, als die Musiker des TV Eiche und der KG "Klääv Botz" lautstark ihre Hymnen schmetterten.
KG Halt Pol: Begleitet von karnevalistischen Klängen des Spielmannszuges des TV Eiche startete die KG Halt Pol bereits am Samstag in die fünfte Jahreszeit. Die Mitglieder von Elferrat, Senat und großem Rat hatten sich mit ihren Frauen im Saal des Weinhauses Steinbach eingefunden.
Peter und Brigitte Mohr hatten anlässlich des 250-jährigen Jubiläums ihres Traditionsgasthauses den Sessionsorden gestiftet. Schon vor einigen Jahren hatten die Wirtsleute, die Mitglieder des großen Rates der Halt Pol sind, dies angekündigt - und Wort gehalten.
Präsident Jörg Pütz stellte den Orden vor, auf dem, eingerahmt von Weinreben, -flaschen, -pokalen und dem Stadtwappen, wie immer auch das Halt Pol-Männchen an der Laterne zu sehen ist.
Für ein deftiges Essen hatten die Ordensspender gesorgt, das Abendprogramm hatte die KG organisiert. So richtig Lust auf die jecken Tage machte Peter Radatz, "der Mann mit dem Hötche".
Gerd und Karl Jansen begeisterten als "Tünnes un Schäl" und später wurde unter großem Beifall die Prinzengarde der Aegidienberger KG Klääv Botz in ihren leuchtend roten Kostümen empfangen.
Natürlich zog es die Gäste in dem mit hunderten Luftballons geschmückten Saal auch immer wieder auf die Tanzfläche.
KG Löstige Geselle: Die Mitglieder der KG infizierten sich am Samstag bewusst mit dem Bazillus Carnevalis. Bei Kerzenlicht trugen die Löstige Geselle den auf einer Bahre liegenden, mit einem weißen Leinentuch bedeckten "Bazillus" in den Palmengarten des Hotels Seminaris.
Die ersten Wiederbelebungsversuche scheiterten kläglich, doch Peter Steghaus wusste wie immer Rat. Über einen Schlauch verabreichte er dem Bazillus einen Cocktail aus Bier, Likören und Schnäpsen.
Die richtige Medizin: Schon Sekunden später sprang der Bazillus von der Bahre, um sich sofort seiner Lebensaufgabe, Frohsinn und Kurzweil, zu widmen.
Anlässlich des zehnjährigen Firmenjubiläums seiner Elektrofirma hat Stefan Wolf den Sessionsorden gestiftet. Er zeigt einen rothaarigen "Löstigen Gesellen", der auf einer Glühbirne reitet.
Da der Spender verhindert war, überreichte sein Mitarbeiter Michael Raffauf die Orden an die KG. Erstmals war Bürgermeister Peter Brassel beim Sessionsstart der Blau-Gelben zugegen.
Er verlieh die Dankmedaille an Franz Willi Staffel, der seit 30 Jahren Mitglied der KG ist. Von 1975 bis 2000 war er der Literat des Vereins. 1997 bekam er den Dankorden des Festkomitees Bad Honnefer Karneval, vor drei Jahren das Bundesverdienstkreuz und im Jahre 2000 wurde er zum Ehrenmitglied der KG ernannt.
Er ist überdies in der Kolpingsfamilie, der Hospizbewegung und im Pfarrgemeinderat engagiert. Zwei verdienten Mitgliedern verlieh Präsident Heinz Arenz den Dankorden seiner Gesellschaft: Er dankte Claus und Heike Scheel für ihr überaus großes Engagement für den Verein.
Sie waren das Siebengebirgsprinzenpaar 1996. Malermeister Claus Scheel hat sich besonders beim Bau des Zeughauses als Handwerker unverzichtbar gemacht. Heike Scheel war in ihrer Jugend elf Jahre lang das Mariechen der KG, später neun Jahre lang die 1. Vorsitzende und heute ist sie die Präsidentin des Damenkomitees.
Dann noch eine große Überraschung: Hinter seinem Rücken hatten die übrigen Entscheidungsträger beschlossen, auch Arenz mit dem Dankorden auszuzeichnen.
In einer Zeit, als das Schiff "Löstige Geselle" zu sinken drohte, hatte er das Steuer herum gerissen und das Schiff wieder in ruhiges Fahrwasser gesteuert, in dem es bis heute kreuzt.
