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Keine Weiberfastnacht mehr im Tal

Keine Weiberfastnacht mehr im Tal

"Vell Sonn!" heißt der Schlachtruf der Sonnigen Rheinländerinnen. Doch nach Sonnenschein ist den "Sonnies" überhaupt nicht zumute. Ausgerechnet im Jahr ihres 80-jährigen Bestehens geben sie ihre traditionsreiche Weiberfastnachtssitzung im Hotel Maritim, die letzte im Königswinterer Talbereich, auf.

Königswinter. "Vell Sonn!" heißt der Schlachtruf der Sonnigen Rheinländerinnen. Doch nach Sonnenschein ist den "Sonnies" überhaupt nicht zumute. Ausgerechnet im Jahr ihres 80-jährigen Bestehens geben sie ihre traditionsreiche Weiberfastnachtssitzung im Hotel Maritim, die letzte im Königswinterer Talbereich, auf.

"Wir haben bereits in den vergangenen Jahren nur dazu zahlen müssen. Irgendwann war das Ende der Fahnenstange erreicht. Die Substanz ist aufgebraucht", sagt Präsidentin Gaby Wegener. Sie hat den Bazillus carnevalis im Wortsinn mit der Muttermilch aufgenommen. Ihre Oma Henriette Lemmerz hatte das Damenkomitee vor acht Jahrzehnten gegründet.

28 Jahre später folgte ihre Mutter Fia Hintzen auf dem Präsidentenstuhl. 1987 war Gaby Wegener an der Reihe. 1998 wurde sie mit dem Verdienstorden der Stadt Königswinter, 2005 mit dem Verdienstorden in Gold mit Brillanten ausgezeichnet, dem höchsten, den der Bund Deutscher Karneval zu vergeben hat.

"Das jüngere Publikum sucht den Straßenkarneval. Der Sitzungskarneval funktioniert vielleicht noch auf den Dörfern, wo vieles aus den eigenen Reihen gemacht wird", sagt Wegener. Im Bergbereich von Königswinter gibt es allein sechs Weiberfastnachtssitzungen in Heisterbacherrott, Thomasberg, Vinxel, Eudenbach, Oberpleis und Stieldorf.

"Unser Publikum war namhafte Künstler gewöhnt. Doch die können wir nicht mehr finanzieren", so die Präsidentin. Das Damenkomitee musste bei einem Gesamtetat von rund 10 000 Euro nicht nur die Gagen zwischen 300 und 1 500 Euro für die einzelnen Auftritte, sondern auch die Saalmiete im Hotel Maritim und die Technik bezahlen. Dazu die Gema-Gebühren ("Da sträuben sich mir die Nackenhaare").

Das Hotel verlangte vom Veranstalter zusätzlich eine Umsatzgarantie, die im vergangenen Jahr nicht erreicht wurde. "Das liegt auch daran, dass viele Frauen ihre eigenen Frikadellen und Würstchen mitbringen." In den vergangenen zehn Jahren fand die Veranstaltung im Maritim statt, vorher einige Jahre in der CJD-Aula und zweimal sogar im Bad Honnefer Kursaal.

15 Mitglieder im Alter von 35 bis 80 zählt das Damenkomitee, Nachwuchs macht sich rar. "Wir werden aber auf jeden Fall als Gesellschaft bestehen bleiben", sagt Wegener. Beim großen Festkommers zum 75. Geburtstag der kleinen, aber feinen Gesellschaft hatte Wegener noch betont, Karneval sei für sie eine "wunderschöne Freizeitbeschäftigung statt eines perfekt organisierten Geschäfts". In Zukunft werden sich die "Sonnies" weniger ums Geschäftliche als um die karnevalistische Freizeitgestaltung kümmern müssen. Ihrem sonnigen Gemüt wird es guttun.