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Karnevalszüge in Swisttal: Salzwasser, Seegang und Bodenhaftung

Karnevalszüge in Swisttal : Salzwasser, Seegang und Bodenhaftung

In den Swisttaler Ortschaften Morenhoven, Ludendorf, Buschhoven und Dünstekoven feiern die Narren wie jeck.

Feiern, bis der Arzt kommt. In Morenhoven war das kein Problem, stand den Jecken doch der ganze "Royal Flying Doctor Service" samt Buschpilot - also die fliegenden Ärzte des Outbacks - zur Seite.

Das Hochprozentige, das die hilfreichen Männer in Weiß vom Junggesellenverein Morenhoven da verteilten, diente allerdings weniger der Desinfizierung als vielmehr der Glorifizierung eines der Ihren: "Mein Bruder Chris arbeitet zurzeit in Australien", erklärte Markus Klein die Idee des diesjährigen Mottos und warum das Konterfei des langjährigen JGV-Mitgliedes das Buschflugzeug krönte. Hoch auf dem Fischkutter stach derweil die Karnevalsgesellschaft Morenhoven 2003 in See, während die Turnerinnen vom SV Swisttal als schwarz-weiße Morenhovener Wappen bewegungsfreudig voranmarschierten.

Das Fliegen war an diesem Tag nicht nur Engeln vorbehalten: Auch Teufel verfügten über Flügel - natürlich in Fegefeuerrot statt unschuldigem Weiß. Ihre schwarz-gelben Schützlinge versuchten derweil die Messdiener als Imker unter Kontrolle zu halten. Jegliche Kontrolle preisgegeben hatte indes der "Stammdesch Alf 57", der sich auf Vatertagstour wähnte und seine Biervorräte großzügig unters Volk brachte.

Eine solide Trink-Grundlage bot die Feuerwehr mit Erbsensuppe, und die Kollegen aus der Stadt Alzey fuhren im alten VW Bus durch die Straßen. Zum krönenden Abschluss gab sich das Kinderdreigestirn Maurice I., Kai I. und Andrea I. hoch auf dem Texas-Wagen die Ehre. Insgesamt zehn Gruppen flanierten unter der Leitung von Dieter Fey gut gelaunt durchs Dorf, musikalisch begleitet von der Swistbachkapell und vom Fanfarencorps Adenau. (thu)

Swisttal-Ludendorf. (stl) Mal angenommen, die Ludendorfer Jecken hätten am Sonntagmittag gegen zwölf schon alle Komplimente nach oben entsandt, die man diesem Wetter schlichtweg machen musste - dann sollte auch das akademische Viertelstündchen Verspätung beim Zoch nicht der Rede wert sein.

Derweil dirigiert Polizeihauptkommissar Stefan Arth - charmant im Ton, unnachgiebig in der Sache - die Unbelehrbaren von auswärts, die von Straßenkarneval bis dato offenbar noch nichts gehört haben. Vorfahrt für die Jecken: die Ludendorfer Mädels zum Beispiel auf ihrem rollenden Wigwam namens "Lucky Luke" oder die Jugendfeuerwehr, die den romantischen Brauch der Liebesschlösser aufgegriffen hat. Auch wenn an ihrem Wagen noch nicht ganz so viele hängen wie an der Kölner Hohenzollernbrücke, aber was nicht ist, kann ja noch werden.

Ein paar Meter weiter machen die "Ludendorfer Piggys" nach Herzenslust Schweinerei - zumindest, was die Spur von Kamelle angeht, die sie nach sich ziehen. Hunger oder Durst braucht hier wirklich niemand zu leiden, denn Simons kleine Feldküche - 0,1 Tonnen, Tüv geprüft - hat heiße Würstchen an Bord, und die Ludendorfer Jonge, die selbst ernannten Kölschstangenträger um ihren Präsidenten und ersten Vorsitzenden Dirk Lüssem, bringen ihren Braukessel später am Tag noch ordentlich ins Schaukeln. "Gleich fällt er öm", meint ein Skeptiker am Straßenrand. Aber keine Sorge, die Jungs sind Seegang gewöhnt.

Swisttal-Buschhoven. (stl) So kann man's natürlich auch sehen: Der Beitrag der KG Kuckstdunur zu 25 Jahren deutscher Einheit? "Ohne Hasselhoff hätten wir die Mauer noch". Eine rundum gelungene Hommage an den Mann, der Silvester 1989 in Berlin "I've Been Looking For Freedom" schmetterte und als "Knight Rider" in der gleichnamigen Fernsehserie jede Menge Schurken zur Strecke brachte. An dem schwarzen Wagen namens K.I.T.T haben die Jungs seit Oktober gebastelt.

Dem Trend der Session 2014/2015 folgen die Buschhovener Junggesellen. Die Jungs in Schwarz von der Spezialeinheit "S.W.A.T" sind in dem Fall zum Glück "nur" mit lecker Wurfmaterial ausgerüstet. Wer's deftiger mag, kann sich eine von 1800 Portionen Kartoffelsuppe am Wagen des Lauftreffs Badminton und des Heimat- und Verschönerungsvereins einverleiben. Frei nach dem Motto. "Wir löffeln anderer Leute Suppe aus."

Die "Schotten Dichter" alias "Kannentouristen op Jöck" hätten vielleicht lieber einen Teller Haggis gekostet. Falls so etwas im "Casino Communale" - so das Motto des Stammtisches "Ling Ham" - überhaupt serviert wird. Den Fischen vom Montessori Kinderhaus kann's gleich sein. "Wir haben vorher noch gebadet, natürlich im Salzwasser" wie einer aus der Gruppe ganz im Vertrauen verrät. Einem ganz anderen Element frönt die Freiwillige Feuerwehr: "Im Notfall löschen wir auch in der Hölle!" Mit Kölsch? Soweit zu diesem vollmundigen Versprechen.

Swisttal-Dünstekoven. (stl) Das zugegeben diffizile Verhältnis zwischen Heimerzheim und Dünstekoven ist an dieser Stelle schon das eine oder andere Mal thematisiert worden. Was die Heimerzheimer Freunde des Dünstekovener Karnevals um Rainer Schmitz 1996 auch nicht daran gehindert hat, ein paar jecke Brücken zu bauen. 20 Jahre tun sie das nun schon und sind diesmal auf die Achterbahn gegangen. 27 Wagemutige auf rasanter Berg und Talfahrt; mit den Füße voran.

Da beweisen die Alten Herren von Rot Weiß Dünstekoven schon mehrt Bodenhaftung: Eine bunt gemischte Gruppe, zwölf an der Zahl, was reichen würde, um in den leuchtend grünen Latzhosen zum Spiel auf dem nun eigenen Rasenplatz anzutreten. Das Freistoßspray (schön rutschige Sprühsahne) hat Manfred "Rocky" Wollenweber schon mal dabei; das hat er sich im Juli 2014 bei der WM in Brasilien abgeguckt.

Um einiges länger, nämlich gut 25 Jahre halten die Freunde aus dem Kirrgässchen den Dünstekovenern schon den Spiegel vor - ein guter Anlass, um direkt mal ins rot-grün-gelbe Kostüm des Schelms aus Mölln zu schlüpfen. Wohingegen die "Gruppe Fuhs", Schützen und Feuerwehr aus Heimerzheim, nun ihr Dünstekovener Debüt gegeben hat. "Leider geil" heißt ihr Motto. Das gilt zwar erst einmal dem Super Mario auf ihrem Wagen, ließe sich aber gut und gerne vom ganzen Zoch sagen.

Die Lostige Lömmele machen es vor und genießen das Leben, ganz naturverbunden, mit einer aufgeschnittenen Gießkanne auf dem Kopf. Der Trend könnte Schule machen, vielleicht ja sogar im benachbarten Heimerzheim.