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Straßenkarneval: Zug um Zug auf der Grafschaft

Straßenkarneval : Zug um Zug auf der Grafschaft

Das Wetter bremste die Stimmung in Gelsdorf, Nierendorf, Karweiler, Bengen und Bölingen nicht.

Grafschaft. Ganz schön fies. Da hatten sich am Donnerstag die Zöch auf der Grafschaft aufgestellt und die Möhnen sich für den Marsch durch ihre Dörfer parat gemacht, als dunkle Wolken von Nord-Westen über die Gemeinde zogen. Punkt 14.11 Uhr ließen sie Graupel und Schneegestöber ab, dass die Jecken und das närrische Fußvolk die Hände nicht mehr vor den Augen sehen konnten. Ein echter Karnevalsjeck lässt sich von so etwas allerdings nicht schrecken, die Züge setzten sich in Bewegung. Und siehe da, die Wintergeister stellten ihre störenden Aktivitäten ein, so dass sich sogar die Sonne zwischen den Wolken Durchblick auf das bunte Treiben verschaffen konnte.

Gelsdorf. Als "Schulpänz außer Rand und Band" trotzten die Möhnen in Karo-Kleidchen mit langen weißen Unterhosen wie aus dem 19. Jahrhundert dem Schneegestöber. Lila Kraken und graue Haie stellten ihnen nach, und das Männerballett freute sich. Zur 30-Jahr-Feier in der historischen Western-Lokomotive zeigten sie, was Teamgeist in drei Jahrzehnten alles fertig bringt. Die Männerballett-Frauen hatten es sich im Freien, im Wüstensand an den Pyramiden von Gizeh, samt Sphinx gemütlich gemacht. Darauf nahmen die Wettergeister keine Rücksicht. Die Junggesellen dagegen blieben in ihrem Piratenschiff im Trockenen.

Bölingen. Farbenfrohe Sambatänzerinnen und trinkfeste Junggesellen waren in Bölingen unterwegs. Die Altgesellen hatten sich in ihrem Wagen unterm Dach in Sicherheit gebracht. Verkäuferinnen warben für das Grafschafter FOC. Die Möhnen mit Anführerin Dorothe Krämer zeigten sich mit Dirndl und Lederhosen erhaben über jegliches Bar-Geschwätz. Giftige Fliegenpilze gaben einen Ausblick auf farbenfrohe Sommertage, die "Ahrtramps" machten flotte Musik, und die Ringener Wendböggele begleiteten das Möhnenspektakel mit Wohlwollen.

Nierendorf. Nierendorf feierte sein Kinderprinzenpaar Benedikt I. und Isabelle I. Die Western Girls hatten sich als Pinguine angesichts des Klimawandels vom Südpol auf die Grafschaft begeben und wollten mitfeiern. Die Junggesellen waren in warme Tierkostüme verpackt. Vergnügt zeigten sich die grün-gelben Möhnen als weiß-blaue Matrosen auf See. Und auch der Stammtisch "Schlechte Gesellschaft" war unterwegs.

Karweiler. Die Karweiler Möhnen hatten mit dem Zug durchs Dorf fünf Minuten gewartet. Als sich dann die Sonne zeigte, machten sie sich mit großem Anhang auf den Weg. Als Ostfriesen in Friesennerz und Gummistiefeln und als Meerjungfrauen in schillernden Schuppenkostümen konnten sie ohnehin Schnee und Graupel trotzen. Unterwegs freuten sie sich über reichlich Fang bei Promis, Neuvermählten und jungen Eltern. Für den Weg zur After-Zoch-Party in der Alten Schule waren sie damit bestens gestärkt.

Bengen. Mit den musizierenden Bengener Dorfmusikanten waren die Bengener Möhnen als "Hippies" in Flower-Power-Kostümen unterwegs. Die Mitmöhnen Lore Klaes und Marlene Bachem deckten ihnen den Tisch an ihren Häusern, bis sich der bunte Zug in der Mehrzweckhalle bei Kaffee und Kuchen niederließ.

Wären sie doch gleich auf der Straße geblieben. Denn sobald sie weg waren, fassten die Wintergeister neuen Mut und überschütteten die Grafschaft wieder mit Schnee.