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Benedetto-Rufe und Eifelgeist im Vaterunser

Benedetto-Rufe und Eifelgeist im Vaterunser

In der Mehrzweckhalle Heimersheim bringen Künstler die Massen auf die Beine - Der "Lantesche Fastelovend" feiert gleich zweimal und bringt 12 Programmpunkte auf die Bühne - Die "Höhner" im Holzweiler Jugendheim

Kreis Ahrweiler. Allmählich laufen die Jecken zur Hochform auf, um sich auf die Tage von Weiberfastnacht bis Aschermittwoch warm zu schunkeln und zu singen. Beste Stimmung herrschte jedenfalls am Wochenende in den Sälen.

Heimersheim: (sim) Wenn fast 500 Jecken zur Polonaise durch den Saal ziehen, dann muss die Stimmung einfach prächtig sein. Und das war sie am Samstagabend in der Mehrzweckhalle Heimersheim.

Die Massen so auf die Beine zu bringen, gelang der "Time for Fun Show" alias Ruud Koedooder. Der Parodist und Verwandlungskünstler kam als Nana Mouskouri und ging als Wolfgang Petri, bei dessen Medley keiner auf dem Stuhl sitzen blieb.

Überhaupt zeigte sich "dat Schmölzje" unter der Regentschaft von Prinz Joachim I. (Krotki) und Kinderprinzessin Irina I. (Schaefer) bei der Prunksitzung der "Närrischen Landskroner" besonders der Musik zugetan.

Engel und Teufel, Holländerin und Mexikaner und Cowboy und Indianer nahmen sich eng in den Arm beim Einmarsch der Funken zu "Nemm mich su wie ich ben", und die vier Fußballer der Gruppe "Fuffzig Zehn" hatten leichtes Spiel, mit ihnen ein WM-Lied zu finden: Ob "Ab auf den Rasen", Beatles-Potpourri auf Kölsch oder "Skandal im Märchenland", die Heimersheimer waren dabei.

Selbst wenn wie beim Auftritt der "Ahrtalblömche" kurz mal die Sicherung rausflog, wurde da einfach weiter skandiert: "Reicht euch die Hände, schaut euch in die Augen, gebt euch ein Küsschen, dann ist alles gut." Unter dem Kommando von Sitzungspräsident Andreas Marquard stieg die erste Rakete für die Rheinland-Pfalz-Meister 2005 im Showtanz - "Dance Revolution" im Abba-Fieber.

Und dann hieß es immer wieder durchladen: Beispielsweise für "Ne Eifeler Bauer" alias Stefan Vogt, die Heimersheimer Spätauslese und das Männerballett aus Reifferscheid, das nach zehn Jahren auf Abschlusstournee ist, aber es immer noch verstand, mit akrobatischen Hebefiguren und gewagten Würfen den Atem seiner Zuschauer stocken zu lassen.

Agil und grazil wie immer gaben sich "De Heimesche Boore" mit ihrer "Trin" Jürgen Scholl und Tanzoffizier Detlef Greiss und machten damit fast Mariechen Manuela Engels und Michael Frömbgen Konkurrenz.

Während sich die Möhne um Marlies Rohner es mehr mit den 70er Jahren hatten, zogen der "Ein un de andere" (Udo Kohn und Thomas Berschbach) über aktuelle Erlebnisse mit Achseldackel, Ritzenflitzer und Touristenkaviar her.

Und als am Ende der Sitzung die Wunderkerzen angingen, wurde es beinah besinnlich, aber nur bis "Rio Palace" ihre schwarzen Kutten und brennenden Kerzen losgeworden waren und brasilianisches Feuer auf die Bühne brachten.

Lantershofen: (sim) Der "Lantesche Fastelovend" lebt - und wie. Nachdem im vergangenen Jahr die Kappensitzung ausgefallen war, erlebten die Jecken unter dem neuen Sitzungspräsidenten Markus Jüris gleich zwei Sitzungen in einer: Mehr als 20 Freunde um Johannes Dengg und Lena Wistorf brachten am Samstagabend im vollen Winzerverein in rund 20 Minuten eine "Nachholsitzung 2005" mit sage und schreibe zwölf Programmpunkten auf die Bühne.

Nach dem Einmarsch des "Drei-Rats" übernahm Stephan Heinen kurzzeitig das Zepter vom Sitzungspräsidenten und präsentierte nicht nur quasi eine alternative Prinzengarde, ein Dreigestirn und Funken verschiedener Couleur, sondern auch ein eigenes Colonia Duett und die "Höhner" sowie Rumpelstilzchen, Wilma Ostermann und das "Botterblömche".

Dann kam aber auch noch eine echte Tollität mit den Bad Neuenahrer Schinnebrödern auf die Bühne. Bewegung ins Publikum brachten die Lantershofener Powergirls im Discofieber und die Powerkids mit Riverdance, die in diesem Jahr ebenso ihr zehnjähriges Bestehen feiern wie die Burggeister, die in Schlaghosen die 70er Jahre wieder aufleben ließen.

Eine Augenweide war auch das Männerballett der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft, das das Podium frei machte für einen "Erbschleicher". Als solcher zog Gabi Fabritius vom Leder und erzählte mit Gerda Doll Anekdoten um eine französische Malerin.

Von einem Bauern, der künftig auf Touristen setzt statt auf Vieh, "weil die lassen sich besser melken und braucht man nitt zu misten" berichtete "Einer aus der Eulengasse" alias Karl-Heinz Schweinheim. Er machte auch vor dem Papst nicht halt, der doch etwas zögerlich war, das Wort Eifelgeist ins Vaterunser aufzunehmen. Benedetto-Rufe von den Junggesellen.

Als "Jung aus em Leben" war der Kölner Franz-Albert Pollig mit dabei, und als vermeintliches Musterehepaar stritten sich Christel und Fred Fritzen auf der Bühne: Er war nicht davon abzubringen und fand "Der Lack ist ab" bei den Frauen, während sie ihm ganz emanzipatorisch vorhielt: "So störend wie Bauchweh und stets ein Tyrann, das ist der Halbmensch, sein Name ist Mann." Tusch und begeisterter Klatschmarsch der Frauen

Das Auf und Ab im Karneval, die Nächte wie die Tage, brachten zu später Stunde schließlich Johannes Dengg und Frank Luxem spielend und singend auf die Bühne. Doch ließ sich selbst von den drohenden Tiefs niemand im Saal abschrecken, sondern feierte bis weit in die Nacht.

Holzweiler: (sim) Die "Höhner" im Holzweiler Jugendheim, das gab`s noch nie. Aber die Swistbachlerchen machten es am Samstag möglich. Sie traten nämlich selbst als Kölsche Hitband mit einem Medley bekannter "Höhner"-Songs auf, und das längst nicht allein: Die "Callas von Niehl" alias Rosemarie Pögelt hatten sie ebenso mitgebracht wie zwei Fußballfans (Renate Dichmann und Rosemarie Gäb) und natürlich ihre Obermöhn Ursula Schmidt, die als Marie-Luise Nikuta zum Finale Furore auf der Bühne machte.

Bunt, jeck und voller Ideen wie eh und je präsentierte sich die Sitzung der kleinen, aber aktiven Möhneschar, der natürlich auch "Die drei vom Swistbach" einfach einen Besuch abstatten mussten.

Das amtierende Dreigestirn mit Prinz Gerd I. (Hostel) aus Holzweiler, Bauer Ludwig (Weil) aus Vettelhoven und Jungfrau Willi "Wilhelmine" (Brunnhuber) aus Esch ist nicht nur das erste Dreigestirn für alle drei Orte gemeinsam, sondern wird sich am Karnevalssamstag auch erstmals gemeinsam auf den langen Zugweg durch alle drei Orte machen.

Dafür sang und schunkelte sich das Trio gemeinsam mit seinem Publikum schon mal warm zu seiner eigenen Version von "Viva Colonia": "Wir glauben an das Dreigestirn und ham auch immer Durst", intonierte allen vorweg der Bauer.

Derweil schien Therese Rüdig den Glauben an ihren "Hein" wohl nie zu verlieren, obwohl auch sie es faustdick hinter den Ohren hatte. Als eine, die "Von allem jett" brachte, berichtete sie traditionell von ihrer besseren Hälfte, aber diesmal auch von ihren Erlebnissen bei einer "Über 30-Party" und tat kund: "Die Frau ist die einzige Beute, die ihrem Jäger auflauert."

Aber nicht nur das andere Geschlecht faszinierte bei der Möhnensitzung, auch alternativer Urlaub stand hoch im Kurs in der Bütt. So machte sich Monika Röhn auf in die Ferien mit einem Wohnmobil, einem "heißen Ofen, den Löschzug Nummer drei von Vettelhoven".

Trotzdem blieben ihr Pleiten, Pech und Pannen genausowenig erspart wie dem Moderator des Abends Wolfgang Gäb, der sich gedacht hatte: "Was gibt`s schöneres auf der Welt, als Camping in einem Campingzelt."

Doch die Ernüchterung folgte bald: "Ein tapeziertes Tippi, ist bei Regen Pippi, un der Traum vom trauten Heim, jo dat, dat es nur Schein." Mehr Schein war auch die Bildung, die die Möhne beim "Pisa-Test an der Hauptschule" zeigten, zumal Martin Luther mit 95 Prothesen wohl so wenig zu tun hat wie die Eisheiligen mit Langnese und Schöller.

Deutlich heißer her ging es danach bei Aerobic mit einer Grafschafter Frauengruppe. Zuvor hatten bereits die "Dancing Girls", die mittleren Grün-Weißen Funken aus Esch und die Gruppe "No words" die Beine über die Bühne fliegen lassen.