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Im großen Kurhaussaal "brennt der Iglu"

Im großen Kurhaussaal "brennt der Iglu"

Kölner Spitzenkräfte entfachen bei der 3 x 11 - großen Prunksitzung des SC 07 Bad Neuenahr ein Stimmungsfeuerwerk - Ausgelassene Narren feiern ihren flotten Prinzen

Bad Neuenahr-Ahrweiler. Das närrische Volk selbst bildete im großen Kurhaussaal bei der Prunksitzung des SC 07 Bad Neuenahr die Hauptszenerie. Sträflinge tummelten sich unter hohem Adel aus der Barockzeit, elegante Freibeuter flirteten unter Wagenrädern mit feinen Damen aus dem gutsituierten Bürgertum Ende des 19. Jahrhunderts, und mittendrin jubelten flotte Kätzchen und Dandys den Akteuren zu.

Gar nicht steif, wie es bei bösen Nachbarn heißt, machten die Jecken das Motto von Oskar Hauger wahr: "Freut euch, bis sich die Balken biegen, das wünscht euch der Präsident des SC 07."

Die rund 80 Mann starke Truppe des Kölner Altstädter Corps mit goldenen Helmen "ließ die Knüppel tanzen" zu einem klingenden Spiel mit stürmischen Trommelwirbeln und zur Tanzeinlage des Funkenmariechens. Gleich zum Auftakt schunkelte das jecke Volk zu einem kölschen Potpourri mit "Kornblumenblau".

Der erste Büttenredner, der "Mann für alle Fälle", musste kein Eis brechen, sofort beklatschten die Narren den versierten Vortrag zur "Bonusmeilen-Affäre" oder Döner-Buden an jeder Ecke. Der Canz, der kann''s. "Los et schwaate" gaben die stürmisch gefeierten "Paveier" vor, deren Hits die Jecken voller Kraft mitsangen. Auch die neuen Lieder der Paveier kamen an. Bis es dann soweit war: "Heut brennt mein Iglu" animierte zur ersten Rakete des Abends, und der "Goldfisch rief die Feuerwehr".

"Deutschlands bester Bauchredner" Fred van Halen nahm mit seiner Puppe Ehrengäste und Elferrat aufs Korn, überraschte verschmitzt mit deftigen Witzen, sagte den Golfspielern mangelnde Aktivitäten außerhalb des grünen Rasens nach. Zugabe war Pflicht. Kein oft befürchteter Stimmungsbruch stellte sich beim flotten Aufzug des Bad Neuenahrer Prinzen Heribert I. (Rech) mit den blau-weißen Schinnebrödern ein.

Heribert I. erzählte locker-flockig Geschichtchen. Mit dem Stadtschlüssel in der Hand rügte er städtische Ordnungshüter, die seinem stattlichen Prinzenwagen morgens gegen zwei Uhr wegen falschen Parkens vor der "Schwarzbrennerei" ein Knöllchen verpasst hatten. Das Publikum munkelte von einer rheinischen Lösung. Mit besonders lautstarkem dreifachen Alaaf und Gesang verabschiedeten die Jecken Heribert I.

Der Mann mit dem Hötche, Peter Radatz, zog einige Register beim routinierten Witze erzählen, auch beim ihm hieß es Zugabe. Bekannt im Land ist der bunte Trupp der Hellije Knäächte und Mädge, die mit einer stimmigen Mixtur aus Gesang und Tanz die Stimmung im Saal zu einem weiteren Höhepunkt trieben.

Das Trompetercorps der Kölner Ratsbläser, ganz in Rot, heizte sofort nach der Pause die Stimmung wieder an. Mit schmissigen Tönen, einem populären Querschnitt aus Operette, Jazz- und Marschmusik, zeigten die Ratsbläser, was sie drauf haben. Folge: Auch das Publikum war bestens drauf. Hauger empfahl, die Ratsbläser bei einem Kölsch-Abend im Kurgarten spielen zu lassen.

Ein Meister seines Fachs, Fritz Schopps als Rumpelstilzchen, erzählte Märchen in Versform, so wenn Hella von Sinnen zum Vatertag nach Bad Hönningen fährt. Und dabei ist Rumpelstilzchen immer auf dem Laufenden: Leverkusen mit seiner Niederlage am selben Abend in der Fußball-Champions-Liga baute er in seine kunstvoll geschmiedete Rede passend ein.

Jubel für ihn, und alle Mann waren parat, als die "Botzedresser" aus Niederzissen sangen. "Steht auf, wenn ihr feiern wollt." Die Stimmungsband riss die Narren mit. Trotzdem, kaum ein Laut, als gegen Mitternacht der "Reporter vom Buure Blättche", Adam Kranz, allerlei Geschehnisse vom Land erzählte, Tratsch und Raatsch von Prominenten und nicht so Bekannten.

Und dann kamen sie, "die Räuber", nach 1 Uhr, und bis 2 Uhr früh fesselte die Spitzenband das närrische Volk im Saal, dass ganz schön munter die Polonaise im Stehen mitmachte - keiner verletzt. Die Hausband Matthias Dick spielte mit, als es hieß: "Kleine Mädchen müssen früh nach Hause gehn", "wenn dat Trömmelche jeht", und so war''s denn auch. Der heiße Abend klang in der Früh aus.