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Nach neun Jahren verlassen die JoJos die Bühne

Nach neun Jahren verlassen die JoJos die Bühne

Familie, Beruf und Gesundheit fordern ihren Tribut - Abschied beim Kostümball des TuS Oberpleis

Oberpleis. Jeder Karnevalist kennt und fürchtet sie - die scheinbar harmlosen Worte "Am Aschermittwoch ist alles vorbei". Nach einer ereignisreichen Session ist erst mal Schluss mit dem Gang ins Rampenlicht, mit den Bemühungen, den Jecken im Saal eine tolle Leistung zu bieten und anschließend im Applaus derselben den wohlverdienten Lohn zu finden. Für die 13 Tänzerinnen und Tänzer der Showtanzgruppe "Die JoJos" ist der Abschied in diesem Jahr doppelt schwer - denn es ist ein endgültiger.

"Die JoJos, wie wir sie heute kennen, wird es im nächsten Jahr nicht mehr geben", spricht Frank Lichtenberg, kreativer Kopf der Truppe, die gemeinsam getroffene Entscheidung aus. Damit endet im neunten Bühnenjahr der im Raum Oberpleis ansässigen Showtänzer eine Erfolgsgeschichte, die ihren Ursprung im Jahre 1995 hatte. Neun junge Leute zwischen 18 und 20 Jahren gründeten damals die JoJos, fünf davon sind noch immer aktiv.

Bis 1994 hatten viele von ihnen bei den Zunftsternen der Oberpleiser Narrenzunft getanzt, und nach einem Jahr Bühnenabstinenz war ihnen das reine Zuschauen zu wenig. "Wir wollten wieder da oben stehen", erinnert sich Lichtenberg. Gemeinsam mit Christina Haaks, die bis heute unterstützend mitwirkt, trommelte er die Leute zusammen. Als Trainingsraum wurde ihnen die Lagerhalle der Firma Elektro Herr zur Verfügung gestellt, die ersten Kostüme - karierte Clownshosen - nähte die Mutter eines Mittänzers.

Die Anregungen für die ersten Tänze holten sich die - zunächst noch namenlosen - JoJos aus einschlägiger Literatur. "Dabei wollten wir von Anfang an nicht nur die damals üblichen Paarhebungen einbauen, sondern Bilder, bei denen die komplette Gruppe eingebunden ist", erklärt Frauke Kiwaczynski, die bis heute gemeinsam mit Lichtenberg für die Choreographien zuständig ist, den eigenen Anspruch. Dadurch kamen die JoJos auch zu ihrem Namen - das ständige Auf und Ab auf der Bühne erinnerte an das gleichnamige Spielgerät.

Außer dem Namen sind vor allem zwei Dinge geblieben, die Vorliebe für spektakuläre Gruppenhebungen und die Tatsache, dass die JoJos sich immer selbst trainiert und ihre Choreographien selbst erstellt haben. Im ersten Jahr reisten die Showtänzer als Untergruppe im Gefolge der Narrenzunft durch die karnevalistischen Säle und zeigten ihre oft akrobatischen Nummern.

"Wir haben damals eine Lücke erwischt", so Kiwaczynski, "diese Mischung aus Gardeelementen, Showtanz und den Gruppenhebungen kannte so noch niemand." Eigentlich hatte die Truppe nur für ein Jahr geplant, doch die Begeisterung des Publikums und die eigene Freude am Tanz ließ sie weitermachen.

Die Session begann für sie mit den Vorbereitungen auf einen neuen Tanz jeweils etwa ein halbes Jahr früher. Die Zahl der Auftritte der mittlerweile eigenständig agierenden Tänzer stieg kontinuierlich an, auch wenn der Erfolg den JoJos nicht in den Schoß fiel. "Die Kontakte zu den Gesellschaften waren zwar da, aber wir mussten uns erst mal etablieren und um Auftritte kämpfen", so Lichtenberg.

Mittlerweile haben sich die JoJos einen Namen gemacht und absolvieren etwa 30 Auftritte hauptsächlich rund um Oberpleis, aber auch in Siegburg oder Bonn, obwohl das Angebot im Bereich Showtanz zugenommen hat. Gerade in den Sälen der näheren Umgebung nahmen Präsidenten und Publikum die Nachricht vom Ende der Gruppe daher mit Enttäuschung auf.

Bei den Sitzungen in Oberpleis und Jüngsfeld, wo die JoJos seit ihrer Gründung jedes Jahr auftraten, ertönte ungläubiges Raunen aus den Reihen der Jecken. "Ihr werdet eine große Lücke hinterlassen", gab Narrenzunft-Präses Heinz Vogt den Showtänzern mit auf den Weg, und Uthweilers Präsident Walter Jonas bot seine ganzen Überredungskünste auf, um sie noch einmal zum Weitermachen zu bewegen.

Die Entscheidung ist jedoch gefallen, wenn auch nicht leicht. "Die Ältesten von uns sind jetzt 28, und bei vielen ist der Aufwand, um diese Leistung zu bringen, nicht mehr mit Familie und Beruf vereinbar", erläutert Lichtenberg den Hauptgrund für das Aus. Kiwaczynski pflichtet ihm bei: "Wir haben uns jedes Jahr bemüht, immer noch etwas mehr oder noch toller zu machen und unserem Ruf gerecht zu werden. Das ist jetzt einfach nicht mehr möglich, und man soll ja aufhören, wenn es am schönsten ist."

Nicht zuletzt fordert auch der Körper seinen Tribut. Zwar sind die JoJos bis auf wenige Ausnahmen stets von größeren Verletzungen verschont geblieben, doch an Knochen und Gelenken geht diese Art der Belastung nicht ganz spurlos vorüber.

In jedem Fall werden die JoJos gerne an ihre Auftritte zurückdenken. "Das Wichtigste für uns war von Anfang an, trotz harten Trainings Spaß an der Sache zu haben. Wenn man die Begeisterung der Leute im Saal spürt, ist das einfach toll. Für diese Unterstützung waren und sind wir immer dankbar", sind sich Kiwaczynski und Lichtenberg einig. Der letzte Auftritt der JoJos findet beim Kostümball des TuS Oberpleis am Samstag in der Aula des Schulzentrums statt.

Fotos und weitere Informationen zu den JoJos sind im Internet unter www.die-jojos.de zu finden.