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Riesiger Reißwolf verschlingt die TÜV-Akten

Riesiger Reißwolf verschlingt die TÜV-Akten

Das Prinzenpaar der Königswinterer Altstadt reitet auf einem Elefanten - Pleeser Rentner bedanken sich beim Teuro - Öttemicher Sänger huldigen Angela I. mit einer venezianischen Gondel

Diesem Tag hatten die großen und kleinen Tollitäten lange entgegen gefiebert - dem Höhepunkt einer jeden Karnevalssession: dem Zoch durch die Straßen des Ortes. Die ersten närrischen Lindwürmer schlängelten sich am Sonntag und am Samstag durch das Siebengebirge. Dabei konnte auch der ein oder andere Regentropfen die Jecken nicht verdrießen.

Königswinter. (fat) Die Befürchtungen von Königswinters Altstadt-Zugleiter Peter Giesen haben sich zum Glück nicht bewahrheitet. Er hatte Sorge gehabt, der Veedelszoch könne wegen neuer Haftungsbestimmungen gar nicht erst rollen.

Am Sonntag bewegten sich die 24 Gruppen des Zuges jedoch traditionsgemäß vom Bahnhof durch die Straßen der Drachenfelsstadt. Mehr als 600 Teilnehmer wanderten und fuhren durch die Königswinterer Altstadt, sieben Fahrzeuge fuhren mit. Besonders ragten Prinz Bucki I. und Prinzessin Kirsten I. heraus.

Sie hatten sich hoch oben auf ihren imposanten Prinzenwagen begeben, einen gigantischen Elefanten mit Sattel für das Prinzenpaar auf dem Rücken. Der Elefantenwagen transportierte nicht nur die Tollitäten vorbei an der jubelnden Menge, sondern balancierte auch noch eine große Diskokugel auf dem Rüssel.

Die Fidelen Freunde Postalia hatten sich als Indianer verkleidet, ihre Kriegsbemalung aufgetragen und das entsprechende Beil ausgegraben. An ihren Marterpfahl hatten sie einen rot-weiß uniformierten Karnevalisten gebunden, darüber stand der Name "Robert Weiss".

"Die Adressaten werden die Botschaft schon verstehen", hieß es bei den Fidelen Freunden - ein Stammeskrieg unter Königswinters Karnevalisten?

Ein kleiner Wermutstropfen: Der pünktlich zum Zugstart einsetzende Regen verwischte manchem Clown die mühevoll aufgetragene Schminke. Zahlreiche Stammtische wanderten durch den Ort, die Sankt- Sebastianus-Männerbruderschaft führte Schützenclownereien vor und beim Kanu-Klub Königswinter ging es - das beherrschende Thema - um die TÜV-Richtlinien bei Brauchtumsveranstaltungen.

Musik machten zahlreiche Gruppen: Das Fanfarencorps "Rot-Weiß", Swinging-Altstadt, der Spielmannszug "Ehemalige", die Rheinbacher Stadtsoldaten und der Spielmannszug der Freiwilligen Feuerwehr. Mehr noch als Regen plätscherten dann dank Bucki I. und Kirsten I. Süßigkeiten und Blumen hinab.

Oberpleis. (bsa) Kein Durchkommen gab es am Sonntagnachmittag für die Autofahrer in Oberpleis. Der Ortskern war fest in der Hand der Narren aus Plees und dem Umland, die sich von den dunklen Wolken nicht abschrecken ließen.

40 Gruppen mit über 700 Beteiligten hatten sich zum Karnevalszug des TuS 05 am Freizeitzentrum aufgestellt und warteten auf den Startschuss von Zugleiter Siegbert Baumert.

Der hatte in den letzten Wochen viel Arbeit investiert, um gemeinsam mit den Gruppen die Zulassungen für die großen Wagen zu bekommen.

"Teilweise haben wir die Genehmigungen erst am vergangenen Mittwoch erhalten." Trotzdem, so Baumert, habe man bei den Wagen keine Ausfälle zu verzeichnen gehabt. Dementsprechend beschäftigten sich auch die Fahrzeuge einiger Gruppen mit dem "superärgerlichen Bürokratismus", wie ein TuS-Mitglied die neuen Auflagen nannte.

Da war zum Beispiel der Vorschlag eines "Richtlinien-Vernichters" in Form eines riesigen, TÜV-Akten verschlingenden Reißwolfes, der "zur Erhaltung rheinischen Brauchtums" beitragen solle.

Der "Club Hupp" wollte mit seinem Wagen aber lieber gleich im doppelten Sinne "Ungebremst nach Rio", da man dort ja noch unreglementiert feiern könne und malte auf das Heck des Fahrzeuges ein Schreckensbild.

Eine fingierte "Bild"-Titelseite zeigte den Oberpleiser Prinzen zu Fuß und ohne jegliche närrische Begleitung auf einer menschenleeren Straße unter dem Schild "Der Zoch kütt".

Die passende Schlagzeile wurde gleich mitgeliefert: "Bezirksregierung bremst Jecke aus". Aber auch andere aktuelle Themen handelten die Pleeser ab. So flatterte einer Gruppe der Pleitegeier voran, und zwei "auf den Hund gekommene Rentner" dankten dem Teuro für ihre missliche Lage.

Alles aber kein Grund für die Oberpleiser, sich den Karneval verderben zu lassen, ebenso wenig wie die kurzen Regenschauer, die zwar die Luft, aber keinesfalls die Stimmung abkühlten. Dies wurde von Uthweilers Kinderprinzenpaar und natürlich auch den blau-weißen Tollitäten Peter III. und Marianne I. durch mindestens ebenso ergiebigen Kamellenregen wieder gut gemacht.

Ittenbach. (bsa) An der Spitze des närrischen Lindwurms in Ittenbach zogen die Bewohner des Hauses Nazareth als furchteinflößende Piraten ihr Segelschiff, dicht gefolgt vom Fanfarenkorps Rot-Weiß Altstadt, das zusammen mit den Swinging Fanfares und dem Musikzug der Altstadtfeuerwehr für "jecke Tön" sorgten.

International ging es im Ittenbacher Zug zu, egal ob bei den Frauen des KC in ägyptischen Gewändern oder dem Westerntross der "Seven Hills Outlaws", die gleich ein bisschen Werbung für ihre Linedance-Gruppe machten. Der Herkunft von Prinzessin Angela I. aus dem schönen Italien trug der MGV Rechnung.

Die Sänger beförderten per venezianischer Gondel "sizilianisches Blut" nach Ittenbach. Auf einem stattlichen Narrenschiff glitt das Kinderprinzenpaar Sebastian I. und Christina I. durch die jecken Wogen, während sich Angela I. und Andreas I., das "große" Prinzenpaar, auf einer Hofburg einquartiert hatte. KC-Präsident Wolfgang Heisterbach war zufrieden. Trotz der neuen Sicherheitsauflagen musste auf keinen Wagen verzichtet werden.