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Das erste Rheinbacher Dreigestirn regiert

Das erste Rheinbacher Dreigestirn regiert

Bürgermeister kapituliert widerstandslos nach dem stimmungsvollen Einzug von Erich I., Walter I. und Wolly I.

Rheinbach. Der rechtsfreie Zeitraum im Tollitatum Rheinbach ist beendet. Am Freitagabend, 20.11 Uhr Ortszeit, verkündete das erste Dreigestirn der Glasstadt die elf närrischen Gebote und schuf damit Rechtssicherheit für die jecken Tage bis Aschermittwoch.

Darin wird Bürgermeister Stefan Raetz verpflichtet beim Dreigestirnsempfang im Blaumann wesentliche Teile von Schillers "Glocke" zu rezitieren. Auswendig versteht sich. Gewerbevereinschef Paul Nelles soll in Kamelle aufgewogen werden. Und die Vorsitzenden der Rheinbacher Karnevalsvereine müssen gemeinsam "Echte Fründe" singen und es auch so meinen. Eine anspruchsvolle Aufgabe.

Alle Bürger werden zudem verpflichtet, bei der Mundartmesse für gutes Zoch-Wetter am Veilchendienstag zu beten. Wenige Augenblicke zuvor hatte Stadtoberhaupt Raetz die drei Vollblutjecken - Prinz Erich I. (Bauerfeind), Bauer Walter I. (Weber) und Jungfrau Wolly I. (Wagner) - zum Dreigestirn proklamiert und damit eine Premiere für Rheinbach eingeläutet. Noch nie wurde das Glasstädter Narrenvolk von drei Männern regiert.

Die geballte Menpower war wohl auch der Grund, warum der Bürgermeister praktisch keinen Widerstand leistete und den Stadtschlüssel samt Kapitulationsurkunde gleich in die Hände von Prinz Erich I. gab. Die Machtübergabe erleichtert hatte wohl auch die prekäre Finanzsituation des Stadtsäckels.

Da werde das Dreigestirn wohl auch keine großen Sprünge machen können, meinte Raetz. Doch die drei Narrenregenten erhielten Beistand der "KölschFraktion", die sangen "Nix im Büggel, ewwer all joot drop". Das Trio gilt als Geheimtipp, verbergen sich dahinter doch die beiden Ex-Höhner Peter Horn und dä Hoot.

Prinz Erich bedankte sich bei seiner ersten Rede sichtlich gerührt für den "super Einmarsch" und machte gleich ein Friedensangebot: "Wat joot war, bliev och joot". Das quittierten die mehr als 500 Jecken in der ausverkauften Stadthalle mit tosendem Beifall.

Und Zuspruch gab's auch für das Sessionsmotto "Am Dreijesteen siht jede klor, in Rheembach wäde Dräume wohr". Denn alle drei hegten schon lange den Wunsch, einmal handfest im Karneval mitzumischen. Dabei gehören sie keinem der etablierten Vereine an, sondern sind Kegelbrüder mit nachweisbar jecken Charakterzügen.

Das zeigte sich auch, als sie ihr Narrenvolk mit einem eigenen Prinzenlied überraschten. Mächtig gut bei Stimme sangen sie ihre Version des "Fliegerlieds" und bekannten: "Heut ist so ein schöner Tag". Überhaupt war der Gassenhauer von Tim Toupet der heimliche Abräumer des Abends, denn auch die Musikmatadore "Rabaue" krönten ihren umjubelten Auftritt damit. Und die Gardemädchen der Prinzengarde tanzten ebenfalls auf den schmissigen Hit mit Jubelgarantie.

Vor dem offiziellen Teil wurde Karnevalist Wim Orth, gute Seele und Mädchen für alles bei der gastgebenden Gro-Rhei-Ka Narrenzunft Prinzengarde, für 40 Jahre Mitgliedschaft geehrt. Georg Kratzfeld, Bezirkspräsident des Bundes Deutscher Karneval, überreichte den BDK-Verdienstorden in Gold. Orth hatte in Rheinbach schon so gut wie jede karnevalistische Funktion inne. Vor allem die Pflege des Vereinshauses liegt ihm stets am Herzen.

Für Stimmung sorgten bei der Prunksitzung auch das Schnäuzer Duo, die 6 Richtije und der Hausmann Jürgen Becker. Letzterer fragte, wie wohl die deutsche Politik aussähe, wenn dort der Leitsatz Silvio Berlusconis gelte: Je mehr Sexappeal, desto mehr Macht. Antwort: Dann säße Angela Merkel noch im Gemeinderat von Quadratischendorf. Glanzvoller Höhepunkt war der Auftritt des Fussisch Julche, Marita Köllner.