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Die Ausreise aus Meckenheim ist genehmigt

Die Ausreise aus Meckenheim ist genehmigt

Bei seiner satirischen Sitzung ist der Rheinbacher Landsturm etwas moderater als im vergangenen Jahr - Dennoch nimmt das Ensemble wieder geistreich das Leben in der Stadt aufs Korn - und das in der Nachbarstadt dazu

Rheinbach. Für die Attraktivität einer Stadt sind heutzutage nicht nur die "harten" Standortfaktoren wie die Infrastruktur wichtig, sondern auch die "weichen" wie Kultur- und Freizeitangebot.

Und da kann Rheinbach sich eines "Alleinstellungsmerkmals" rühmen, wie es neudeutsch heißt: Der Mannen des "Landsturms", die als "Appendix" des Stadtsoldaten-Corps seit Jahrzehnten ihre eigene Stadtgeschichte schreiben. Rücksichtsvoller und weniger bissig waren sie in diesem Jahr, auch ein wenig schwächelnd angesichts der kurzen Vorbereitungszeit in der kurzen Session.

Aber ihr Publikum liebt sie. Die Vorwarnung von Stadtsoldatenkommandant Willi Hohn, dass es beim Landsturm keine Zensur gibt und jeder selbst für seinen Blödsinn einsteht, war kaum notwendig. Meist liebevoll-kritisch nahmen sie Protagonisten und Menschelndes ihrer Heimatstadt aufs Korn. Besonders hervorzuheben: Von immer höherer Qualität sind inzwischen die Gesangsbeiträge.

Bestes Beispiel war der Kanon am Anfang mit Josef Muhr, Willi Mirgartz und Thomas Zimmer als Vorsängern. Nicht weniger gesanglich gut auch alle anderen: Achim Frank, Peter Eich, Jacob Mufleh, Willi Mirgartz, Fred Paral, Harald Assenmacher, Josef Pick, Willi Mertens und auch Neuling Karl-Heinz Jansen.

Obwohl das erste Vorsingen des selbstständigen Heizungs- und Sanitärinstallateurs von den Landstürmern schweigend und mit ernsten Blicken quittiert wurde, wie der 49-Jährige erzählte. "Ich glaube, die waren geschockt. Beim zweiten Mal haben sie sich dann getraut zu lachen", so Jansen.

Ein "hartes achtwöchiges Training" war dann aber doch notwendig. Die Rahmenhandlung: Die Mannschaft von Kapitän Fress-Sack (Josef Muhr) ist als Schiffbrüchige gestrandet auf der "Schatzinsel Rheinbach", inmitten von "Pistolen, Pleiten und Piraten".

Dass sich zum Beispiel der Schiffszimmermann "der fahle Ferdinand", einem ortsansässigen Bestattungsunternehmer nicht unähnlich, "Dä Schäle Schäng" (Mufleh) oder auch "Dieter Heuel-Boje" (Frank) auf der einsamen Insel Rheinbach wiederfinden, ist egal. Hauptsache, weit weg von Euskirchen und weit weg von Meckenheim. Denn der "Meckemer" Stadtrat will dem Landsturm Konkurrenz machen.

Herrlich sächselnd malt Neuling Jansen Szenen am Zaun einer Gärtnerei auf der Stadtgrenze zwischen Meckenheim und Rheinbach wie nach dem Mauerfall vor der Prager Botschaft aus: Die Menschen haben sich auf Rheinbacher Gebiet geflüchtet, und Bürgermeister Stefan Raetz verkündet ihnen wie einst Außenminister Hans-Dietrich Genscher, dass die Ausreise genehmigt sei.

Und der Erste Beigeordnete Raffael Knauber spricht dazu die historischen Worte "Ich bin ein Gummibärchen!" Denn er hat den Sieg errungen im Kampf mit Wirtschaftsförderer Jörg Stegemann um Mikrofon und die Ansiedlung von Haribo, die er auf sein Konto verbucht. Im übrigen hätten Rat und Verwaltung dem Unternehmen schon lange das Tor aufgestoßen, wenn da nicht ein "Riegel" davor wäre, sind sich die Landstürmer sicher.

Und natürlich lassen sie sich auch nicht den Mund verbieten, wenn es um den "Knatsch" rund um das verhinderte Damen-Gestirn in der Kernstadt geht. Den GroRheiKa-Literaten Gerd Becker, genannt Puttes, erheben sie kurzerhand zum "Hellije Puttes", dem Schutzpatron von Tollitäten und Wächter über deren Niveau.

Herrlichen Klamauk bietet des "Piratengenesungswerk", das die Zweiklassenmedizin aufs Korn nahm. Und auch die Verlagerung des Klassikers "Dinner for One" auf die einsame Insel als "Dinner for Misses Robinson" zählt zu den Höhepunkten bei der Sitzung, für die die Rheinbacher Künstlerin Janni Feuser ein beachtliches Bühnenbild geschaffen hatte.