Ein Jeck von der Insel

Der Brite Mark Oakey, Mitglied der Bornheimer Stadtsoldaten, reist jedes Jahr zu Karneval an. "Einmol Prinz zo sin" ist sein großer Traum

Bornheim. Mark Oakey scheut weder Kosten noch Mühen: Wenn in Deutschland die fünfte Jahreszeit anbricht, kommt der Engländer nach Bornheim. Im Schlepptau so viele Familienmitglieder, wie nur eben möglich.

Und dann wird gefeiert mit typisch rheinischen Karnevalsliedern, Kölsch und jeder Menge Humor. "Ich verstehe zwar nicht alle Texte, aber darauf kommt es auch nicht an", sagt der 40-Jährige, der mit seiner Frau in der Nähe von William Shakespeares Geburtsstadt Stratford-upon-Avon lebt.

Einen Bezug zu Deutschland hatte Oakey immer schon: "Mein Großvater ist Deutscher. 1942 kam er nach England in Kriegsgefangenschaft. Nach dem Krieg wollte er nicht mehr nach Deutschland zurück", erklärt er seine Wurzeln.

Sein Onkel Peter Irmer lebt schon lange in Bornheim. "Als Kind kam ich in unseren Schulferien immer zu Besuch und ging mit meiner Cousine in die deutsche Schule", erinnert sich Oakey. "Ich mochte Deutschland schon immer und seit ich 2002 zum ersten Mal Karneval miterlebt habe, noch viel mehr."

Erst schnupperte der Engländer ein wenig rheinische Karnevalsluft indem er sich den Bornheimer Zug anschaute. Und dann packte ihn das Fieber: "Im Jahr darauf ging ich als Elf im Zug mit", und zwar in der Gruppe der Bornheimer Stadtsoldaten, denen auch sein Onkel Peter Irmer angehört. "2006 wurde ich dann auch Mitglied und bekam eine Uniform", erzählt Oakey stolz.

Er geht auf Karnevalsmessen, Prinzentreffs und wenn er nicht in Deutschland sein kann, schaut er über das Internet deutsche Fernsehsender wie Center TV. Alle Arten von Karnevalssitzungen und Sendungen wie "Heimat Alaaf" sind ihm willkommen.

Oakeys große Leidenschaft: Orden. "Er sammelt sie alle und im vergangenen Jahr hat er für den Vorstand als Dankeschön eigene Orden anfertigen lassen", erzählt sein Onkel, bei dem Oakey und seine Frau auch in diesem Jahr über Karneval wohnen. "Der Orden enthält das Euro-Zeichen, weil Euro mein Spitzname ist. Denn die "Mark" gibt's ja nicht mehr", sagt er und zwinkert.

Zwei Wochen bleibt der Karnevalist dieses Jahr in Deutschland, zusammen mit seinen Eltern und weiteren sechs angereisten Familienmitgliedern. "Ich werde die Züge in den umliegenden Dörfern schauen, in Bornheim selbst mitgehen und ein FC-Köln Spiel besuchen", berichtet er stolz. In seinem Büro in England hängt eine FC-Fahne, "das verstehen meine Kollegen nicht", sagt Oaekey, der in einem Zierpflanzenbetrieb für das Management der Maschineninstandhaltung zuständig ist.

Auch seine englischen Freunde verstehen den Karnevals-Fan nicht so ganz, denn in Großbritannien geschieht an Karneval etwas anderes als hierzulande: "Es gibt in England Karnevals-Paraden, bei denen man sich auch verkleidet. Es werden jedoch keine Kamelle geschmissen, sondern die Leute am Straßenrand werfen den Zugteilnehmern kleine Säckchen mit Geld zu, das vom Roundtable später an Krankenhäuser oder Kinderheime gespendet wird", so Oakey. "Roundtable ist ein Zusammenschluss großer, englischer Unternehmen.

Der Karnevalszug wird im Grunde von der Stadt und diesem Verband organisiert", erklärt Peter Irmer. Karnevalsparaden gibt es in England das ganze Jahr über. In jeder Stadt zu einer anderen Zeit. "Im Anschluss an die Paraden feiern die Leute in den Pubs. Doch auch das ist anders als in Deutschland", sagt Oakey. "Es wird mehr getrunken, und entsprechend ist die Gewaltbereitschaft höher. Viele Leute nehmen gar nicht am Karneval teil, weil es durch die Spende und das Trinken schnell teuer wird."

Doch was macht den deutschen, rheinischen Karneval so besonders? "Es wird viel für Kinder getan und die Leute gehen so offen und locker aufeinander zu. Man hat ganz unkompliziert einfach eine Menge Spaß." Drei englische Mitglieder haben die Bornheimer Stadtsoldaten bereits, denn neben Mark Oakey und seinem Onkel Peter Irmer ist nun auch Oakeys Frau Dawn beigetreten.

"Wir sind stolz darauf, und wer weiß: Vielleicht gibt es irgendwann eine Außenstelle in England", so der Vorsitzende der Stadtsoldaten, Alfred Zorn. Mark Oeakey würde gerne das rheinische Brauchtum nach England bringen, "doch ich fürchte, da macht keiner mit. Man muss schon damit aufgewachsen oder einfach ziemlich jeck sein." Oakey hat außerdem einen viel größeren Traum: "Einmol Prinz zo sin, in Bornheim am Rhing".