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Gegen die Krise hilft ein aufmunternder Klaps

Gegen die Krise hilft ein aufmunternder Klaps

Die größte Bornheimer Sitzung läuft, weil seit Monaten hinter den Kulissen gearbeitet wird - 750 Jecke schunkeln in der ausverkauften Rheinhalle, während die Künstler ihren Auftritten entgegenfiebern

"Sollen wir das mit den Händen schon hier machen oder erst auf der Bühne?" "Ich habe Durst." "Ich krieg` die Krise." Die jungen Frauen vom TSC Rot-Weiß Waldorf sind nervös.

Auf der Bühne des Tollitätentreffs in der Rheinhalle ist gerade das Programm angelaufen. Bürgermeister Wolfgang Henseler begrüßt die Majestäten, während Sitzungspräsident Peter van den Berg noch kein Wörtchen an die 750 Feierfreudigen gerichtet hat.

Da ging es den agilen Mädels um den richtigen Einmarsch, um einen kühlen Schluck. Bei der Krise half Trainerin Britta Henseler mit einem aufmunternden Klaps. Die Übungsleiterin, wie die Kolleginnen in knallbuntem Showkostüm und "weder verwandt noch verschwägert mit den bekannteren Henselers im Saal", lauert im Foyer des Narrentempels auf das Zeichen zum Einmarsch.

Gerade noch hatten sie ihre Majestät Kinderprinz Lars I. Mandt in Gardeuniform auf die Bühne begleitet, nun tanzen sie feurig-pfiffig zu den Rock`n`Roll-Rhythmen des Musicals "Grease" vor dem Elferrat und reißen das lustige Völkchen im Saal mit. Riesiger Beifall begleitet die Mädchen - nun so richtig locker und strahlend - zurück ins Foyer.

Dort wartet - wie immer gut gelaunt, aber sehr konzentriert - Karin Schumacher. Im richtigen Leben Mitarbeiterin der Stadt, an diesem Tag Literatin der größten Bornheimer Sitzung. "Anderthalb Jahre haben wir an dem Programm gearbeitet. Heute muss alles klappen", sagt sie zwischen zwei Gesprächen.

Einer fragt, ob er ohne Karte mal kurz seine Bekannte sprechen kann. Plan rausgeholt, Reihe sieben, Platz 18, dem Mann ist geholfen. Herzklopfen, als eine Band kurz vor dem geplanten Zeitpunkt noch nicht da ist - doch da biegen sie um die Ecke. 2 300 Euro kostet der Höhepunkt des Abends.

Die Literatin flitzt von Foyer zu Bühne, von Theke zu Umkleide: Jeder hat eine Frage. Mittendrin hat sich Stefanie Funck - nomen est omen - ein stilles Eckchen freigekämpft. Das Funkenmariechen der Prinzengarde Köln hat, anders als ihre wesentlich gewichtigeren Kollegen, schließlich auf der Bühne sportliche Schwerstarbeit zu verrichten. "Es ist heute unser erster Auftritt. Da sitzt du im Bus, kommst durchs Kalte, da musst du dich sehr gut aufwärmen, lockern, sonst hast du dir schnell was verrenkt."

Eine Vorbereitung ganz anderer Art pflegt da Willi Wilden bei seinem Heimspiel in Hersel. "Die Drei Colonias", das sind Wilden, Dieter Steudter und Frank Morawa aus Bornheim-Merten, dürfen beim Tollitätentreff natürlich nicht fehlen. Während Wilden mit den beiden seine Gitarre stimmt, wird erst einmal mit einem Kölsch gelöscht. "Natürlich ein kühles Bier vor dem Auftritt, das gehört dazu. Wenn mir einer ein Wasser auf die Bühne bringt, dann kläre ich ihn erst einmal auf: Ich bin zum Karneval hier, nicht zum Baden."

Die Literatin ist froh, dass die "Colonias" dabei sind, denn "Willi", wie ihn alle nur nennen, hilft auch beim Programm. "Wir haben die Kontakte", sagt er. Gerade komme er aus Leverkusen von einer Sitzung. Dort habe er noch mit dem Comedian Bernd Stelter und Jens Streifling von den Höhnern gesprochen. "In zwei Jahren ist 40. Tollitätentreff, da machen wir so richtig ein Fass auf. Wer kommt, kann ich noch nicht sagen, aber zwei Namen haben Sie doch gerade gehört. Wir reden noch."

Erst spät zum Feiern kam am Mittwoch Willi Witte, der Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft Hersel/Uedorf. Mit der Interessengemeinschaft Rheinhalle, unterstützt vom städtischen Bauhof und vielen Freiwilligen, hatten sie die Feierburg hergerichtet. Witte wuselte nur so durch die Reihen, wechselte sich mit Karin Schumacher beim Beantworten der Fragen ab.

Mittendrin sitzen ein paar Herren, eher schlicht und dunkel gekleidet, mit Emblem und Streifen auf den Armen. Jürgen Pacholke und Wilfried Nork beobachten die Raucher und die Ausgänge. Als Unterbrandmeister der Freiwilligen Feuerwehr Hersel haben sie ein wachsames Auge auf alle möglichen Gefahrenherde im Saal - und werden zum Glück auch am Mittwoch nicht fündig.

Das alles sehen die meisten der 750 Jecken an den Tischen gar nicht. Denn wie immer läuft unter bewährter Leitung das närrische Programm Schlag auf Schlag. Tosender Beifall, Raketen und ein Publikum, das bis zum Morgen gerne in der Rheinhalle aushält, zeugen davon, dass sie wieder alles richtig gemacht haben. Wetten, dass auch 2007 der Tollitätentreff ausverkauft sein wird, und erst recht 2008 zum runden Geburtstag?