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Neue Stulpen für den Bonner Prinzen

Neue Stulpen für den Bonner Prinzen

Shopping-Tour mit dem Prinzen. Karneval ist nicht nur Spaß, sondern eine ernste Sache, die es von Grund auf zu erklären gilt. Das tut Horst Bachmann, der frühere Präsident des Festausschusses in seinem neuen Buch "Dreimal Bonn Alaaf". Prunksitzung des Damenkomitees Honigsmöhne Bonn. Sitzung der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) Sankt Aegidius Buschdorf.

Bonn. (aff/kf/kpo) Zurückhaltung und Geduld sind nicht unbedingt selbstverständlich im Bonner Straßenverkehr, wenn aber Prinz Rainer I. und Bonna Victoria I. höchstpersönlich über die Kölnstraße schlendern, bleiben selbst die ungeduldigsten Fahrer ehrfurchtsvoll stehen und lassen ihre Tollitäten winkend und mitunter auch jubelnd passieren.

Vom Stiftsplatz aus begannen Bonns oberste Tollitäten bei Lepper Moden ihr "Prinzenshopping", dass sie mit ihrem Gefolge drei Stunden lang durch die Bonner Innenstadt führte. Begleitet wurde das Prinzenpaar von seiner Equipe, Festausschuss-Präsidentin Marlies Stockhorst und Begleitern sowie vom Tambourcorps Germania Hersel. Ausnahmsweise verzichtete das Corps aufs volle Ornat. "Wir sind heute in unseren sogenannten Sankt-Martins-Uniformen unterwegs.

Für die normale Uniform wäre es einfach zu kalt", sagte Corpsleiter Hans-Dieter Günther.

Geduldig warteten die Musiker beispielsweise vor dem Geschäft "Kastenholz" am Bertha-von-Suttner-Platz, während Prinz, Bonna und Equipe drinnen für einen kleinen Augenblick den Verkauf zum Erliegen brachten.

Der Prinz probierte weiße Stulpen aus, die die royalen Beine zusätzlich vor Minustemperaturen schützen sollen. Wer dem Paar ein bisschen folgte, bekam ganz nebenbei beim Einkaufen ein kleines Karnevalsprogramm mit einigen Tanzauftritten geboten.

Karneval ist nicht nur Spaß, sondern eine ernste Sache, die es von Grund auf zu erklären gilt. Das tut Horst Bachmann, der frühere Präsident des Festausschusses (1991-2010), in seinem neuen Buch "Dreimal Bonn Alaaf" denn auch. Nicht wissenschaftlich, nicht lustig, aber informativ.

Denn er beschreibt den Karneval in der Bundesstadt von Orden bis Proklamation, von den Corps und Vereinen bis zu den Prinzenpaaren und natürlich auch das närrische Protokoll - also alles, was man immer schon mal wissen wollte, inklusive der Fotos aller Tollitäten aus den letzten 60 Jahren. Als Bachmann am Freitag zur Buchvorstellung in die Thalia-Buchhandlung am Markt geladen hatte, waren natürlich auch Prinz Rainer I. und Bonna Victoria I. samt Equipe gekommen, um einen ersten Blick in das Werk zu werfen, das für 24,80 Euro im K.H.Bock-Verlag erschienen ist.

Es handelt sich um eine Neuauflage von Bachmanns Erstlingswerk über den Karneval, das vor zehn Jahren erschienen war und jetzt komplett überarbeitet wurde. Nach Bachmanns Worten wendet es sich vor allem an die Neubürger. Und der Ex-Festausschuss-Präsident vergisst auch nicht zu erwähnen, welchen Wirtschaftsfaktor der Karneval in Bonn darstellt. Alleine in der Bonner City würden in der fünften Jahreszeit 50 Millionen Euro durch das Brauchtum umgesetzt.

Unterstützung aus den ersten Reihen des rheinischen Karnevals erhielt der Elferrat des Damenkomitees Honigsmöhne Bonn 1889 bei seinem Einzug zur Prunksitzung im Brückenforum. Gemeinsam mit der Kölner Gesellschaft der Stattgarde Colonia Ahoi zogen die als Hexen verkleideten Damen in den voll besetzten Saal ein. Nach der Begrüßung durch die Präsidentin Ulrike Lingscheid heizte die Bordkapelle und der Shanty-Chor der Gesellschaft ein.

Die atemberaubende Vorstellung des Tanzcorps der Stattgarde tat ihr Übriges, den Saal förmlich zum Kochen zu bringe. "Wir haben ein Programm auf die Beine gestellt, das hoffentlich wieder jeden begeistert", sagte die Vize-Präsidentin Gaby Dahl-Biercher. Stolz sei man darauf, dass das Programm liebevoll von Literatin Eva Stellmach zusammengestellt wurde. "Es ist eben kein Abend von der Stange", so Dahl-Biercher. Unter anderem gaben sich "Die Cöllner", "Die Labbesse" und Hastenraths Willi die Ehre. Nach Abschluss des Programms geht's traditionell fließend zur Karnevalsparty über.

Dass die Bonner Tollitäten zur Sitzung der katholischen Frauengemeinschaft (kfd) Sankt Aegidius Buschdorf ein bisschen Zeit mitbringen müssen, ist inzwischen bei der Equipe bekannt. In den 25 Jahren gab es so manche Überraschung für Prinz und Bonna. Rainer I. und Victoria I. durften am Freitag im Pfarrsaal zaubern: "SimsalaBonn!", und der Prinz erhielt orangefarbene Stulpen mit grüner Naht, farblich passend zu seinem Fanclub Appelsinefunke.

Die Bonna, die sich zuvor beklagt hatte, es gebe viel Orange für den Prinzen, aber so wenig Rosa für sie, zauberte aus einer Box einen Feenstab - mit rosa Stern, als Hommage an ihre KG Sternschnuppen. Ein weiteres Mal durfte Rainer den Zauberstab schwingen und bekam eine Apfelsinenparade präsentiert - drei kfd-Damen in entsprechender Kostümierung.

Das Programm wurde ansonsten weitgehend aus den eigenen Reihen bestritten. Das Buschdorfer Prinzenpaar durfte nicht fehlen, und da Prinzessin Julia I. zu den "Charly's" gehört, gab sich auch die Tanzgruppe die Ehre. 1987 begann der kfd-Karneval mit einem Seniorennachmittag, erzählte der frühere Ortsfestausschussvorsitzende Klaus Kraus. "Dass die Frauen nach 25 Jahren noch neue Ideen haben, ist schon bewundernswert", meinte er. Viele Mitgründerinnen seien heute noch dabei, sagte Nachfolgerin Stefanie Emons. "Wir sind eine eingeschworene Truppe."