Narrengericht in Sinzig: "Widerspruch ist zwecklos"

Diese gelten seit nunmehr elf Jahren. Und dieses Gericht ist grundsätzlich für alles zuständig. Für "Richter" Franz-Hermann Deres und "Generalstaatsanwalt" Herbert Holstein gab es zum närrischen Jubiläum denn auch von KG-Chef Volker Thormann den Verdienstorden in Silber des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel im Bund Deutscher Karneval.

"Gnädiger werden wir deshalb nicht sein", sagten die närrischen "Juristen". Bei den Sinziger Jecken sitzt man übrigens schneller auf der Anlagebank, als man Alaaf sagen kann.

Nur Prinz Johannes, Sentiaca Heike war verhindert, war ganz entspannt. Denn amtierende Tollitäten genießen närrische Immunität. Aber nicht solche aus der Vergangenheit. Und so landeten dann auch Adrenao I. und Fernanda I., die portugiesischen Tollitäten der vergangenen Session, vor dem Kadi. Wohl auch, um internationale Verwicklungen zu vermeiden, gab es einen Freispruch erster Klasse.

Ebenso beim Vorsitzenden des Bürgerforums, Manfred Ruch, der als Ersttäter vor Gericht stand. Vor den Kadi zitiert wurde auch Dechant Achim Thieser. Den Status von Wiederholungstätern genießen mittlerweile Wirtschaftsministerin Eveline Lemke und Landrat Jürgen Pföhler. "Das ist Karriere", hieß es etwas später im Protokoll zu Lemke, "gestern noch bei der Mainzer Fernsehsitzung, heute live in der 'Alten Schmiede'." Denn in der Traditionsgaststätte gingen die Verhandlungsrunden über die Bühne.

Dem Landrat wurde zur Last gelegt, beim Versuch, das Bierfass fürs Oktoberfest der Sinziger Floriansjünger anzuschlagen, eine der größten Schaumübungen in der Geschichte der Wehr ausgelöst zu haben. Geldstrafe und eine Runde Kölsch brachten den Kreischef aber wieder auf freien Fuß. Zumal Pföhler seine Alltagstauglichkeit mit dem Öffnen einer Dose Bier, einer Flasche Bier und eines Partyfässchens unter Beweis stellte.