1. Incoming

Sparzwang, Sperrung, Scheren, Schlipse: Jecke Wiever stürmten die Rathäuser

Sparzwang, Sperrung, Scheren, Schlipse : Jecke Wiever stürmten die Rathäuser

Raderdoll und knatschverdötscht: Auch im Kreis Ahrweiler hatten die Wiever eine Menge zu feiern - und stürmten an Weiberfastnacht die Rathäuser in der Kreisstadt, in Remagen, Sinzig, Bad Breisig und auf der Grafschaft.

Bad Neuenahr. (mm) Nur auf den ersten Blick sah es so aus, als ob Bürgermeister Guido Orthen, die drei Beigeordneten und die Abteilungsleiter im Rathaus halbe Sachen machen. Sie steckten beim Möhnensturm mit Bütz-Alarm jeweils nur zur Hälfte im Frack. Auch die Hüte, die bei manchen das schon winddurchlässige Haupthaar mehr schlecht als recht bedeckten, waren halbiert.

Da passte es, dass die Obermöhnen der acht Gesellschaften zwischen Ramersbach und Ehlingen zu den Scheren griffen und auch noch die Krawatten "stüppten". Ob die Tatsache, dass Musik-Mann Johannes Schmitz in die Saiten einer Plastikgitarre griff, auch unter die Rubrik "Konsolidierungsmaßnahme" fiel, blieb ein Geheimnis. Zumindest spielte er die Lieder wie "Jetzt geht's los, wir sind nicht mehr aufzuhalten" komplett.

In "Knüddelversform" begrüßte Orthen seine Mädels: "Hat man im Rathaus mal alles mögliche satt, doch niemals Euch Möhnen, die Möhnen der Stadt." So war auch klar, dass es wieder für jede Gesellschaft 111 Euro nebst roter Rose gab.

Bad Breisig. (frv) "Endlich, endlich ist Weiberdonnerstag", heuchelte Bad Breisigs Bürgermeister Bernd Weidenbach, als die Möhnen in das Rathaus der Verbandsgemeinde stürmten. Zu sagen hatte das Stadtoberhaupt zu diesem Zeitpunkt schon lange nichts mehr: Den Stadtschlüssel hatte Weidenbach längst an die Möhnen abgeben müssen.

"Ihr gehört zu Breisig wie Wasser und Wein", säuselte der Verwaltungschef angesichts der weiblichen Übermacht. Und: "Macht euch über mich her, ich leiste auch keine Gegenwehr." Das ließen sich die Möhnen der Bad Breisiger KG sowie die bunt verkleideten Damen aus der Rathausverwaltung nicht zweimal sagen. Schnell war die einmal mehr mit größter Sorgfalt ausgewählte Krawatte des Bürgermeisters um 20 Zentimeter kürzer, schnell war der erste Bürger der Quellenstadt einem Bützchen-Bombardement ausgesetzt. Dann durfte sich Weidenbach wieder in sein Amtszimmer schleichen.

Grafschaft. (GS) "Die Narren könn's nicht lassen, trotz aufgerissener Gassen." In großen Buchstaben begrüßte das Motto die Möhnen beim Rathaussturm in Ringen. Und prompt kam Bürgermeister Achim Juchem als Bauarbeiter, um die jecken Wiever von Gelsdorf bis Karweiler in sein Herz zu schließen.

Er wäre gerne als Berliner Flughafen gekommen, "aber dann werd' ich ja nie fertig", frotzelte der Rathauschef, assistiert von FC-Fan Michael Schneider und dem "kölschen Mädchen" Helga Dohmganz. Mit dabei auch die Wendböggele um ihren rührigen Chef Albert Zabbei, und nicht wegzudenken: das karnevalistische Urgestein der Grafschaft, Willi Hoffzimmer, der sich auch mit 78 Jahren noch über die "fliegenden Beine" der Funken in Rot-Weiß freuen kann.

Remagen. (frv) Seine Krawatte gab Remagens Bürgermeister Herbert Georgi fast schon freiwillig ab. Kein Wunder bei diesem Möhnensturm, der im und am Rathaus Einzug gehalten hatte. Begleitet von den Stadtsoldaten waren Remagens Wiever durch die Innenstadt zum Verwaltungsgebäude gezogen, um die Regentschaft endgültig zu übernehmen. Vorsichtshalber hatte man den Präsidenten der KG Narrenzunft, Kenny Heydecke, in Handschellen gelegt, so dass auch von ihm nur kleinlaute Tönekamen, in keinem Fall jedoch Widerstand. Obermöhn Ingrid Efferz hatte ihre Schar fest im Griff, nicht zuletzt auch deshalb, weil sie seit Sonntag im Besitz des Stadtschlüssels ist, den Herbert Georgi herausrücken musste.

Sinzig. (lz) Der Sturm der Stadtmaure-Möhnen auf das Weiße Rathaus wurde in diesem Jahr mehr zu einem Tänzchen unter Mädels. Denn zu dem hatte die stürmende Obermöhn Renate Jung, die ranghöchste Rathausverteidigerin, Beigeordnete Charlotte Hager aufgefordert. Selbst Prinz Michael II. (Kappl) - im Rathaus als der längste Löhndorfer aller Zeiten bezeichnet - hatte sich mit einer blonden Perücke im Weiberdonnerstag getarnt.

Das Kinderprinzenpaar des TV 08, Charlotta I. (Adams) und Prinz Luis I. (Baptista Thomé), verstärkte das närrische Aufgebot ebenso wie das Prinzenpaar der Caritas, Prinzessin Simone I. und Prinz Hassan I. Bei der Begrüßung schickten die Narren und Hager ein dreifaches Genesungs-Alaaf in Richtung des erkrankten Stadtchefs Wolfgang Kroeger. "Und ohne Kroeger macht ein Rathaussturm ja nur halb soviel Spaß", bemerkte Renate Jung.