1. Narren-News
  2. Ahr&Rhein

Aus Miss Sophie wird ein kölsches Original

Aus Miss Sophie wird ein kölsches Original

Trude Witsch und Gisela Linden haben das legendäre "Dinner for one" in "Fastelovend for one" umgebaut - Kölsch und Korn statt "Sherry with the fruit" beim Abend des Neuenahrer Prinzen Heribert I.

Bad Neuenahr-Ahrweiler. "Dinner for one", das heißt jetzt in der Kreisstadt zu Karneval "Fastelovend for one". So gesehen und vom Publikum frenetisch gefeiert beim Prinzenabend des badestädtischen Prinzen, des Neuenahrer "Bloome Prinz" Heribert I. (Rech).

Wenn bei hiesigen Karnevalssitzungen Sketche auf dem Programm stehen, müssen oft Langweiler als Pausenfüller ran. Für den Blumenprinzen aber brannten zwei Damen in der Aula der Neuenahrer Grundschule eine Posse ab, wie sie die Kreisstadt noch nicht erlebt hat: den legendären Silvester-Sketch auf kölsch Platt.

In der Domstadt nicht mehr unbekannt, in der Kreisstadt an der Ahr die Entdeckung der laufenden Session und mehr als reif für die Hut-Sitzung. Darauf freut sich auf jeden Fall das Publikum. Die Zuschauer schlugen sich auf die Schenkel, prusteten, verschluckten sich und vergossen Tränen vor Lachen.

"Fastelovend for one" nennt sich die Kölsche Fassung, Miss Sophie spielt als Bärbelchen Trude Witsch (48) und den "James", den kölschen Köbes "Manes", Gisela Linden (44). Und das längst geflügelte Wort "the same procedure as every year", klang nun als "dat selbe Prozedere wie jedes Jahr, Manes". Der dann am Schluss ergeben stark angesäuselt und schwankend antwortet "ich don, wat ich kann".

Die beiden Heppingerinnen spielen die Szene in einer typischen Kölner Kneipe so lebensnah und überzeugend, dass man sie für Berufskomödiantinnen halten könnte. Gisela Linden muss im früheren Leben ein Köbes, eben der Manes, gewesen sein.

Mit einer umwerfend komischen Mimik und Gestik zelebriert sie die kölsche Rolle des Butlers James und röhrt mit fortgeschrittenem Kölsch- und Kornverbrauch die Trinksprüche der längst Verblichenen, alles Gernegrößen des Karnevals, die das Bärbelchen, alias "Miss Sophie" zum Umtrunk eingeladen hat. Trude Witsch schlüpft in die Rolle der kessen und trinkfesten alten Dame, die frivol das Seidenhöschen blitzen lässt.

Die Zuschauer lachten sich kaputt, als sie den Tresenhocker hinauf klettert, über dem Tisch liegt und der Manes verzweifelt fragt "Bärbelchen, iss et nüdich?" Sie muss ja allen vier Kölnern zu prosten, die in der TV-Fassung zu Silvester als Sir Toby, Mr. Pommeroy, Mr. Winterbottom und Admiral von Schneider gemimt werden.

Wie die englischen Gentlemen, können auch die ehrenwerten kölschen Herren mit zunehmendem Kölschgenuss ihre Sprüche nur noch gurgeln. Der Manes stellte sie derart fidel tönend vor, dass es das Publikum nicht mehr auf den Stühlen hält.

Den "Schnäuzers Tünn", seines Zeichens Ehrenpräsident der KG Alt-Sülz von 1886, den Fritz Lang-Schmitz, "langjähriger Knubbelführer a.D." von den blauen Funken von 1893, der "Schäng Schmitz, langjähriges und trinkerprobtes Mitglied" vom Kalker Straßenkarneval und "seines Zeichens die größte Sau der schäl Sick" und dann der Jean-Baptist Amon, "langjähriger Föttchesföhler und Literat von der Hännesje Sitzung vor dem Krieg". Nur rätselt auch der Manes "vor welchem Krieg noch ens".

Die beiden Heppinger Mädels, beide Hausfrauen und Mütter, aktiv bei den Heppinger Möhnen, den "Käslöffele", haben ihr Talent schon öfters in Sketchen für Freunde gezeigt.

Die Floristenmeisterin Gisela Linden spielte früher schon im Heimersheimer Kindertheater mit. Und sie ist die ältere Schwester des "Bloome-Prinz" Heribert I. Zu seinem Prinzenabend hatte sie die Überraschung geplant und damit einen Volltreffer gelandet.

"Weil''s Spaß macht", suchten Gisela Linden und Trude Witsch erst gar nicht nach langatmigen Begründungen für ihren Sketch. Vor ihrem Auftritt, so erzählten sie kichernd, hatten sie mit einem Kölsch "vorgeglüht". Das mache den Auftritt einfach etwas lockerer.

Bei den vielen Proben hatten sie anfangs noch mit Kölsch und Korn bei jeder der imaginären Runden geübt und Miß Sophies "cheers" an ihre Freunde einstudiert.

"Da waren wir schnell fertig", erinnert sich lachend Trude Witsch. Jetzt ist Kölsch und Limo drin in Glas, wenn der Manes bei der zehnten Runde das "Funke oopjepaßt" röhrt und das Bärbelchen ein weiteres "lecker Körnchen" runterkippt. Und dann die Frage: Über wen stolpert denn Manes? Nicht etwa über einen Tigerkopf, sondern über einen Gast, der noch von der letzten Sause in der Kneipe liegen blieb.