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"Heimesche Tappes" bringt den Saal zum Kochen

"Heimesche Tappes" bringt den Saal zum Kochen

Manfred Kolling hört als Sitzungspräsident in seiner 50. Session auf - Der Karneval ist sein"Ventil von der Arbeit" - 13 Jahre lang sorgt er bei den Sitzungen des General-Anzeigers für Furore

Bad Neuenahr. Als Sitzungspräsident braucht man ein weißes Jackett. Manfred Kolling jedoch hat fünf davon, jedes in einer anderen Größe. Schließlich übt er das Amt schon seit 35 Jahren aus, und da ändert nun jeder hin und wieder mal sein Format.

Ein Garant für ausgelassene Stunden ist er jedoch von Anfang an gewesen, und sein Ruf als Oberstimmungsmacher hat sich bis über das Ahrtal hinaus herumgesprochen: Er war Sitzungspräsident bei den Närrischen Landskronern in Heimersheim und bei der Ahrweiler Karnevalsgesellschaft. Elf Jahre leitete er die Kreuzbundsitzungen und seit 1997 durchgehend die Hutsitzungen in der Kreisstadt.

Außerdem stellte er sich der Interessengemeinschaft Künstliche Niere bei zwei Sitzungen ebenso zur Verfügung, wie den Jecken in Wershofen, als dort Not am Mann war, und machte zudem 13 Jahre lang bei den Sitzungen des General-Anzeigers in Bonn Furore.

Seine 50. Session als aktiver Karnevalist ist für den Heimersheimer jedoch zugleich die letzte. Nach der Hutsitzung am Freitag, 1. Februar, ist Schluss. "Jedenfalls als Sitzungspräsident, dafür gehe ich wieder häufiger in die Bütt", erklärt der 64-Jährige, der vor 50 Jahren das erste Mal auf dem närrischen Podium in Erscheinung trat.

Als Laienspieler in der Theatergruppe der Kolpingfamilie Heimersheim hatte Manfred Kolling schon als Jugendlicher Bühnenerfahrung gesammelt, 1958 trat er das erste Mal beim Bunten Nachmittag der Kolpingfamilie auf, und 1973 leitete er seine erste Sitzung in Heimersheim. "Jedenfalls die erste Hälfte, denn damals war es so üblich, zur Pause zu wechseln", erklärt Kolling.

Lampenfieber kannte er noch nie. Auch nicht als er 1960 als 17-Jähriger die Figur des "Heimesche Tappes" ersann und vor 300 Leuten in der Heimersheimer Gaststätte "Zum Nordtor", genannt "General Senkrecht", den Saal zum Kochen brachte.

Bekannt wurde er für seine spektakulären Auftritte, mit denen er schon beim Einzug auf die närrische Bühne die Jecken im Saal für sich gewann: Einmal hat er sich ein Nachtkommödchen auf den Rücken geschnürt und es dem amtierenden Prinzen, einem Antiquitätenhändler, zum Verkauf angeboten. Ein anderes Mal kam er mit einem Tannenbaum auf die Bühne und sang dazu mit dem närrischen Volk "O Tannenbaum".

Apropos Gesang: Damals hatte er Glück, denn "sonst haben sie mir schon mal das Mikrofon abgedreht, weil ich nicht singen kann. Und bei den Funken haben sie mich zum Koch gemacht, damit ich mit meiner Unmusikalität nicht die ganze Truppe durcheinander bringe", erklärt Kolling. Ansonsten hieß es aber immer "Mikro auf", und zwar ganz weit, wenn er an der Reihe war, denn keiner wollte einen seiner Scherze verpassen, die immer spontan kamen, genau wie die launigen Moderationen.

Kolling: "Einen vorgeschriebenen Text hatte ich als Sitzungspräsident nie, wohl aber gute Programmübersichten, die mir treue Mitstreiter an die Hand gegeben haben." Er bezeichnet sich als "Fastelovendsjeck" und nicht als institutionalisierten Karnevalisten. Der Humor und die Lockerheit am Karneval, aber auch bei privaten Festen, sind ihm das A und O und der Karneval sein "Ventil von der Arbeit".

Als Sitzungspräsident hat der gelernte Bilanzbuchhalter und ehemalige kaufmännische Leiter eines großen Bierunternehmens in Köln aber auch schon mehrfach sein Improvisationstalent unter Beweis stellen müssen. Besonders in Erinnerung geblieben ist ihm eine Sitzung 2004 im Bonner Brückenforum, als die Musik fehlte, weil die Band sich im Termin geirrt hatte.

Bands wie die Höhner oder der Weltenbummler standen auf einmal ohne Intro da und mussten auch umdenken. Da ist Kolling mit dem Elferrat erst mal eingezogen, als wenn es nichts wäre, und hat dann mit dem Publikum den Klatschmarsch geübt. "Das hat Spaß gemacht", sagt Kolling, der auch gerne an "seine" erste Sitzung in Wershofen zurückdenkt: "Eigentlich sollte ich nur eine Büttenrede halten, weil mein Arbeitskollege dort Prinz war, und auf einmal war ich Sitzungspräsident, wo ich keinen kannte." Das Ursprüngliche und der dörfliche Charakter haben ihm aber sehr gefallen, "und am Ende gab es 'standing ovations'".

Bewegende Momente in Kollings karnevalistischem Leben waren neben seiner Regentschaft als Prinz von Heimersheim 1981/82 aber auch die Wiederbelebung des Ahrweiler Karnevals mit seinen Mitstreitern Karl-Heinz Knips und Hans Gies sowie die erste Sitzung nach 13 Jahren ohne Saalkarneval 1985 im Ahrweiler Zunfthaus. Unter seinen vielen Orden ist ihm der eigens von den "Peanuts" für ihn kreierte besonders wertvoll: "Wir waren stets ein eingespieltes Team". Zudem trage er die ihm von Knips und Gies gestiftete Präsidentenkette mit großem Stolz.

Wenn er jetzt Abschied als Sitzungspräsident nehme, dann nur weil er sein Amt in jüngere Hände abgeben wolle. "Ich bin immer ein Verfechter davon gewesen, dass die Alten nicht an ihren Stühlen kleben", sagt Kolling, und, dass ja vieles von dem bleibe, was er initiiert und mitinitiiert habe: die offenen Kreismeisterschaften der Männerballette etwa, die AKG-Kindersitzung und die Seniorensitzung mit den vier Hutengemeinschaften sowie die Hutsitzung in der Kreisstadt.

Unvergessen auch die Schiffsitzung und die Adenbachhutsitzung (Schlachtruf: Holladihütti) in den 80ern. Und ganz geht er ja nicht: Die Figur "De Betröppste", als die er schon in der Bütt stand, wird wiederauferstehen und sicher kein Auge trocken bleiben. Dafür sorgt Manfred Kolling von der Session 2008/2009 an.