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Jecken finden "Asyl" in der Kirche

Jecken finden "Asyl" in der Kirche

Anonymer Anruf bei der Polizei führt während der Prunksitzung zur Räumung des Ahrweiler Bürgercentrums - 650 Gäste der AKG zeigen Disziplin - Danach wird weiter gefeiert

Ahrweiler. Das hat Ahrweiler auch noch nicht erlebt. Mitten hinein in die stimmungsvolle Prunksitzung der AKG - das Alte Männerballett hatte gerade seinen närrischen Paragraphen eingelöst - platzte gegen 21 Uhr die Nachricht eines Stadtgardisten in weiß-rot am Mikrofon, doch bitte das Bürgercentrum wegen eines anonymen Anrufs zu räumen.

Was für viele der 650 feierfreudigen Jecken zunächst nach einem Gag aussah, entpuppte sich schnell als bitterer Ernst: Ein anonymer männlicher Anrufer aus dem Stadtgebiet, so ein Polizeibeamter am Sonntag gegenüber dem GA, hatte die Polizeiinspektion Ahrweiler in Alarmbereitschaft versetzt.

Der bislang Unbekannte, gegen den nun die Kripo die Ermittlungen aufnimmt wegen "Störung des öffentlichen Friedens durch Androhung von Straftaten", sprach mit offensichtlich bewusst verstellter Stimme, um die Beamten auf der Wache glauben zu machen, ein Ausländer sei am Apparat. Er drohte, um 22 Uhr in der "Ahrweiler Halle" eine "Sprengvorrichtung" zu zünden.

Koordination und Kooperation zwischen den Einsatzkräften und der AKG waren gefragt; auch die Wehrmänner im Saal wurden zu Rate gezogen, denn "Ruhe bewahren" war oberste Prämisse. Werner Knieps trug den Schlüssel von Sankt Laurentius bei sich, so dass die Verantwortlichen darauf hinweisen konnten, "Asyl" in der benachbarten Kirche, der Volksbank oder in den naheliegenden Gaststätten zu suchen.

Problemlos und ohne Panik verlief die Räumung des Bürgercentrums, alle Fluchtwege waren offen, gefahrlos konnten die Menschen das Gebäude verlassen. Während die AKG-Gäste an ihren "Zufluchtsorten" spekulierten, was es mit dem Anruf auf sich hat, nutzten die Polizeibeamten die Zeit, das leere Gebäude mit einem Spürhund zu durchkämmen. Ergebnis: negativ.

Schon wenig später konnte Gardist Jo Platz von der Laurentius-Kanzel aus mit spürbarer Erleichterung Entwarnung geben, um 21. 58 Uhr war der Spuk vorbei und die Menschen saßen wieder auf ihren Plätzen. Es wäre nicht die professionelle Riege um AKG-Chef Guido Palm und Sitzungspräsident Udo Groß, wenn sie die Ausnahme-Situation nicht souverän gemeistert bekommen hätten.

Sie hatten sich natürlich in der Zwischenzeit Gedanken um den Fortgang des Programms gemacht: Die Pause fiel aus, die einheimischen Kräfte wurden vorgezogen, damit die Akteure zum Beispiel aus Godesberg oder die Band "Null 221" aus Köln keine Wartezeit hatten.

Und wer wäre besser geeignet gewesen, als die Ahrweiler Paveier, nach dieser unerwarteten Unterbrechung die Stimmung in Rekordzeit wieder anzuheizen? "In Ahrweiler herrscht wie immer ´ne Bombenstimmung", sprach Paveier Udo Willerscheid das aus, was viele dachten.

Schon wenig später waren die Unannehmlichkeiten vergessen, Ahrweiler feierte nach dem Motto "Humor ist, wenn man trotzdem lacht". "Wenn nicht jetzt, wann dann", das Lied des Dreigestirns Prinz Peter Diewald, Bauer Marc Adeneuer und Jungfrau Dirk Hempen, spornte die Vollblutkarnevalisten an, nochmal alles für ihre Gäste zu geben.