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"Im Sattel wird man mich jetzt öfters sehen"

"Im Sattel wird man mich jetzt öfters sehen"

Nach zehn Jahren als Präsident des Festausschusses Godesberger Karneval ist für Karl-Heinz Michels Schluss - Entscheidung über seine Nachfolge soll "bald nach Aschermittwoch" fallen

Bad Godesberg. Nein, nein, winkt Karl-Heinz Michels auf die Frage ab, die vorprogrammmiert ist, wenn jemand nach langen Jahren aus einem Amt scheidet. Nein, der Abschied falle ihm bestimmt nicht schwer. Und auf die Metapher mit dem lachenden und dem weinenden Auge im Hinblick auf den nahenden Aschermittwoch will der Oberjeck erst gar nicht eingehen. Wie auch immer. Erstmals seit zehn Jahren wird Michels am Aschermittwoch nicht als Präsident des Festausschusses Godesberger Karneval aufwachen. Bereits vor einem Jahr hatte er den Rückzug aus dem Amt angekündigt.

"Nicht im Knatsch und ohne jeden Ärger", wie der 62-Jährige sogleich betont. Im Gegenteil: Der Abschied verlaufe harmonisch und habe sich aus der Erkenntnis ergeben, dass langsam, aber sicher die Zeit für einen jüngeren Nachfolger gekommen sei. Eine gewisse Amtsmüdigkeit war Michels bereits vor einem Jahr anzumerken, als der Präsident sein Amt am liebsten sofort zur Verfügung gestellt hätte.

Das allerdings kam den meisten Festausschussmitgliedern zu plötzlich. Weil auf die Schnelle kein Nachfolger aufzutreiben war, verlängerte Michels um ein Jahr, diesmal aber unwiderruflich. Hinsichtlich seines Amtsnachfolgers verbreitet der Malermeister aus Lannesdorf inzwischen Zuversicht. Es gebe durchaus "den einen oder anderen aussichtsreichen Kandidaten", versichert er. Und auch für einen "echten Generationswechsel" stünden die Chancen gut. Namen kommen ihm nicht über die Lippen, doch dass schon bald nach Aschermittwoch eine Entscheidung fallen wird, das glaubt er versprechen zu können.

Nach den Höhen und Tiefen seiner Amtszeit befragt, winkt Michels ab. "Mir ging es neben organisatorischen Dingen immer auch um das Selbstverständnis des Festausschusses, der allzu oft und fälschlicherweise als Verein im Verein verstanden wird", sagt Michels, der 1939 im Sankt-Markusstift in der Burgstraße geboren wurde. Auch habe er stets versucht, den Vereinen deutlich zu machen, welche Verantwortung sie für den Karneval haben.

Dass in seine Amtszeit durchaus auch sicht- und zählbare Erfolge fielen, zeigt beispielhaft der aufwendige Um-und Ausbau des Hauses des Karnevals an der Friesdorfer Straße. Besonders der Erhalt des eigenständigen Bad Godesberger Karnevals liegt Karl-Heinz Michels am Herzen, was er in vielen Diskussionen und teilweise auch unbequemen Debatten immer wieder bewiesen hat.

Wie es sich für einen "Vollblutkarnevalisten" gehört, reichen die närrischen Wurzeln des Godesbergers bis weit vor die Ära als Festausschusspräsident zurück. Als 18-Jähriger trat Michels den "Fidelen Burggrafen" bei, wurde 1960 deren Tanzoffizier und war von 1969 bis 1984 ihr Kommandant. Seitdem ist Michels Präsident der Burggrafen - und bleibt es auch weiterhin, wie er verspricht. Damit ist Michels der derzeit am längsten amtierende Präsident einer Karnevalsgesellschaft in der Region.

Vizepräsident des Festausschusses wurde Michels 1974 und übernahm 1992 von Stadtsoldat Horst Effelsberg das Amt des Präsidenten. Beinahe noch länger als die Liste seiner Ämter ist die der Ehrungen, die dem engagierten Godesberger im Laufe der Jahre zuteil wurden: Der Goldorden des Bundes Deutscher Karneval und die "Goldene Pritsche" sind ebenso darunter wie der "Danke-Orden" des Festausschusses oder der Goldene Verdienstorden des Regionalverbandes Rhein-Sieg-Eifel. Entsprechend ironisch bemerkt Michels denn auch: "Der Orden, den ich nicht habe, muss erst noch erfunden werden".

In der nächsten Zeit allerdings will er sich weniger mit Orden als vielmehr mit den Pferden der Kavallerie der Burggrafen beschäftigen. "Rund um das Gut Broichhof am Rodderberg wird man mich jetzt häufiger im Sattel sitzen sehen", verspricht er. Denn auch aus der Führung seines Malerbetriebes sowie vom Vorstandsposten in der Maler- und Lackiererinnung will sich Michels nach und nach zurückziehen. Weiterhin werde er aber dem Festausschuss zur Seite stehen, jedenfalls sofern sein Rat gewünscht wird.

Eine Rolle schließt Michels indes kategorisch aus: Die der "grauen Eminenz". "Ich habe es immer als grausam empfunden, wenn die alten Säcke auf ihren Posten kleben blieben. Das soll mir jetzt nicht selbst passieren", sagt er lachend. Um nur ja keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, betont er noch einmal: Er werde an diesem Aschermittwoch nicht in Tränen ausbrechen. Und dann, beim Händeschütteln, gibt er doch noch zu: Na ja, wirklich leicht falle ihm der Abschied natürlich nicht...