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Der Stadtchef erlebt sein erneutes Waterloo

Der Stadtchef erlebt sein erneutes Waterloo

Selbst die Tarnung als Till Eulenspiegel nutzt Adi Buchwald nichts - Er unterliegt dem Charme der Funkenmariechen - Dann erfolgt der Vormarsch von Bernd I.

Linz. "Mir hann den Schlüssel der Stadt. Die Schraate sin anbesetzt!" Triumphierend reckte der Linzer Prinz, Bernd I. "vun Blau un Wiess" sein Narrenzepter am Sonntagmittag in die Höhe. Wie alle Jahre zuvor hatten die bunten Corps unter Feldherr Alfons Daub die vorgezogenen Reihen der Stadtsoldaten von Kommandant Siggi Bündgen überrannt.

Und auch Mi-Carême um Roi Philippe, Reine Caroline und Dauphine Edwige sowie das klägliche mit Schrubbern bewaffnete Häufchen Stadträte hatte vor der Rathaustür angesichts der Übermacht keinen Widerstand geleistet und überließ den Stadtchef seinem Schicksal.

Rund 30 Minuten zuvor hatte der Linzer Marktplatz noch still in der Mittagssonne gelegen.

Doch die Idylle trog, wie die langen Schanzen weit vor dem hohen Feldherrenhügel klar belegten: Der Rathaussturm der Linzer Corps stand kurz bevor: Und schon waren dumpfe Trommelwirbel und Fanfarenklänge zu hören. Die Bunten Truppen, die Bernd I. aus seinem "Fuchsloch" geholte hatten, marschierten in voller Stärke auf.

"Verteidiger der Stadt, schützt mein Haus, sonst sieht es zappenduster aus", kommandierte Adi Buchwald die Stadtsoldaten heran, nachdem er, mit einem Narrenkostüm getarnt, mit klingenden Glöckchen den hohen Strohballen erklommen hatte. "Ich werde nicht die Segel streichen, mein Wort sollt` euch als Zeichen reichen. Wir sind noch lange nicht schachmatt - kapiers` de dat!", beantwortete er voller Hybris die ersten Friedensangebot von Don Ahl Funs, neben dem Bernd I. bereits seinen Fuß auf die erste Barrikade gesetzt hatte.

Da hatten sich schon längst linke Vögel an der rechten Flanke der Verteidiger vorbei gemogelt. Heißbegehrten Gerstensaft hatten die "Cremeschnittchen" von dort gewittert, zogen aber mit ihrem Schleichmanöver die ganze Aufmerksamkeit der Stadtsoldaten auf sich, so dass die keine Augen für die Funkemariechen hatten. Unbemerkt konnten Alina und Vera so links die vordersten Reihen der staatsen Kääls umgehen und wurden nun von ihren Tanzoffizieren auf den Feldherrnhügel gehoben, um den Linzer Napoleon zu becircen.

"Trotz deiner attraktiven Waffen mache ich mich nicht zum Affen und streiche kampflos meine Segel, das war so und bleibt auch die Regel", widersetzte sich Klein Adi noch mannhaft jeglichem Kuhhandel des Gebieters über Bulle, Schlachtvieh und Trecker.

Dem aber riss nun doch der Geduldsfaden. "Stürmt das Rathaus!", befahl er kurzer Hand seinen Mannen,. Und nach einem kurzen Scharmützel hatten die für Bernd I. eine breite Bresche in die Linie der Verteidiger gerissen, durch die der Prinz als gelernter Mittelstürmer auf den Bürgermeister wie im Flug schoss, um ihm nach kurzem Handgemenge die Insignien der Macht zu entreißen.

"Was war das denn für ne schlappe Vorstellung, Siech", haderte Buchwald mit dem Einsatz seiner Stadtsoldaten, die ihm erneut sein Waterloo beschert hatten. "Ich hab dich gewarnt, Wir brauchen neue Waffen, du oller Kniesbüggel", schmollte der Kommandant.

Da hatten sich seine Mannen aber schon längst mit den bunten Corps verbrüdert und stießen mit ihren närrischen Kollegen mit friedensstiftenden Kölschstängelchen an, die von den eifrigen Köbessen verteilt worden waren. Und während auf dem Rathaus die Prinzenfahne im Wind flatterte, zog Bernd I. in den Ratssaal seiner neuen Hofburg ein und verkündete: "Wenn nich jetz, wann dann, sollen mer Fastelovend fiere!"