Karneval im Brückenforum : Beueler Stadtsoldaten feiern Prunksitzung in Beuel
Beuel Die Band Druckluft steuert die Sitzung in eine rot-blaue Party. Dabei schnappt sich sogar Sitzungspräsident Hans Hallitzky eine Trompete. Er bekommt auch eine Auszeichnung.
„Das Beste aus Beuel“ kam zum Schluss: Die Band Druckluft hat am späten Samstagabend das Finale bestritten und die Prunksitzung der Beueler Stadtsoldaten nahtlos in eine rot-blaue Party gesteuert. Das Brückenforum glich einer Partyhöhle: Kommandant und Sitzungspräsident Hans Hallitzky schnappte sich eine Trompete und reihte sich mit Kameraden des Musikzugs in die Band Druckluft ein. Gemeinsam blies man „Cordula Grün“ in den Saal. „Druckluft hat sich enorm entwickelt. Die ehemaligen Schüler des Kardinal-Frings-Gymnasiums sind Garanten für gute Stimmung“, sagte Hallitzky, der für den gemeinsamen Auftritt natürlich geübt hatte.
Das Corpsmotto in dieser Session heißt „Bock auf Beuel“. Diese Heimatverbundenheit zog sich durch den gesamten Abend. Und das lag nicht nur an den Aktivitäten der Gastgeber. Wicky Junggeburth, Kölner Ex-Prinz und Hüter des Brauchtumsgrals, machte zu Beginn seines Auftritts Beuel ein riesiges Kompliment: „Ich trete lieber zehnmal in Beuel als einmal im Gürzenich auf. Hier wird echter und ehrlicher Karneval gefeiert.“ Das Lob aus berufenem Munde zeigte Wirkung und rief bei manchem Gast Gänsehaut hervor. Der Mann mit der Baskenmütze nimmt kein Blatt vor den Mund: „Cat Ballou und Kasalla sind tolle Bands und bringen uns die Jugend zurück. Was wir aber in unserer Jugend gehört haben, darf nicht in Vergessenheit geraten.“ Dann folgte ein Medley aus Liedern von Ludwig Sebus, Karl Berbuer und Willi Ostermann.
Apropos Heimat: Wäscherprinzessin Romina I. (Markmann) schwebte auch auf einer Gefühlswelle. Emotional, angriffslustig und unendlich dankbar stellte sie sich vor das Publikum und sagte: „Ich bin stolz auf meine Heimatstadt Beuel, auf die Brauchtümer Weiberfastnacht und Pützchens Markt.“ Die junge Schaustellerin verkörpert in dieser Session eine überaus gelungene Symbiose aus Karneval und Kirmes. Am Samstag eroberte sie den zehnten von dreizehn Sternen. Sie musste bei allen Auftritten möglichst geschickt von ihrem Damenkomitee vorgegebene Wörter in ihre Reden einbauen. Für den Auftritt bei den Stadtsoldaten hieß das Wort „Einweg-Inkontinenzeinlage“. Der Satz dazu lautete: „Bei meinem Einzug in den Saal habe ich eine Einweg-Inkontinenzeinlage benötigt, um alle Freudentränen aufwischen zu können.“ Romina benötigt 13 Sterne, um an Weiberfastnacht ohne Gegenwehr der Männer in das Rathaus zu gelangen. Ihre Vorgängerinnen schafften maximal zwölf. Was folgte, ist bekannt: Der Geschlechterkampf um die Macht im Rathaus.
Die Kampfansage für Weiberdonnerstag konnte deutlicher nicht sein. Obermöhn Ina Harder und Romina I. rieten Bezirksbürgermeister Guido Déus: „Bleibe besser in deinem Landtag in Düsseldorf, in Beuel gibt’s was auf die Mütze.“ Auch Bonns Oberbürgermeister Ashok Sridharan bekam sein Fett weg: „Du bleibst besser auf der anderen Seite im Stadthaus. In Beuel hast Du an diesem Tag nichts verloren.“ Und dann lüftete Romina noch ein Geheimnis. Sie zog den Spitzenrock ihres Ornats ein Stück hoch und zeigte dem Publikum rote Stiefel: „Mein Traum als Kind war, Tanzmariechen der Beueler Stadtsoldaten zu werden. Das hat leider nicht geklappt.“ Als Überraschung hatte sie die Hupe von Octopussy, dem Kult-Fahrgeschäft der Familie Markmann mitgebracht. Das dröhnende Signal ertönte fortan mehrfach am Sitzungsabend und signalisierte: „Die Fahrt geht los“.
Eine weitere Überraschung gab es für Hans Hallitzky. Weil er seine 20. Sitzung leitete, hatte sich sein Generalstab eine besondere Ehrung überlegt. Corpsgeschäftsführer Dirk Esch: „Worte alleine reichen für diese Leistung nicht aus.“ Dieter Wittmann, Vorstandsmitglied im Bund des Deutscher Karneval (BDK), kam auf die Bühne und überreichte Hallitzky die BDK-Verdienstmedaille. Wittmann war übrigens als Sitzungspräsident der Vorgänger von Hallitzky.
