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Rathaussturm Beuel: Keine Chance für die Barbies und Kens

200 Jahre Weiberfastnacht in Beuel : Rathaussturm: Keine Chance für die Barbies und Kens

Die Rathaus-Verteidiger aus dem rosaroten Plastik-Land wehren sich nur kurz – und entscheiden sich dann gerne für die Vielfalt

Im durchgestylten Barbie-Land Beuel sorgt niemand anderes als Wäscherprinzessin Sabrina I. (Michel) für den berührendsten Moment dieses Rathaussturmes. Nachdem Oberbürgermeisterin Katja Dörner aka Barbie den Schutzbrief der Stadt verlesen und die Macht offiziell übergeben hat, kommen der Narrenregentin vor Überwältigung die Tränen. Obermöhn Ina Harder findet auf dem gerade erstürmten Rathausbalkon als Erste die passenden Worte: „Das ist der tollste Tag in deinem Leben. Da darfst du auch gerne ein Tränchen vergießen.“

Wenige Augenblicke zuvor hatte die Wäscherprinzessin gemeinsam mit ihrem Gefolge und mit Unterstützung des Beueler Stadtsoldaten-Corps das Rathaus erstürmt. Sabrina I. kam als hellster Sonnenschein des Beueler Wieverfastelovends im Korb eines großen Kranes angeflogen, erkletterte den Balkon und riss mit einem kräftigen Ruck den Rathausschlüssel an sich, um die Insignie der Macht sogleich in die Höhe zu recken und zur Musik mitzuhüpfen. Anschließend sprach sie zu einigen Tausend Jecken auf dem neu benannten Möhneplatz: „Wie schön, dass ihr alle nach Beuel gekommen seid. Das sind alles Freudentränen, die da runterkommen.“ Das Jubiläum der Weiberfastnacht feierten die Jecken nach dem Motto ihrer Session: „Tradition met Wieverklaaf 200 Johr en Beuel: Alaaf!“

Die Freudentränen waren ein schönes Bild, um die Mengen von Wasser umzudeuten, die seit dem Morgen auf die Narrenschar niederregneten. Doch die Feierlustigen ließen sich zum 200. Jubiläum der Beueler Weiberfastnacht davon nicht beeindrucken, sondern reckten farbenfrohe Schirme in den Himmel. „Die Regencapes sind überall ausverkauft“, sagte der Leiter der Beueler Bezirksverwaltungsstelle, Ralf Birkner. „Die Leute haben sich gut auf den Regen eingestellt.“

Das hochkarätige Musikprogramm half dabei, dem Regen zu trotzen und sich warm zu tanzen. Nach den Räubern ermunterten die Köbesse das Menschenmeer, Arme und Schirme in die Höhe zu recken. Die wortgewandten Moderatorinnen Martina Schmidt und Silvia Kluth begrüßten bald danach Kasalla aus der Stadt met K, die mit Hits wie „Alle Jläser huh“ und „Wenn ich ne Engel bin“ alle zum Springen und Schunkeln animierten. „Ich werdet 200 – das sollte man gebührend feiern“, sagte Frontmann Bastian Campmann. „Feiert euch, feiert die Vielfalt, die Liebe und das Leben, denn es ist verdammt kurz!“

Willi Bellinghausen leitete mit seinem Dancing Sound musikalisch die Machtübernahme auf dem Rathausbalkon ein: Dort erschienen OB Dörner und die stellvertretende Bezirksbürgermeisterin Heidi Froese-Jauch als Barbies und Bezirksbürgermeister Guido Pfeiffer und sein Stellvertreter Alexander-Frank Paul als Kens, um ihre rosarote, immer gleiche Party zu feiern. „Weil Barbie alles sein kann, können alle Frauen alles sein“, meinte Barbie Dörner, während Ken Pfeiffer das Patriarchat hochleben ließ. Doch die Wäscherprinzessin überzeugte beide, dass es besser für sie sei, das Plastikfigurenleben aufzugeben und die bunte Vielfalt des realen Lebens zu genießen.

So stürmten die jecken Wiever das Rathaus, unter ihnen auch NRW-Ministerin Ina Scharrenbach. Die im Beueler Karneval noch etwas bekanntere Ina Harder erhielt danach ein besonderes Geburtstagsgeschenk von den Beueler Stadtsoldaten. Kommandant Hans Hallitzky würdigte die Obermöhn und sagte: „Jetzt gibt es das größte Ständchen, das Beuel zu bieten hat.“ Das Publikum auf dem Möhneplatz sang kräftig mit: „Happy Birthday, liebe Ina!“

Die frisch besiegte OB verriet dem GA anschließend, dass sie gemeinsam mit der Bezirksverwaltungsstelle und dem Bezirksbürgermeister das Barbie-Kammerspiel ersonnen hatte. „Das passte super gut“, sagte sie, denn wie die Beueler Weiberfastnacht beschäftige sich auch der Erfolgsfilm aus dem vergangenen Sommer mit starken Frauenfiguren, während die Kens dieser Welt mit ihren Gummi-Scheiteln schon in den Kinderzimmern immer nur eine Nebenrolle einnahmen.

Eine Hauptrolle spielte zum Abschluss des Bühnenprogramms die Brassband Druckluft. Aus Beuel für Beuel, lautete das Motto der elfköpfigen Formation, die sogar Flip-Flops für Percussion einsetzt. „Unser Ziel ist, dass wir jetzt Beuel zum Explodieren bringen“, sagte Frontmann Florian Hertel und forderte die Menge auf, sich hinzuhocken, um wenig später hochzuspringen. Danach übernahm DJ Nico Jansen im Ratssaal das Kommando – mit Übertragung der Karnevals­­hits auf den schönen neuen Möhneplatz.