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Den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen

Den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen

"Ich habe den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen", erklärt Herbert Gabriel. So etwas kann nur ein echtes karnevalistisches Original sagen und das ist der Rheinländer mit Leib und Seele.

Oberkassel. "Ich habe den Karneval mit der Muttermilch aufgesogen", erklärt Herbert Gabriel. So etwas kann nur ein echtes karnevalistisches Original sagen und das ist der Rheinländer mit Leib und Seele.

Viele kennen Gabriel besonders in zwei Outfits: als Funkenmariechen der Alten Kameraden Oberkassel oder als Standarten- und Schellenbaumträger des Tambourcorps Oberkassel. Besonders durch seine imposante Statur, die durch das Röckchen in Verbindung mit blonden Zöpfen besonders gut zur Geltung kommt, ist er vielen Jecken ein Begriff. Doch es hat alles außerhalb von Beuel angefangen.

"Ich ging fast 50 Jahre im Spicher Zug mit, damals haben wir mit der Familie angefangen", sagt der 62-Jährige. Wegen der Liebe ist er dann in den 80er Jahren nach Oberkassel "ausgewandert". Dort kam er recht schnell zu den Alten Kameraden. "Meine damalige Lebensgefährtin hat dort die Kostüme genäht", erklärt Gabriel. Schnell hatte auch er die Klamotten des Vereins an.

Damals gingen die Männer als Haremswächter- und damen. "Ich wurde damals Hatschi Alef, der Herrscher über alle Sandkästen und Theken in Oberkassel und Theresienau genannt", lacht der Bartträger. Später wurde er nach einem Kostüm- beziehungsweise Uniformwechsel Funkenmariechen. "Das mache ich seit 19 meiner 22 Jahre im Verein", sagt Gabriel. In seiner Mariechen-Uniform fegt Gabriel mit vielen seiner zwölf Kameraden mittlerweile bis zu zwölfmal in der Session über die Bühnen.

"Der Showtanz ist schon schweißtreibend", sagt der Schriftführer des Vereins, doch es macht ihm Spaß: "Früher hatten wir ein bis zwei Auftritte, heute stehen die Leute auf den Stühlen, wenn wir kommen." Wenn Gabriel einmal nicht tanzt, zieht er in der Bonner Stadtsoldatenuniform mit dem Tambourcorps Oberkassel durch die Säle. "Ich habe einmal spontan zugesagt, die Standarte des Tambourcorps auf einem Schützenfest zu tragen und wollte es ein Jahr machen.

Jetzt ist es das sechste eine Jahr", schmunzelt Gabriel, der trotz Schicksalsschläge wie dem Tod seiner Lebensgefährtin immer ein Lächeln auf den Lippen hat: "Ich lache lieber, als dass ich weine." Die nächste Generation hat das Oberkasseler Original ebenfalls mit dem "Bazillus Carnevalensis" angesteckt:

"Ich habe meinen Enkel Moritz vor drei Jahren einmal zu einem Auftritt der Kameraden mitgenommen, da war er direkt Feuer und Flamme." Heutzutage tritt der Elfjährige regelmäßig auf. Etwas weiter tanzt Enkelin Jasmina (9) in Hangelar als Funkenmariechen. Ganz so wie der Opa. Karneval ist eben ansteckend und kann mit der Muttermilch vererbt werden.

Biwak Die Alten Kameraden veranstalten vor dem Zoch in Oberkassel am Karnevalssamstag, 5. März, ein Biwak auf dem Gelände der Firma Radio Engel, Königswinterer Straße 602. Ab 11.11 Uhr gibt es Spießbratenbrötchen, selbst gemachte Erbsensuppe und natürlich Herbert Gabriel als Funkenmariechen.